Wir lieben unser Linden, die Stadt der Industrie; sie ist uns traute Heimat, Lindener Blut vergisst das nie. Wir tragen auf der Brust ein Lindenblatt, denn Linden ist die allerschönste Stadt.
Fritz Röttger
Damit fing alles an: Es war um 1115, als Graf Wittekind von Schwalenberg unter Lindenbäumen an der Ihme eine Gerichtsstätte begründete. Später bediente sich der Graf von Roden dieser Einrichtung und gab Linden sein Wappen: den gräflichen Löwen, die Farben blau und weiß, dazu der Lindenbaum. Damit war vorgegeben: der spätere hiesige Ort konnte nur Linden heißen. Wenn Sie mehr über Linden wissen wollen, dann werden Sie es auf der Butjer Route durch Linden auch erfahren.
Herausgeber: Lebendiges Linden
Text: Hans-Jörg Hennecke
Liebe Menschen in Linden, liebe Fans unseres Stadtteils!
Kann man einen Stadtteil lieben? Aber sicher! Wir in Linden wissen das und haben deshalb viel Interesse an Geschichte und Gegenwart. Geschichte ist immer Geschichte von Menschen und ihrer Kultur. Manche Spuren der Vergangenheit sind verloren gegangen: durch Kriege und Sanierungswahn. Vieles ist erhalten. Wenn man genau hinschaut und hinhört, offenbaren Häuser, Straßen und Plätze ihre Geschichte. Linden hat reichlich Geschichte. Am Anfang standen Adlige, geprägt wurde unsere Stadt (die erst seit 1920 Stadtteil von Hannover ist) aber durch Arbeit.
Der Verein Lebendiges Linden fördert seit Jahren das kulturelle Leben. Unser Beitrag aus den 90er Jahren ist ein Schnupper-Spaziergang, um Linden ein wenig kennenzulernen. Er beginnt auf dem Lindener Berg, führt durch Linden-Süd, Linden-Mitte und endet in Linden-Nord. Daraus wurde die Butjer Route. Natürlich lässt sich darin nicht ganz Linden und seine 900-jährige Geschichte einbinden. Nehmen Sie sich zwei Stunden und folgen sie den Spuren der Butjer.
Was Butjer sind? Sie werden es auf diesem spannenden Gang durch Linden erfahren. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Entdeckerfreude beim Schnuppern.
Egon Kuhn, ehemaliger Vorsitzender des Vereins Lebendiges Linden e.V.
Lindener Bergfriedhof
Unser Spaziergang beginnt auf dem Lindener Berg. Am Eingang des Bergfriedhofs. Als Friedhof ist er ein Stück abgeschlossener Lindener Geschichte, Beisetzungen gibt es hier seit 1965 nicht mehr (amtlich: Belegungen finden nicht mehr statt). Ein Rundgang über den Bergfriedhof zeigt uns mit zum Teil imposanten Grabmälern ein Stück Lindener Familien-Geschichte. Auch botanisch gibt es im Frühling/Sommer ein reichhaltiges Angebot an Blütenduft für den Spaziergänger. Besonders hervorzuheben ist die Scillablüte Ende März die den ganzen Friedhof in sattem Blau erstrahlen lässt.
Auffallend ist der Pavillon, der 1914 vom Küchengarten (Pavillonstraße) hierher verlegt wurde. Nach dem 1. Weltkrieg diente er als Gedenkstätte für die Kriegsopfer (natürlich nur die deutschen). Zwischenzeitlich hatten hier Künstler ihr Atelier und heute ist er zentrale Anlaufstelle am Lindener Berg, betrieben vom Verein Quartier e.V.. Wir sind hier übrigens 89 Meter über Normal-Null, was die Kleingärtner veranlasste, eine Kolonie auf den Namen Lindener Alpen zu taufen. Die Höhe war mal einsame Spitze für ganz Hannover. Dann wurde der Kronsberg eingemeindet, aber der hielt seinen Rang nicht lange. Moderne Berge sind höher: die Mülldeponie in Altwarmbüchen misst stolze 120 Meter.
Hier ist Linden einmal hinter Hannover zurück. Sie werden es uns verzeihen.
