Linden ohne seine Geschichte ist nicht vorstellbar. Hier finden Sie einen kurzen Abriss der Historie vom Dorf Linden über die Stadtgeschichte bis zur Gegenwart als Stadtteil von Hannover. Auf den weiteren Seiten sind besondere Aspekte der Lindener Geschichte genauer beleuchtet.
- Zeittafel Lindener Geschichte
- Stolpersteine im Stadtbezirk
- Stadtteilgeschichte Limmer
- Geschichte der Burg Limbere
- Artikel von Torsten Bachmann
- Otto Bank, Pfarrer von St. Benno
- Von der Kaiserbrauerei zum Kaisercenter
- Der Wasserhochbehälter
- Lindener Marktplatz
- Lindener Turm
- Geschichtswerkstatt im Freizeitheim
- Favorite Record
- Rettet die Viktoriastraße – prägende Initiative Ende der 1970-Jahre
- Sanierung Linden-Süd
- Die wechselvolle Geschichte der Villa am Tönniesberg
- Stadion am Lindener Berg
- Wilh. Boetticher Mechanische Weberei und Kleiderfabrik
- Limmerbrunnen
- Limmerholz
Ein kurzer Spaziergang durch die farbige Geschichte von Linden und Limmer
von Jonny Peter, Quartier e.V.
Am Anfang gleich zwei Überraschungen:
Hannover hat eine Nordstadt, eine Oststadt und Südstadt, allerdings keine Weststadt. Hannover hat im Westen dafür Linden – und das gleich dreimal: Linden-Nord, Linden-Mitte und Linden-Süd. Und Limmer gehört auch dazu.
Und dann der Name: Linden?
Wir sind ja nicht in einem Waldgebiet oder ländlichen Idyll, sondern in einem der dicht bebautesten Quartiere ganz Hannovers, ja Deutschlands!
So interessant wie die Gegenwart ist, so ereignisreich war auch die Geschichte von Linden. Der heutige hannoversche Stadtteil „Linden“ war bis 1920 eine eigenständige Gemeinde, Limmer wurde 1909 von Linden eingemeindet, beide geschichtlich natürlich eng verbunden mit Hannover. Diese Nähe brachte allerdings – fast so wie heute – auch einige Reibereien mit sich. Und Linden/Limmer hatte natürlich seine Eigenheiten – so wie heute, wo nicht nur die Ihme diese beiden Lebensbereiche trennt.
Im Laufe der Zeit wandelte sich Linden vom „schönsten Dorf im Königreich Hannover“ zum von der Industrie geprägten, angeblich „größten Dorf Preußens“. In der Tat ist Linden, wie kaum ein anderer Stadtteil, geprägt durch das Zeitalter der Industrialisierung. Die bauliche Struktur wurde in dieser Zeit festgelegt; es entstand das „rote Linden“ und aus einem beschaulichen Dorf eine der größten Städte der Provinz Hannover. Andererseits: Einiges von der „alten“ Geschichte ist heute optisch nicht mehr nachvollziehbar. So existieren etwa der Küchengarten, das Schloss und viele der Großfabriken nicht mehr.
Zuerst hier die Geschichte Lindens. Die Geschichte Limmers war sozialgeschichtlich weitgehend ähnlich und wird hier am Schluss extra aufgeführt.
Überarbeitete und aktualisierte Version aus „Jonny Peter: LindenLimmerBuch 1998„, Mai 2001.
Grundlagen der Darstellungen sind: Über Linden: die hervorragende Arbeit von Walter Buschmann: „Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert“, Hildesheim 1981. Die zweite wichtige Quelle ist „Linden. Der Charakter eines Arbeiterviertels von Hannover“ von Bernd Rabe, Hannover 1992, das wohl beste Buch über Linden, wenn man einen Überblick von früher bis 1992 erhalten will.
Über Limmer: die interessante Broschüre von 1989: „800 Jahre Limmer“ der AGLV Limmer und hier insbesondere die Aufsätze von Ulrich Schweingel, Werner Müller und Hans Werner Dannowski.
© Jonny Peter Quartier e.V. – www.quartier-ev.de
Die Anfänge Lindens
Der Name „Linden“ kommt von einer alten Gerichtsstätte, die im Mittelalter etwa am heutigen „Schwarzen Bären“ gelegen hat – von Linden-Bäumen umgeben. Damals war Linden tatsächlich noch ein dörfliches Idyll vor den Toren Hannovers.
1115 wird Linden das erste Mal urkundlich erwähnt. Der alte, bäuerlich geprägte Kern des Dorfes lag am Fuße des Lindener Berges – etwa wo die Martinskirche steht. Es gehörte in den Anfängen den Grafen von Schwalenberg und dann den Grafen von Roden. Eigentlich wichtiger war aber die seit dem 13. Jahrhundert ansässige Ritterfamilie von Alten, die große Ländereien und Teile der Gerichtsbarkeit in Linden erhielt. Damals wurde der Lindener Berg als Rohstoffquelle genutzt, wurden insbesondere in Steinbrüchen die Steine z.B. für die damalige Stadtmauer Hannovers abgebaut. Mit diesen Arbeiten verdienten einige Lindener ihr karges Geld, ansonsten waren die meisten BewohnerInnen unfreie Bauern, abhängig von den Guts- und Grundherren und diesen zu Zwangsarbeiten und -abgaben verpflichtet.
Über die Ihme führte eine Holzbrücke (am heutigen Schwarzen Bären) nach Hannover, das damals schon eine Stadt war.
Ab Mitte des 17. Jahrhunderts traten dann größere Veränderungen ein. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Linden besetzt, da Hannover durch die Stadtmauern geschützt war: Die Heere nutzten den Lindener Berg als strategischen Punkt.
Die Welfen-Herzöge von Braunschweig und Lüneburg hatten im 30-Jährigen Krieg Hannover als Residenzstadt ausgewählt und legten Mitte des Jahrhunderts einen großen Lust- und Küchengarten für den Hof an: zwischen heutiger Fössestraße und Lichtenbergplatz. Dieser wurde auch bis 1866 genutzt. Heute erinnert daran z.B. noch der Name Küchengartenstraße und -platz.
Nach den Verwüstungen des Krieges wurde der Ort allmählich wieder aufgebaut, nun allerdings mehr zur Ihme hin. Die Einwohnerzahl stieg von 207 (1664) auf 1.177 im Jahr 1776 an.
Ungefähr 1650 wurde die Mühle auf dem Lindener Berg Zwangsmühle (Grundherren hatten das alleinige Recht zum Bau und Betreiben einer Mühle). Die Ihme wurde durch die Zuführung von Leinewasser (Schneller Graben) schiffbar. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Stapelplatz für die Schifffahrt nach Hannover nach Linden – da, wo heute das Ihmezentrum steht – verlegt und dort ein 5-geschossiges Speichergebäude gebaut. Die alte Holzbrücke wurde gegen 1700 durch eine Steinbrücke ersetzt, die 1910 dann von einer Stahlbrücke abgelöst wurde.
1688 verkauften die verarmten von Alten ihre Rechte und Ländereien an den Oberhofmarschall Graf Ernst Franz von Platen (1632 – 1709). Dieser legte einen großen Garten (heute Von-Alten-Garten) im Stile des Herrenhäuser-Gartens an und baute darauf ein Schloss (im 2. Weltkrieg zerstört). Die Gartenanlage wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem englischen Garten umgestaltet. Als Herzog Ernst August 1692 den Kurfürstentitel erhielt, wurde von Platen einer der einflussreichsten Männer auch in Hannover.
Linden wuchs durch den aufwendigen gräflichen Haushalt. Der Hof wurde zum großen Wirtschaftshof mit Brauhaus (Brauhofstraße), Ziegelei und Ölmühle ausgebaut. Zudem wurden eine Poststation und eine Wachsbleiche angelegt.
Um 1700 baute von Platen dann die Weberstraße mit 31 Häusern für LeineweberInnen. Die alte Dorfgemeinde Linden grenzte sich von diesem Teil ab, sodass es bis Mitte des 19. Jahrhunderts dann ein Alt- und ein Neu-Linden (in etwa Linden-Süd) gab.
Für Linden nicht ohne Bedeutung war, dass aufgrund von Veränderungen in der Erbfolge des englischen Königshauses ab 1714 (bis 1837) der hannoversche Kurfürst (später auch der hannoversche König) in Personalunion gleichzeitig König von England wurde. Dies bewirkte einen erheblichen Bedeutungszuwachs und Wirtschaftsaufschwung Hannovers, der auch nach Linden übergriff.
Die Ära von Platen endete 1816, als die von Alten ihre Wiederkaufrechte durchsetzen konnten, ihr altes Gelände übernahmen und von Platens daraufhin aus Linden wegzogen.
Linden auf dem Weg zur Industrialisierung
Das Kurfürstentum Hannover war noch ein Agrarland und wirtschaftlich unterentwickelt. Linden bestand um 1800 weitgehend aus Bauernhöfen sowie der Schlossanlage und dem Küchengarten. Die Anfänge der Industrie brachte Johann Egestorff (1772-1834), der 1803 die Kalkbrennerei auf dem Lindener Berg übernahm, in den Holz- und Steinkohlehandel (Steinkohle aus dem Deister) einstieg, neue Technologien aus Frankreich einführte und so bald zum größten Unternehmer in der Gegend aufstieg.
Die Franzosen, die unter Napoleon eine Zeit lang Hannover besetzten, brachten einige Reformen; diese wurden aber nach der Niederlage Napoleons wieder rückgängig gemacht. Zudem wurde auf dem Wiener Kongress Hannover zum Königreich erklärt (von 1815 bis 1866, gebietsmäßig in etwa dem heutigen Niedersachsen ohne Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg entsprechend). Durch den Ausbau Hannovers profitierte auch Egestorff und damit Linden. In den folgenden Jahren gründeten sich weitere – meistens kleine – Unternehmen: z.B. eine Brennerei, Lohgerberei (spezielle Form der Gerberei, Rinderhäute zu strapazierfähigen, kräftigen Ledern für z.B. Schuhsohlen zu verarbeiten), Ofenfabrik, Essigfabrik, Stärkefabrik und einige Fuhrunternehmen (oft ehemalige Kleinbauern). Dabei befand Linden sich in der Bannmeile Hannovers, unterlag also Beschränkungen in der wirtschaftlichen Entwicklung.
Prägend war aber Anfang des letzten Jahrhunderts trotz allem noch der dörfliche Charakter. Für eine kurze Zeit war Linden sogar so etwas wie der Villenvorort (das „Westend“) von Hannover: Hannoversche Bürger und Adlige legten an der Ihme ihre Villen und Landhäuser an. Zum idyllischen Ort kam als weitere Attraktion seit 1825 das vom hannoverschen Hofbaumeister Laves für Egestorff angelegte Berggasthaus auf dem Lindener Berg dazu (abgerissen 1878 für den Wasserhochbehälter), sodass das Dorf Linden „ohne Frage das erste und schönste Dorf im ganzen Königreiche“ war.
Die Revolutionen von 1830/1831 und 1848/1849 fanden in Linden praktisch nicht statt, Unruhen gab es lediglich in Hannover. Wichtig war allerdings die sogenannte Bauernbefreiung (Befreiung von der Leibeigenschaft) mit der Ablösung der Abgaben und der Privatisierung der Gemeinschaftsflächen sowie der Verkoppelung (Neugliederung des Bodens). Der Verkoppelungsplan von 1839 legte das Straßennetz bzw. die Straßenplanung fest. Viele Kleinbauern versuchten, in der aufblühenden Industrie zu arbeiten. Die Industrialisierung begann.
Das Zeitalter der Industrialisierung
Die erste Dampfmaschine, eines der Kennzeichen der industriellen Revolution, wurde 1828 im hannoverschen Stadtkrankenhaus (1910-2014 Hautklinik) in Linden eingesetzt: 1 PS stark. Ein weiteres Kennzeichen der Industrialisierung war die Eisenbahn. Sie war in Hannover lange Zeit umstritten. König Ernst August: „Ich will keine Eisenbahn in meinem Lande. Ich will nicht, dass jeder Schuster und Schneider so rasch reisen kann wie ich.“ Unter anderem deshalb wurde in Hannover – wie bei allen anderen Neuerungen auch später als in anderen Ländern – erst 1843 die Eisenbahn eingeführt. Die erste Strecke führte von Hannover erst nach Lehrte und dann kurze Zeit später bis Braunschweig.
Als Johann Egestorff 1834 starb, hinterließ er mehrere Unternehmen mit insgesamt 400 Arbeitern. Sein ältester Sohn Georg (1802-1868) baute diese noch erheblich aus und gründete auch weitere (Saline Egestorffhall, Chemische Fabrik). Das wohl wichtigste Unternehmen wurde die 1835 gegründete Eisengießerei und Maschinenfabrik (später: Hanomag) an der Göttinger Straße. Anfangs eher ein kleines Unternehmen, erlebte es dann durch den Eisenbahnbau einen riesigen Aufschwung: 1846 wurde hier die erste Lokomotive gebaut, benannt nach König „Ernst August“. Die Fachkräfte kamen in der Anfangszeit oft aus England, da vor Ort gut ausgebildete Arbeiter noch fehlten.
Zu dieser Zeit lag der Schwerpunkt des Gewerbes noch bei den Ziegeleien, Steinbrüchen und Kalkbrennereien. Das änderte sich aber in den Folgejahren rasant. Zur Linden-Süd prägenden Metallindustrie kam dann in Linden-Mitte und Linden-Nord ein weiterer wesentlicher Industriezweig Lindens hinzu: die Textilindustrie.
1837 hatten die Bankiers Adolph Meyer und Alexander Cohen mit Partnern die erste Mechanische Baumwollspinnerei im Königreich gegründet: die Mechanische Weberei an der Ihme (heute befindet sich hier das Ihme-Zentrum). Produziert wurde in dieser anfangs noch recht kleinen Fabrik roher Kattun (glattes und relativ dichtes Baumwoll-Gewebe).
Durch die Freisetzung waren genug Arbeitskräfte vorhanden. Neben den traditionellen Handwerkern gab es jetzt zunehmend Fabrikarbeiter und Tagelöhner. Die Arbeitsbedingungen waren ebenso schlecht wie die Wohnverhältnisse. Viele mussten in notdürftig umgebauten Ställen oder Nebengebäuden „wohnen“. Oft wurden auch nur „Schlafstellen“, also Betten, vermietet.