Lindener Turm
Wenn wir den Friedhof verlassen, wenden wir uns nach links und sehen schräg gegenüber den Lindener Turm, bzw. die Lindener Mühle. Die Hannoveraner hatten die strategische Bedeutung des Lindener Berges frühzeitig erkannt und an seiner höchsten Stelle einen Wehrturm errichtet (1392). Lindener Turm Im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) erreichte Tilly (erinnern Sie sich – Geschichtsunterricht Mittelstufe?) mit seinen Truppen diese Stelle, um Hannover zu erobern. Das gelang nicht: die Dänen und ihre Verbündeten waren schon da. Nach dem Krieg war wie üblich Abrüstung angesagt: der Turm wurde zur Mühle. Die hat ihre Produktion längst eingestellt, dafür gab es wieder einen logischen Übergang: von der Gerste zum Bier. Der Biergarten lockt im Sommer Tausende an.
Auf dem Berg
Zuerst treffen wir auf den unübersehbaren Wasserbehälter. Dieser notwendigen Jazz-Club und Mittwochstheater Versorgungseinrichtung musste das berühmte Lindener Berggasthaus weichen (1878). Öffentlich zugänglich ist die Volkssternwarte, die hier ihren Sitz hat, und wo man unter anderem den Mond aus Lindener Sicht betrachten kann. Gegenüber ist das Mittwochs-Theater und der Jazz-Club zu finden.
Auf der Wiese am Hang treffen sich Lindener und ihre Gäste einmal im Jahr zur Riesenfete: In der Silvesternacht drängen sich hier Tausende, um gemeinsam den Beginn des neuen Jahres zu feiern und das Feuerwerk bis in Hannovers Innenstadt zu bewundern.
Das alte Dorf Linden
Wenn wir jetzt weiter den Hang hinuntergehen, kommen wir an Lindener Ursprünge: Hier war das alte Dorf Linden, ein Bauerndorf, von dem praktisch nichts mehr übriggeblieben ist. Das Dorf erstreckte sich um die Martinskirche (1285). Die historische Martinskirche wurde mehrfach zerstört, so im 30-jährigen Krieg und im 2. Weltkrieg. Neben der Kirche erkennen wir den alten Friedhof. Allein das Grab der Familie Egestorff ist übriggeblieben. Es soll an den Bienenfleiß der Industriegründer erinnern. Mit dieser Familie begann Lindens Industriegeschichte. Johann Egestorff (der Kalkjohann) begann hier mit der Kalkbrennerei. Sein Sohn Georg setzte die Wirtschaftstätigkeit mit 19 Fabrikgründungen fort. Die bekannteste war 1835 die Egestorffsche Maschinenfabrik, die spätere Hanomag.
Von-Alten-Garten
Vor uns liegt nun der Von-Alten-Garten. Sein Name erinnert an die früheren Besitzer: die Familie von Alten. Der älteste bekannte Vertreter dieses Namens war Ritter Brüning von Alten. Jahrhunderte beherrschte die Familie Linden, besaß ausgedehnte Grundstücke, betrieb Landwirtschaft, Fischerei und Handwerk. Zudem waren die Lindener der Familie von Alten den Zehnten an Korn und Fleisch schuldig, dazu Hand- und Spanndienste (meist 30 Tage im Jahr). Auch die sogenannte niedere Gerichtsbarkeit lag bei der Familie von Alten. Im Von-Alten-Garten erinnern daran noch die Reste eines Gefängnisses, von der Bevölkerung schlicht Hundeloch genannt. 1688 wurde der Besitz an den Grafen von Platen-Hallermund verpfändet (die von Altens erhielten ihren Besitz erst nach langwierigen Prozessen 1816 zurück). Der Graf erwarb zusätzliche Ländereien und ließ im Von-Alten-Garten ein Schloss errichten, das im Frühjahr 1945 durch einen Luftangriff vollständig zerstört wurde. Graf von Platen begann unter anderem Leinenweberei und ließ für die angeworbenen Arbeitskräfte die Weberstraße bauen. Wenn wir den Von-Alten-Garten durchquert haben und das Eingangsportal an der Posthornstraße passieren, sehen wir auf der linken Seite den Brüning-Stein. Er erinnert an die Ermordung des Ritter Brüning 1413. Gegenüber liegt Linden-Süd, mit Charlottenstraße, Ahrberg-Viertel und Deisterplatz, was einen speziellen Spaziergang lohnt. Wir wenden uns nun nach links und erreichen an der Post (das frühere, architektonisch beeindruckende Postgebäude wurde im 2. Weltkrieg zerstört) die Grenze von Linden-Süd zu Linden-Mitte. Vergleichbar ist später die Grenze zu Linden-Nord an der Fössestraße. Es gibt hier tatsächlich unsichtbare Barrieren für das Leben in den drei Lindener Teilen.