Die Einwohnerzahl Lindens stieg weiter deutlich an: von 1617 im Jahre 1821 auf 3.366 Einwohner im Jahre 1848 – trotz restriktiver Bevölkerungspolitik der Behörden. Es mussten, um genügend Arbeitskräfte unterzubringen, nun verstärkt Wohnungen gebaut werden. Die Anfänge des Arbeiterwohnungsbaus waren in Linden-Süd, wo der Essigfabrikant Heinrich Behnsen und dann der Kötner und Viehverschneider (Sauenkastration) Konrad Haspelmath an der Behnsen-, Charlotten-, Haspelmath- und Wesselstraße die ersten Häuser (eingeschossige Fachwerkbauten) anlegen ließen.
1848 wurde – hervorgehend aus einem Buchdrucker-Leseverein – in Hannover ein Arbeiterverein gegründet, ein Jahr später auch einer in Linden. Unternehmer Egestorff wurde sogar als Ehrenmitglied aufgenommen. Kurze Zeit nach ihrer Vereinigung wurde der eher zurückhaltende Arbeiterverein zwischenzeitlich vom reaktionären König verboten. Gleichwohl konnte nicht nur mit Repression Politik betrieben werden. So wurden auch Anfänge sozialstaatlicher Versorgung unumgänglich, z.B. Betriebskrankenkassen eingeführt.
Die Wirtschaft nahm in den 1850er-Jahren einen enormen Aufschwung, viele Betriebe wurden durch Aktiengesellschaften oder Banken gegründet, so etwa die spätere Lindener Aktien-Brauerei in Linden-Mitte. Egestorff baute seine Maschinenfabrik aus, die Zahl der Arbeiter stieg hier von 330 auf fast 800. Noch stärker profitierte die Textilindustrie von neuen Schutzzöllen: Meyer und Cohen bauten ab 1853 die riesige Baumwollspinnerei und Weberei (heute Heizkraftwerk) neben die Mechanische Weberei. Die Hallen waren 4-geschossig, die Dampfmaschine hatte 500 PS (Egestorffs größte hatte nur 30 PS) und über 1.000 Arbeiter sollten hier arbeiten – das wäre ein Drittel der Lindener Einwohner. Es war die erste Fabrik, die ganz auf Holzkonstruktionen verzichtete (nur guss- und schmiedeeiserne Elemente) und nach englischem Vorbild die erste Sheddachkonstruktion (Sägezahndach) in Deutschland erhielt. Auch die Mechanische Weberei wurde erweitert, an der Blumenauer Straße entstand ein alles überragendes 7-geschossiges Verwaltungsgebäude. In der Baumwollspinnerei arbeiteten dann 1.100 ArbeiterInnen, in der Mechanischen Weberei fast 1.200, in der Egestorffschen Maschinenfabrik zeitweise über 800.
Innerhalb kurzer Zeit war aus dem schönen Villenvorort ein Fabrikort auf der zuvor grünen Wiese geworden. Die Idylle war vorbei: rauchende Schornsteine verqualmten die Gegend und schädigten die Lungen, das Ihmewasser wurde von der Textilindustrie verschmutzt. Von den 1861 ca. 10.000 Einwohnern des Dorfes waren die Mehrzahl Zugezogene aus umliegenden ländlichen Gebieten, aber auch etwa aus dem Osten Deutschlands. Es waren vor allem Ein-Personen-Haushalte (geheiratet werden durfte nur am Heimatort). Die Textilindustrie benötigte vor allem nicht ausgebildete, billige Arbeitskräfte, vorwiegend Frauen, aber auch Kinderarbeit war nicht selten.
Exkurs: Linden – ein Ort der Zuwanderung
In der ersten Phase der Frühindustrialisierung – bis ca. 1840 – kamen die Beschäftigten der Lindener Betriebe aus der näheren Umgebung. Sie stammten aus dem Calenberger Land, dem Weserbergland und Lippe, vor allem jedoch aus dem katholisch geprägten Eichsfeld. Mit dem zunehmenden Aufschwung der Fabriken wurden dann verstärkt Facharbeiter aus England, Belgien und Frankreich an die Ihme gelockt, die den Qualitätsvorsprung der ausländischen Konkurrenz durch Ausbildung von einheimischen Fachkräften ausgleichen sollten. Der Beitritt des Königreiches Hannover zum Zollverein und die damit einhergehende Belebung der Textilindustrie sorgte für einen weiteren Zuzug von ArbeiterInnen.
Die Lebenssituation der abhängig Beschäftigten war durch sehr harte Arbeitsbedingungen und eine allgemein herrschende Wohnungsnot geprägt. In wirtschaftlichen Krisensituationen mussten sie zudem bei mangelhafter oder nicht vorhandener sozialer Absicherung mit Erwerbslosigkeit rechnen. Eine zweite Welle der Arbeitseinwanderung verdoppelte die Bevölkerungszahl innerhalb kurzer Zeit auf ca. 21.000 Einwohner im Jahr 1875. Nach der preußischen Okkupation des Königreiches Hannover schufen juristische Festlegungen (Gesetz über Freizügigkeit und Eheschließung ohne obrigkeitsstaatliche Einwilligung) neue Bedingungen für eine größere Mobilität der Arbeiterschaft. Durch die Anwerbung billigerer Arbeitskräfte aus östlichen Gebieten (Pommern, Schlesien, Sachsen) hatten die Unternehmer allerdings die Möglichkeit, ihre Lohnkosten zu senken. Die staatlichen Behörden zeigten sich nicht erfreut über den schwer kontrollierbaren Zuzug von Neueinwohnern und fürchteten eine „Überflutung“ Lindens mit schwerwiegenden sozialen Missständen. Aber auch sie konnten die Entstehung neuer und Erweiterung bestehender Stadtteile – im Übrigen eine reichsweite Entwicklung – nicht aufhalten.
Der Bevölkerungszuwachs hielt bis zum 1. Weltkrieg weiter an. Vor allem aus den deutschen Ostgebieten, aber auch aus Polen und Galizien wanderten viele Landarbeiter wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten und der größeren individuellen Freiheit in die industriellen Ballungszentren ein. Die Arbeitskräfte in Linden waren knapp, die Bezahlung dementsprechend relativ gut. In der Metall- und Maschinenbauindustrie warben die Unternehmen Arbeiter aus anderen Industriezweigen mit hohen Löhnen ab. Meist rückten dann die Zuwanderer in die frei gewordenen, niedriger bezahlten Arbeitsplätze nach. Auch der Andrang von Arbeitern aus der allernächsten Umgebung – der Stadt Hannover – war groß, weil sich die neu entstandenen, kostengünstigen Wohnungen in Linden-Nord großer Beliebtheit erfreuten. Die Belastung für die vorhandenen Gemeinschaftseinrichtungen erhöhten sich dadurch natürlich nochmals.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Linden zum Zufluchtsort. Hier waren zwar auch Bomben gefallen, aber die Schäden an den Häusern fielen nicht so dramatisch aus wie anderenorts. Nicht nur aus dem weitgehend zerstörten Hannover, auch von weiter her – insbesondere aus dem Osten – sammelten sich Ausgebombte und Flüchtlinge in Linden und Limmer und mussten sehr eng zusammenrücken. Durch rege Bautätigkeit in der Nachkriegszeit entspannte sich die Lage jedoch wieder.
Die nächste „Einwanderungswelle“ setzte dann zu Beginn der 70er-Jahre ein. Zum einen kamen viele „Gastarbeiter“ (Migranten), zuerst allein, dann mit ihren Familien. In den 80er- und 90er-Jahren folgten dann Asylsuchende.
Zeitgleich wurde Linden von den StudentInnen entdeckt. Diese zogen in die meist kleinen und billigen Wohnungen in Universitätsnähe ein.
Es scheint fast so, als habe Zuwanderung eine gewisse Tradition in Linden. Vielleicht hat man sich deshalb hier so gut arrangiert.
Die Fabriken brauchten viel Platz, aber natürlich musste auch Wohnraum für die zahlreichen Arbeitskräfte geschaffen werden. Während Teile von Linden-Mitte als alter Dorfkern schon lange bebaut waren, gab es bald auch in Linden-Süd die ersten Wohnhäuser, Linden-Nord war dagegen fast völlig unbebaut – abgesehen vom Industriegürtel an der Ihme. Hier wurden erst Mitte der 1850er-Jahre im Bereich Fannystraße (vor ca. 30 Jahren abgerissen und danach mit den sogenannten „Toblerone-Hochhäusern“ bebaut) sowie Fortuna- und Viktoriastraße die ersten Häuser angelegt. In der Fannystraße ließ Adolph Meyer für „seine“ Arbeiter und Arbeiterinnen eine kleine „Kolonie“ mit zweigeschossigen Kleinstreihenhäusern (35 qm Wohnfläche) anlegen. Jetzt galten 2-geschossige Häuser als städtisch. Bauliche Auflagen gab es fast nur für die Straßenseite. Typisch war in dieser Zeit das Mittelflurhaus, entweder mit Eingang zur Straße (Wohnfläche pro Geschoss ca. 80-90 qm) oder an der Seite (dann Doppelhaus, ca. 40-50 qm pro Etage).
Linden war enorm gewachsen und hatte an Bedeutung gewonnen, im Dorf galt aber noch bis 1856 die alte Gemeindeordnung, d.h. nur Hofbesitzer (61 an der Zahl) konnten den Bauernmeister wählen. Arbeiter durften an den Kommunalwahlen lange Zeit noch nicht teilnehmen. 1863 wurde das erste Gemeindehaus an der Posthornstraße errichtet. 1865/67 wollte Linden die Vereinigung mit Hannover, da man als Dorf mit den Problemen (keine Kanalisation, keine Wasserversorgung, keine festen Straßen, keine geregelte Müllabfuhr) nicht fertig werden konnte. Hannover lehnte jedoch (wie auch in den Folgejahrzehnten) wegen der zu erwartenden finanziellen Belastung ab.
Aufgrund kontinuierlicher Wirtschaftskrisen gab es ein ewiges Auf und Ab in der Industrie, häufig mussten Arbeitskräfte mehr oder weniger lange entlassen werden. Diese konnten nur teilweise in anderen Industriezweigen aufgenommen werden, Hungersnöte waren demzufolge keine Seltenheit.
Im Krieg Preußens gegen Österreich stand Hannover aufseiten der Österreicher. Preußen besiegte Österreich und besetzte am 17.6.1866 das Königreich Hannover. Georg V., der letzte Welfenkönig, floh ins Exil und Hannover wurde preußische Provinz.
Ende der 60er-Jahre starben mit Georg Egestorff und Adolph Meyer für Linden wichtige Unternehmer.
Henry Bethel Strousberg, der sogenannte „Eisenbahnkönig“, übernahm Egestorffs Maschinenfabrik und baute sie schnell zur zeitweilig wohl größten Eisenbahnfabrik Deutschlands aus. Strousberg baute nicht nur Eisenbahnen, er plante auch Bahnstrecken und ließ diese anlegen. 1872 wurden die Bahnhöfe am Fischerhof (für die Maschinenindustrie) und auf dem Gelände des ehemaligen Gartens die Station Küchengarten – vor allem für die Textilindustrie – angelegt. Durch Verbesserung der Wanderungsmöglichkeiten (Freizügigkeit, Eheschließung ohne behördliche Genehmigung) stieg die Einwohnerzahl von 11.500 im 1867 auf dann 21.000 im Jahr 1875. Linden war allerdings immer noch Dorf, bewohnt vorwiegend von Arbeitern und Arbeiterinnen, die mit ihrem Verhalten auch das Leben im Ort prägten und sich in ihren Organisationen außerhalb der Arbeitszeit trafen: z.B. in Arbeitergesangs- und Turnvereinen. 1866 konnte in Hannover auch ein Ortsverein des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) gegründet werden. Es galt das Wahlrecht des Norddeutschen Bundes, sodass jetzt bei den Reichstagswahlen Arbeiter teilnehmen konnten. Allerdings: Frauen waren bis zur Weimarer Republik vom Wahlrecht ausgeschlossen; bei Wahlen zum Preußischen Landtag galt weiter das Dreiklassenwahlrecht, und bei Kommunalwahlen waren Arbeiter nach wie vor weitgehend ohne Stimmrecht.
Bei den Reichstagswahlen 1867 erhielt die Sozialdemokratische Partei in Linden zwar fast 48 % der Stimmen, im gesamten Wahlkreis mit Hannover aber nur 11 %. Dies änderte sich bei den folgenden Wahlen zugunsten des sozialdemokratischen Kandidaten. Die Arbeiter organisierten sich zunehmend in Gewerkschaften; die ersten größeren Streiks fanden 1868/69 für Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen statt (die Arbeitszeit betrug durchaus noch ca. 60 Stunden die Woche!).
Schwerwiegend war weiter die Wohnungsnot. Strousberg legte deshalb ca. 1870 auf dem Fabrikgelände der späteren Hanomag eine neue Arbeiterkolonie an, mit verhältnismäßig billigen und komfortablen Reihenhäusern: im Volksmund „Klein-Rumänien“ genannt, weil bei Bezug der Wohnungen gerade Lokomotiven nach Rumänien geliefert wurden. Wer streikte, konnte auch entlassen werden und die Werkswohnung verlieren.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg nahm in der sogenannten Gründerzeit die Industrie einen erneuten Aufschwung. Strousberg allerdings musste aufgrund von Fehlspekulationen die Fabrik an hannoversche Banken verkaufen. Seitdem heißt die Fabrik: HANOMAG (Hannoversche Maschinenbau AG). Bei der Hanomag arbeiten zeitweise über 3.000 Personen und wurden 250 Lokomotiven pro Jahr produziert. Auch die Textilindustrie expandierte: In der Mechanischen Weberei konnte ein weltweit einmaliges Färbeverfahren für die Velvetstoffe entwickelt werden, der blau-schwarze Lindener Samt erreichte Weltruhm. Mit ca. 3.000 Beschäftigten war 1885 die Mechanische Weberei die größte Weberei auf dem Kontinent.