Lindener Marktplatz
An Markttagen (Dienstag und Samstag) vereinigt sich Lindener Leben auf dem Marktplatz. Ansonsten nehmen hier viele nur das Zentrum von Linden-Mitte wahr. Das ist bis heute umstritten. Dabei hatten die Stadtväter Lindens schon bald nach der Verleihung der Stadtrechte (1885) den Traum eines echten Stadtzentrums verwirklichen wollen. Damals gab es ein neu erbautes Lindener Rathaus in Randlage an der Deisterstraße, Ecke Ricklinger Straße. Die stürmische Entwicklung Lindens (allein zwischen 1885 und 1895 stieg die Einwohnerzahl von 25.000 auf 35.000) veranlasste die Stadtväter, an die Gestaltung des Marktplatzes zu gehen. 1896 begann der Bau des neuen Rathauses, 1899 wurde es vollendet. Seine ganze Pracht mit Staffelgiebeln und Turm ist nicht erhalten. Kriegszerstörungen (1943) wurden in den Nachkriegsjahren beim Wiederaufbau vereinfacht ausgeglichen. Aber es ist auch heute unser Rathaus. Seit 1981 ist es Sitz der BezirksbürgermeisterInnen, die hier für Sprechstunden zur Verfügung stehen. Der Nachtwächter steht seit 1896 auf dem Lindener Marktplatz Wache. Von dem Berliner Bildhauer Hans Dammann geschaffen, sollte er eigentlich auf dem Holzmarkt in Hannover stehen. Doch dort gefiel die bestellte Figur offensichtlich nicht mehr, und die Lindener Bürger sammelten Geld für ihr neues Wahrzeichen. Am Nordrand des Marktes ist die Stephanus-Villa erhalten (Davenstedter Straße 4). Hermann Stephanus war Fabrikant und Lindener Gemeindevorsteher vor 1885. Vor der Villa biegen wir links ab und halten uns vor der Grundschule am Lindener Markt rechts. Vor uns liegt der Lichtenberg Platz.
Lichtenberg Platz
Berühmt geworden ist er durch seine Kastanie, die als einer der schönsten Bäume Hannovers galt. Leider ist der Baum gestorben (Hundekot, Streusalz, saurer Regen u.a.). Mehrere Wurzelbehandlungen konnten daran nicht ändern. Inzwischen wurde eine neue Kastanie gepflanzt. Der Platz ist nach dem ersten Bürgermeister der Stadt Linden benannt. An der Einmündung der Wittekindstraße sehen wir das Standbild des Sachsen-Herzogs Wittekind (Widukind). Ein offensichtlicher Fehler im Verlauf der Lindener Geschichte: Erinnert werden sollte an Wittekind von Schwalenberg, den Gerichtsherrn am Beginn der Lindener Geschichte (1115). Die Häuser am Platz heben sich von den üblichen Lindener Arbeiterquartieren deutlich ab: hohe Räume und große Wohnungen für das wohlhabende Bürgertum, erbaut im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts (ähnliche Häuser findet man z.B. in der Beethoven- und Jacobsstraße). Wir verlassen den Lichtenbergplatz durch die nächste einmündende Straße, die Gartenallee. Vorbei am füheren schönsten Polizeirevier Hannovers überqueren wir die Staphanusstraße und sehen linker Hand das Gilde-Carre. Hier stand einst die Lindener Brauerei.