Für diese Menschenmassen musste natürlich weiter Wohnraum geschaffen werden: So entstanden ab ca. 1870 viele Häuser auf dem „Nedderfeld“ in Linden-Nord im Bereich der Elisenstraße. In Linden-Mitte wurden an der Kirche und an der Nieschlagstraße, in Linden-Süd vor allem im Bereich Charlotten- und Ricklingerstr. Wohnstraßen gebaut. Dazu kamen dann weitere Arbeiterkolonien an der Fanny-/Mathildenstraße und Velvet-/Pfarrlandstr. (vor ca. 30 Jahren völlig abgerissen) von der Baumwollspinnerei bzw. Mechanischen Weberei. Die Häuser waren jetzt meistens 3-geschossig mit nach wie vor kleinen Wohnungen. Man bemühte sich jetzt verstärkt, abgeschlossene Wohneinheiten zu schaffen. Pro Etage gab es meistens nur einen Wasseranschluss, oft sogar noch Pumpen auf dem Hof, wo auch die Toiletten standen. Es gab nach wie vor keine festen Straßen (sie waren bei Regen oft eher Schlammlöcher) und keine Kanalisation. Die Sterblichkeitsrate war sehr hoch, epidemische Krankheiten keine Seltenheit.
Die ohnehin nicht zahlreich vorhandenen Schulen waren völlig überlastet. In den Volksschulen – weiterführende Schulen gab es erst gegen Ende des Jahrhunderts – waren durchschnittlich 73, z.T. sogar 100 SchülerInnen in einer Klasse.
Auch die Kirchen, zur Martinskirche war die ebenfalls evangelische Zionskirche (heute Erlöserkirche) und die katholische Godehardkirche dazugekommen, waren überlastet.
An Infrastrukturmaßnahmen waren außerdem der Anschluss des Schwarzen Bären mit einer Pferdebahnlinie nach Hannover und 1890 der Bau der Spinnereibrücke (heute Leinertbrücke) von Bedeutung.
Durch Wirtschaftskrisen (etwa bei der Hanomag) kam es erneut zu Hungersnöten vor allem in Linden-Süd. Die aufkommende Bauindustrie und die florierende Textilindustrie konnten allerdings einige Arbeitskräfte übernehmen.
Im Krisenjahr 1878 wurden die Sozialistengesetze erlassen, trotzdem konnten die Sozialdemokraten 1884 mit Unterstützung der Nationalliberalen (gegen die Welfen!) den Reichstagswahlkreis gewinnen und behielten ihn auch bis zum Ende der Weimarer Republik 1933.
Die Stadt Linden
Da Hannover nach wie vor die Eingemeindung Lindens ablehnte, wollte das scherzhaft sogenannte „größte Dorf Preußens“ (es gehörte tatsächlich zu den vier größten Dörfern) nun endlich Stadt werden. Obwohl es einige Vorbehalte gab (eine Mittelschicht würde weitgehend fehlen, ebenso „intelligente Mitwirkung“) konnte dann zum 1.4.1885 Linden Stadt werden. Der erste Bürgermeister der inzwischen 25.000 Einwohner starken Gemeinde wurde dann der hannoversche Senator Georg Lichtenberg. Zuvor war noch an der Deisterstraße/Ecke Ricklinger Straße das erste Lindener Rathaus erbaut worden. Nun konnten aufgrund höherer Steuereinnahmen und einer eigenen Verwaltung einige Fortschritte in der Versorgung mit Infrastruktureinrichtungen erzielt werden.
Mit dem wieder einsetzenden Wirtschaftsaufschwung und den dadurch benötigten Arbeitskräften stieg die Einwohnerzahl in Linden innerhalb von zehn Jahren von 28.000 auf 50.000 im Jahr 1900 an.
Nach der Aufhebung der Sozialistengesetze konnte sich die Arbeiterschaft halbwegs ungehindert entfalten und war wie in kaum einer anderen Stadt mit ihren eigenen Lebensweisen, der eigenen Kultur, den vielen Vereinen und Organisationen allgegenwärtig und prägte das „rote Linden“. So erhielten z.B. die Sozialdemokraten bei den Reichstagswahlen in Linden stets über 70 % der Stimmen. Zum bürgerlichen Zentrum Lindens sollte das heutige Linden-Mitte werden. Hier wurde – gegen den Widerstand der ansässigen Bauern – der alte Dorfkern abgerissen und ein neues Rathaus gebaut sowie der Lindener Markt angelegt. Zugleich wurde versucht, gezielt durch Wohnungsbau für das Bürgertum, ein Gegengewicht zu den Arbeiterwohnungen zu schaffen (etwa Lichtenbergplatz, Pfarrlandplatz und Bethlehemplatz, Beethovenstraße).
Dies konnte jedoch kaum gelingen, dazu war der Anteil der Arbeiter und Arbeiterinnen an der Bevölkerung zu groß und Linden als Wohngebiet zu unattraktiv wegen der vielen Industriefabriken und der zahlreichen – mitten zwischen Wohnhäusern gelegene – Kleinbetriebe. Es dominierte Arbeiterwohnungsbau – inzwischen meistens vier- bzw. viereinhalbgeschossig, mit bebauten Hinterhöfen, überbauten Toreinfahrten und 2 ca. 50 qm großen Wohnungen pro Etage. Die hygienische Situation war nach wie vor nicht zufriedenstellend: die sogenannten „Proletarierkrankheiten“ wie Tuberkulose, Diphtherie und Erkrankungen der Atmungsorgane waren überdurchschnittlich häufig, ebenso die Kindersterblichkeit.
Als eine Maßnahme gegen die um sich greifende private Bauspekulation wurde der Spar- und Bauverein gegründet. Diese Baugenossenschaft versuchte billigen, aber guten Mietwohnungsbau zu erstellen und wurde zum Vorbild in ganz Deutschland. Es gab weitere „Selbsthilfeorganisationen“, etwa den Haushaltsverein, der versuchte, Produkte durch Ausschaltung des Kleinhandels billig zu halten.
Nach einer recht kurzen Amtszeit von Karl Lichtenberg wurde 1901 Hermann Lodemann Bürgermeister der Stadt Linden. In dieser Zeit ebbte der Bevölkerungsanstieg etwas ab (stockender Zuzug, niedrigere Geburtenziffern). Dennoch hatte die Stadt Linden 1910 über 73.000 EinwohnerInnen und war damals größer als Osnabrück, Hildesheim, Göttingen oder Lüneburg. Dazu führten allerdings auch 1909 die Eingemeindungen von Limmer, Davenstedt, Badenstedt und Bornum. Nach der Eingemeindung von Ricklingen 1913 kam die Stadt Linden sogar auf über 86.000 EinwohnerInnen. Dies lag wiederum an gescheiterten Eingemeindungsversuchen nach Hannover, an fehlenden Flächen in Linden (insbesondere für die Industrie) und an nötigen gemeinsamen Infrastrukturmaßnahmen (z.B. Kanalisation, Lindener Hafen).
Die Lebenssituation war nach wie vor durch Armut und enorme Arbeitsbelastungen bestimmt. Anfang dieses Jahrhunderts kam es zu großen Streiks, die mit massiven Aussperrungen seitens der Arbeitgeber beantwortet wurden. Trotzdem konnte die Arbeitszeit um die Jahrhundertwende aufgrund der inzwischen gut organisierten Arbeiterschaft im Allgemeinen von 12 auf 10 Std. am Tag gekürzt werden; die TextilarbeiterInnen mussten aber noch 11 und dann 10,5 Std. arbeiten. 1913 betrug die durchschnittliche Wochenarbeitszeit im Metallgewerbe dann 56,5 bis 57 Stunden (inklusive Samstagsarbeit).
Neben der sozialdemokratischen Partei und den Gewerkschaften waren die vielfältigen Arbeitervereine wichtig für das Leben der meisten LindenerInnen. Zu Arbeitergesangs- und Arbeitersportvereinen kamen etwa Genossenschaften, Naturheilverein Prießnitz, Naturfreunde und die Freireligiöse Gemeinde. Dazu spielte sich vieles an Freizeit in den zahlreich vorhandenen Kneipen ab, etwa im „Schwarzen Bären“ (1901/02 als Jugendstilbau neuerrichtet, im 2. Weltkrieg zerstört) oder im „Posthorn“ (im Rahmen der Sanierung abgerissen) sowie den vielen Eckkneipen. Es entstand eine eigene Kultur, ein eigenes „Lager“ – ausgegrenzt und abgegrenzt vom Bürgertum. Bei Kommunalwahlen gelang es erstmals 1911 (nur ca. ein Drittel der Wahlberechtigten waren Arbeiter!) mit Wilhelm Sporleder wenigstens einen Sozialdemokraten in das 29-köpfige Kollegium zu wählen. Erst mit der Weimarer Republik gab es beim Wahlrecht grundlegende demokratische Änderungen (z.B. gleiches Wahlrecht, Frauenwahlrecht).
In Linden existierten mehrere große Industriezentren: in Linden-Süd z.B. mit der Hanomag, am Bauweg mit den Metallfabriken Körting und Lindener Eisen- und Stahlwerken, am Lindener Hafen die Westinghouse’sche Bremsenfabrik (heute WABCO), in Limmer z.B. mit den Gummiwerken Excelsior (die 1928 in der Continental AG aufgingen) und der Leimfabrik Sichel sowie an der Ihme mit den Textilfabriken und an der Stärkestraße nun auch mit der Gummiindustrie. Dazu kamen Mittelbetriebe wie etwa die Bettfedernfabrik Werner & Ehlers (heute das Kulturzentrum Faust), die Hannoversche Brotfabrik, die Wurstfabrik Ahrberg, Lindener Aktien-Brauerei oder die Reinigungskette Stichweh. Diese Fabriken mussten oft umbauen, um die sich rasch entwickelnden neuen Technologien anwenden zu können.
Eingemeindung, Weimarer Zeit, Nationalsozialismus
Natürlich litt die Bevölkerung auch in Linden durch den Krieg, verlor viele Männer an der Front. Die Frauen mussten noch mehr als ohnehin schon in den Fabriken mitarbeiten. Während die Textil- und Gummiindustrie unter Rohstoffmangel zu leiden hatten, wurde etwa bei Körting und der Hanomag „aufgerüstet“ für Motoren, Kanonen oder Munition. Unter den Versorgungsengpässen bei Lebensmitteln hatten vorwiegend Verwundete und Kinder zu leiden. Zu essen gab es, wenn überhaupt, vor allem Steckrüben.
Am Kriegsende griff der Marineaufstand nur kurz nach Hannover über. Der Sozialdemokrat Robert Leinert wurde dort Stadtdirektor. Unter seinem Einfluss gelang es dann (weiterhin gegen den Widerstand der Konservativen in Hannover: „gesunder hannoverscher Egoismus“), dass ein in Linden einstimmig angenommener Eingemeindungsbeschluss in Hannover eine knappe Mehrheit erhielt. Seit dem 1.1.1920 ist Linden also ein Stadtteil von Hannover.
Die Nachkriegszeit war auch in Linden bestimmt durch Inflation und Massenarbeitslosigkeit. Einige der „Traditionsfabriken“ mussten zwischenzeitlich schließen, einige verschwanden ganz (z.B. die Mittelland-Gummiwerke). Die Mechanische Weberei erlebte Mitte der 20er-Jahre aufgrund einer Monopolstellung ein kurzes Hoch, erlitt dann aber starke Einbußen, da in der wirtschaftlichen Krisensituation Samt nicht mehr gekauft werden konnte. Der Baumwollspinnerei erging es noch schlechter. 1929 wurde der Betrieb geschlossen. Die Hanomag führte das Fließband ein und produzierte jetzt auch Autos, z.B. das sogenannte „Kommißbrot“, ein Kleinstauto und eine Art Vorgänger vom Volkswagen.
Linden blieb nach wie vor ein sehr lebendiger Stadtteil, politisch dominiert von der SPD. USPD (Unabhängige) oder KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) hatten relativ wenig Bedeutung erlangen können. Wichtig waren die vielen Schutzorganisationen der Arbeiter, die sich regelrechte Straßenschlachten mit den in Linden nicht geduldeten Nationalsozialisten lieferten. Provokationen der Nazis konnten oft nur unter Polizeischutz durchgeführt werden (etwa die „Eroberung“ des Arbeitertreffs Posthorn im roten Linden).
Gegen Ende der Weimarer Zeit wurden dann von enttäuschten Linken einige kleine Parteien und Organisationen gegründet, die massiveren Widerstand gegen die aufkommenden Nationalsozialisten forderten. Dazu gehörte auch die „Sozialistische Front“, die der SPD-Funktionär Werner Blumenberg gründete und auf ein Leben im Widerstand vorbereitete.
Noch 1933 gab es einige Aktionen gegen die Nazis. Aber es liefen auch die ersten Verhaftungswellen gegen Arbeiterfunktionäre, anfangs insbesondere von der KPD. Die Sozialistische Front versuchte – unter Lebensgefahr – mit den „Sozialistischen Blättern“ Aufklärung und Information über die Nazis zu verbreiten. Trotz vieler Schutzmaßnahmen konnte durch einen Spitzel 1936 die Sozialistische Front zerschlagen werden. Werner Blumenberg konnte entkommen, andere Funktionäre kamen in Zuchthaus und Konzentrationslager, einige wurden dort ermordet (etwa Wilhelm Bluhm). An vielen Stellen in Linden waren Lager für ZwangsarbeiterInnen, die in den Fabriken arbeiten mussten. In der Hanomag wurden auch KZ-Häftlinge vom Mühlenberg eingesetzt.
Auch wenn es noch versteckte Aktionen, wie Hilfen für Häftlinge gab, effektiver Widerstand war nicht mehr möglich. Noch 1933 gab es einige Aktionen gegen die Nazis. Aber es liefen auch die ersten Verhaftungswellen gegen Arbeiterfunktionäre, anfangs insbesondere von der KPD. Die Sozialistische Front versuchte – unter Lebensgefahr – mit den „Sozialistischen Blättern“ Aufklärung und Information über die Nazis zu verbreiten. Trotz vieler Schutzmaßnahmen konnte durch einen Spitzel 1936 die Sozialistische Front zerschlagen werden. Werner Blumenberg konnte entkommen, andere Funktionäre kamen in Zuchthaus und Konzentrationslager, einige wurden dort ermordet (etwa Wilhelm Bluhm). An vielen Stellen in Linden waren Lager für ZwangsarbeiterInnen, die in den Fabriken arbeiten mussten. In der Hanomag wurden auch KZ-Häftlinge vom Mühlenberg eingesetzt.
Auch wenn es noch versteckte Aktionen, wie Hilfen für Häftlinge gab, effektiver Widerstand war nicht mehr möglich. Obwohl die Nazis in Linden keine Basis hatten, blieb es nicht aus, dass einige in die Partei eintraten, entweder aus Überzeugung oder aus Not.
Insbesondere ab Oktober 1943 wurde Hannover bombardiert. Linden blieb dabei nicht verschont von Bomben, aber diese fielen bei Weitem nicht so massiv wie etwa in der Innenstadt Hannovers. Dadurch blieben die meisten der Wohnhäuser auch stehen, viele Fabriken wurden jedoch stark zerstört und in der Nachkriegszeit nur teilweise wieder aufgebaut.
Nachkriegszeit bis heute
In der unmittelbaren Nachkriegszeit war Linden mit ein Gründungsort der neuen SPD (für die Westzonen), denn Kurt Schumacher war aus dem KZ nach Hannover gekommen, verlegte sein Büro in die Jacobsstraße 10, meldete die SPD wieder als Partei an und übernahm schnell ihre Leitung. Einige aus seiner Umgebung, etwa Annemarie Renger oder Egon Franke, wurden bundesweit einflussreiche Politiker. Den Neuaufbau in Hannover organisierten weitgehend unbelastete Politiker, die dann auch Leitungspositionen übernahmen, so etwa August Holweg als Oberbürgermeister.
Linden nahm aufgrund der vielen noch unzerstörten Häuser ausgebombte HannoveranerInnen und auch Leute aus dem Umland auf. Lindens Wohnungen waren wieder, wie zu Zeiten der Industrialisierung, vollgestopft mit Menschen.
Gegen Ende der 1950er-Jahre wurden dann erste Überlegungen zur Sanierung des Stadtteils angestellt. Die Bausubstanz war alt, der Standard der Wohnungen eher schlecht (meistens keine Bäder, Toiletten auf halber Treppe, im Keller oder noch auf dem Hof, geheizt wurde oft mit Kohleöfen) und Linden lag im Westen wie ein störender Gürtel um die Innenstadt, die sich so nicht ausweiten oder verkehrsmäßig gut erschließen ließ. Gutachten für Linden-Nord (Limmerstraße) und Linden-Süd (Charlottenstraße) von Prof. Göderitz aus Braunschweig sahen denn auch weitgehend den Abriss der Häuser und stattdessen Hochhäuser und mehrspurige Straßen durch Linden vor.
Daraus wurde vorerst nichts. Sanierung entwickelte sich aber zum beherrschende Thema der nächsten Jahrzehnte. Mit der „alten“ Industrie ging es weiter bergab. Anfang der 1960er-Jahre wurde auf dem Gelände der alten Baumwollspinnerei das Heizkraftwerk errichtet, in den 70er-Jahren anstelle der Mechanischen Weberei (Lindener Samt) das riesige Ihme-Zentrum gebaut. Und das „Fabriksterben“ ging und geht weiter. Aus der ehemaligen Industriehochburg, in der Wohnen und Arbeiten vermischt war, wird ein Wohnort mit einigen Angeboten im Dienstleistungsbereich. Die für Linden typischen kleinen Läden und Gewerbebetriebe verschwanden wie anderenorts – allerdings beschleunigt durch die Sanierung.
Linden-Süd war 1972 als eines der ersten Sanierungsgebiete der Bundesrepublik festgelegt worden. Die städtebauliche Sanierung wurde 1990 abgeschlossen. Linden-Nord folgte 1976 als zweites Sanierungsgebiet; die Sanierung wurde 2000 beendet. In einem Sanierungsgebiet hat der Träger der Maßnahmen (in Hannover die Kommune) zur Behebung städtebaulicher Missstände mehr Eingriffsmöglichkeiten als sonst und konnte über zusätzliche Finanzmittel (von Bund und Land) verfügen. Praktisch hieß dies, dass die Stadt Grundstücke bzw. Häuser aufkaufen konnte, um sie dann abzureißen oder zu modernisieren. Für die Mieter gelten hier besondere Schutzrechte (Sozialplanung). Neben Modernisierungen und Neubauten wurden im Rahmen der Sanierung vor allem Hinterhäuser und störende Gewerberäume abgebrochen. Stattdessen wurden z.B. Grünflächen, Kinderspielplätze oder Tiefgaragen geschaffen. Auch eine Neugestaltung des Straßenraumes gehörte dazu. Jüngstes Beispiel ist die Umgestaltung der Limmerstraße.
Sanierungen verlaufen nicht konfliktfrei. Schließlich müssen die Menschen ihre z.T. jahrzehntelang bewohnte Umgebung verlassen und in den neuen Wohnungen erheblich mehr Miete bezahlen. Vertreibung der LindenerInnen stand im Zentrum der Befürchtungen. Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Bürgerinitiativen, sodass auch Hausbesetzungen gerade in den Anfangszeiten der Sanierung nicht selten waren – insbesondere bei Abrissen, Leerständen oder zu Spekulationszwecken missbrauchten Häusern. Insgesamt sind in Linden-Süd weitaus mehr Abrisse und „Umwälzungen“ vorgenommen worden als in Linden-Nord. Hier hat die Stadt teilweise dazugelernt (dazulernen müssen), gab es mittels verschiedener Modelle (Anwaltsplanung, Gemeinwesenarbeit, Sanierungskommissionen, Stadtteilforum etc.) bald regulierte Auseinandersetzungsformen, sodass die Konflikte eher schon im Vorfeld ausgeräumt wurden.
Zehn Jahre, nachdem die Sanierung in Linden-Süd beendet worden war, zeigte sich, dass erneut etwas gegen einen gewissen sozialen Abwärtstrend in Linden-Süd übernommen werden musste. Versuche, den Stadtteil in das Bundesprogramm Soziale Stadt aufzunehmen, scheiterten zwar, dafür wurde aber aus dem städtischen Haushalt Geld zur sozialen Stabilisierung eingesetzt. Zahlreiche Aktivitäten beleben derzeit den Stadtteil.
Zehn Jahre, nachdem die Sanierung in Linden-Süd beendet worden war, zeigte sich, dass erneut etwas gegen einen gewissen sozialen Abwärtstrend in Linden-Süd übernommen werden musste. Versuche, den Stadtteil in das Bundesprogramm Soziale Stadt aufzunehmen, scheiterten zwar, dafür wurde aber aus dem städtischen Haushalt Geld zur sozialen Stabilisierung eingesetzt. Zahlreiche Aktivitäten beleben derzeit den Stadtteil.
Durch den Niedergang vieler Fabriken wurden auch wieder riesige Flächen für andere Nutzungen frei. So entstand auf dem Gelände in der ehemaligen Bettfedernfabrik Werner & Ehlers das Kulturzentrum FAUST und ein ökologischer Gewerbehof, auf dem Gelände einer ehemaligen Wurstfabrik das neue Ahrbergviertel in den alten Gebäuden. Auf dem Hanomag-Gelände wurde ein Teil von zwei Baumärkten wieder belebt. Das Grundstück der ehemaligen Gilde-Brauerei ist inzwischen mit einem Mix aus Reihenhäusern, Etagenwohnungen und Verwaltungsbauten neu erschlossen worden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Revitalisierung des Ihme-Zentrums die sehr schleppend voran geht.
Historie von Limmer
Das kleine Dorf Limmer wird urkundlich erstmalig 1189 erwähnt. Damals besaß Graf Conrad I von Roden die Burg Limbere. Sie lag wohl in der Leineniederung am heutigen Leinewehr.
Der Name Limmer kommt vermutlich von „Lehmberg“, weil in der Tat hier Lehm zu finden war. In eine ähnliche Richtung gehen neue Untersuchungen: „Die Ortsnamen des Landkreises Hannover und der Stadt Hannover“. Demzufolge war mit Limmer ursprünglich eine „feuchte, glitschige Stelle“ gemeint. Die Burg verfiel im Laufe der Jahrhunderte, nachdem die Grafen nach Wunstorf umgesiedelt waren. Im Umfeld der kleinen Kirche lebten vorwiegend Bauern, Fischer und Handwerker. 1689 lebten 167 Personen in Limmer, 1825 bereits 365 und 1871 dann über 1.100.
Limmer war ein weitgehend unauffälliges Dorf, spektakulär jedoch und auch sehr weit bekannt durch das Wirken von Jacobus Sackmann, der von 1685 bis 1718 als Pastor in der St. Nikolai-Kirche tätig war. Gefürchtet bei den „Herrschaften“ und beliebt beim Volk waren seine Predigten, in denen er sich auch schon mal über den Adel hermachte. Kurfürstin Sophie hat 1710 „von hertzen gelacht über die schöne predigt vom dorfpfaff“. Erneut bekannt wurde Limmer dann gegen Ende des Jahrhunderts durch die Entdeckung der Schwefelquellen am Limmerholz. So wurde dann 1794 ein Heilbadebetrieb am Limmerbrunnen eröffnet.
Kurze Zeit später hält auch hier die Industrialisierung Einzug. Der Ort hat sich dadurch baulich stark verändert. Die Wohn- und Arbeitssituation war nicht besser als in Linden, die soziale Not führte dazu, dass Kinder in „Rettungshäusern“ untergebracht werden mussten.
Die wichtigste Fabrik war die Hannoversche Gummi-Kamm-Fabrik, seit 1899 mit Sitz in Limmer. Dort arbeiteten anfangs 1.100 Beschäftigte. 1912 waren es schon 3.500 Beschäftigte im nun unter dem Namen Excelsior laufenden Werk. 1928 fusionierte man mit der Continental Gummi-Werke AG. 1989 hatte der Betrieb noch über 2.000 Mitarbeiter. Das Werk hat hier inzwischen den Betrieb aufgegeben und ist ganz nach Stöcken verlagert worden. Ein weiterer größerer Betrieb war die Kesselfabrik Conrad Engelke. Anfangs wurden hier vor allem Straßenkessel und Asphaltiergeräte produziert, später wurde die Produktpalette aber stark erweitert. 1891 verlegte ein anderes großes Unternehmen, die Wäschereinigungsfirma Stichweh, seinen Sitz nach Limmer. Noch heute hat Stichweh hier seinen Sitz, besaß 1989 über 116 Filialen im Großraum Hannover und verfügte über 450 Mitarbeiter. 1896 kam dann die Tapetenkleisterfabrik Sichel dazu. Als die Firma 100-jähriges Jubiläum feierte, waren hier ca. 300 Mitarbeiter beschäftigt.
Zum 1.4.1909 wurde Limmer von der Stadt Linden eingemeindet und zusammen mit Linden dann 1920 ein Stadtteil von Hannover. Alleine schon durch die Beschäftigungsmöglichkeiten in diesen Betrieben war der Ort weiter gewachsen. Im Jahr 1900 lebten 3.672 EinwohnerInnen in Limmer, 1939 dann 7.392 und 1952 sogar 10.037. Danach verlor Limmer jedoch, wie auch Linden, wieder EinwohnerInnen, sodass es 1987 nur noch 6.533 waren, darunter 851 AusländerInnen.
Im Faschismus befand sich 1944/45 ein Arbeitslager des KZ Neuengamme auf dem Contigelände. Kurz vor Kriegsende wurden die Gefangenen, überwiegend Frauen, nach Bergen-Belsen deportiert. Seit 1987 erinnert am Stockhardtweg ein Denkmal an diese Zeit.
Wie lebendig es in der Nachkriegszeit im heute eher beschaulichen Limmer mal war, belegen folgende Angaben aus dem Jahr 1950: 9 Bäckereien, 4 Fleischereien, 36 Lebensmittelgeschäfte, 10 Obst- und Gemüseläden, 6 Milchgeschäfte, 3 Drogerien, 10 Tabakläden und 20 Schank- und Speisewirtschaften.
Eine Erhebung der Stadt von 2008 sagte aus, dass rund 365 Geschäfte mit 69 000 Quadratmetern Verkaufsfläche vorhanden waren. Im Vergleich der Stadtbezirke landete Linden-Limmer auf Platz drei, knapp hinter Vahrenwald-List. Vor allem Bau- und Möbelmärkte bringen viel Geld von außerhalb in den Stadtbezirk.
1957 wird an der Liepmannstraße das Fössebad eingeweiht, 1961 der Badebetrieb im Limmerbrunnen eingestellt, 1962 das Schulzentrum Fössefeld eröffnet und 1967 an der Wunstorfer Straße die damalige Pädagogische Hochschule fertiggestellt.
Nach Beendigung der Sanierung in Linden-Süd sollte dann Limmer Sanierungsgebiet werden, um den Stadtteil wieder attraktiver gestalten zu können. Dies scheiterte dann aus finanziellen Gründen. Ausgeprägt ist nach wie vor das starke Vereinsleben im Stadtteil, etwa der Wassersport, wohl auch bedingt durch die beiden Bäder, neben dem Fössebad gibt es ja noch das Volksbad Limmer am Stockhardtweg, und die Kanäle an Leine und Lindener Hafen. Mit Waspo Linden und dem Kanu-Club Limmer sowie Victoria Linden residieren einige der erfolgreichsten Sportvereine Hannovers in Limmer. Fußball-, Schützen-, Gesangs- und Kleingartenvereine runden das Bild ab.
Mit der Angliederung eines Kulturtreffs an die Schule wurde der Kastanienhof zu einem kleinen Kulturzentrum für den Stadtteil.
Im Jahr 2001 ist das Gebiet um die Wunstorfer Straße im zweiten Anlauf dann doch noch städtebauliches Sanierungsgebiet geworden. Neben der Sperrung und Umgestaltung der Wunstorfer Straße im Bereich des Stichweh-Leineparks bzw. der sogenannten Schwanenburg ist derzeit auch noch die Umnutzung des Conti-Geländes zur Wasserstadt Limmer eines der wesentlichen Themen in Limmer.
Im Volksmund sind folgende Reime bekannt, die gelegentlich Jacobus Sackmann zugeschrieben werden, aber aus späteren Zeiten stammen: „In Limmer wird’s alle Tage schlimmer; … In Linnen is nix tau finden – Und: In Hannover Hebbet se ok nix over.“
Jonny Peter
Grundlage dieses Aufsatzes ist die sehr gute Broschüre von 1989: „800 Jahre Limmer“ der AGLV Limmer und hier insbesondere die Aufsätze von Ulrich Schweingel, Werner Müller und Hans Werner Dannowski. Er wurde 2019 für punkt-linden.de von Ralf Borchardt aktualisiert, korrigiert und ergänzt.
© Jonny Peter Quartier e.V. – www.quartier-ev.de
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