Lindener Butjer
Vor uns ist die Volksbank Hannover (ehemals Lindener Volksbank), am Beginn der Minister-Stüve-Straße. Und vor der steht er leibhaftig: der Lindener Butjer. Ein Kunstwerk von Ulrike Enders, geschaffen aus Anlaß des 100-jahrigen Bestehens der Lindener Volksbank im Jahre 1990. Der Butjer war ein Schmähbegriff der Stadt-Hannoveraner für alle ungebetenen Gäste aus den Vororten. Die kamen nämlich „von buten rin“ (von draußen rein) und waren somit Butjer. Lindener machten aus dem Schmähbegriff einen Ehrennamen und nennen sich bis heute stolz Butjer.
Wir gehen weiter und biegen links in die Jacobsstraße.
Jacobsstraße
Direkt gegenüber (Nr.10) erinnert eine Legendentafel an die Gründungsstätte der Nachkriegs SPD. Hier residierte unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg (1945-1946) Dr. Kurt Schumacher, der spätere Parteivorsitzende. Er galt als entschiedener Antikommunist. Dennoch unterhielt im gleichen Haus, in der Wohnung des Tänzers Maxim Bosse, die KPD ihr Parteibüro. Man wird sich auf der Treppe begegnet sein. Die Jacobsstraße endet wieder vor dem Gilde-Carre. Die dortige Lindener Brauerei wurde nach der Fusion mit der Gilde Brauerei AG immer weniger benötigt und 2001 endgültig abgerissen. Dort ist jetzt ein neues Viertel von Linden mit Einfamilienhäusern, betreutem Wohnen für Senioren und der Verwaltung der Ostland Wohnungsbaugenossenschaft entstanden. Mit der Neugestaltung des Küchengartenplatzes soll das Gilde-Carre mit dem Ihme-Zentrum und Linden-Mitte zusammenwachsen.
Wir gehen nun über die Ampel ins Ihme-Zentrum. Dort wenden wir uns nach links in Richtung Küchengarten.
Ihme-Zentrum
Zwischen 1971 und 1976 entstand der gewaltige Komplex auf dem Gelände der ehemaligen Mechanischen Weberei (Lindener Samt). Das war seinerzeit das größte innerstädtische Bauprojekt in Deutschland. Die Idee hieß: zurück zur Stadt. überall sollten kombinierte Bauten entstehen, die Büros, Einkaufsstätten und Wohnungen beherbergten. Als Stadt von morgen im Herzen der Landeshauptstadt wurde der Bau hochgelobt. Heute denkt man darüber anders. Das Ihme-Zentrum soll umgestaltet werden, sich mehr dem übrigen Linden öffnen und wieder für die Menschen einladender wirken. Übrigens: als der Bau entstand, wurden weltweit ähnliche Projekte entwickelt. So ändern sich die Zeiten. Wir verlassen das Ihme-Zentrum und überqueren die Blumennauer Straße zum Küchengarten und stehen vor den früheren Städtischen Bädern.
Theater am Küchengarten
Der Küchengarten heißt Küchengarten weil… Ja tatsächlich, hier war lange Zeit eine Gartenanlage, in der Kohl, Salat und anderes angebaut wurde. Und zwar für das hannoversche Königshaus. Später war hier auch der Lindener Bahnhof. Eine Eisenbahnspur existiert noch (Rampenstraße). Sie wurde letztmals zum Transport der Kohle für das Heizkraftwerk genutzt. Seit das aber mit Gas beheizt wird, ist die Strecke stillgelegt.
Städtische Bäder lesen wir am Backsteinbau zwischen Stephanus- und Haasemannstraße (erbaut 1927-1929). Wer an ein Schwimmbad denkt, ist auf dem Holzweg. Hier fand Lindener Körperreinigung statt: Wannen- und Duschbäder für Lindener Familien, die in ihren Wohnungen damals keine Badezimmer hatten. Der Kabarettist Dietrich Kittner übernahm die Anlage, als sie im Ergebnis der Wohnungssanierung nicht mehr gebraucht wurde. Zur Erinnerung blieb eine Nasszelle erhalten.
Heute kann man hier im Theater am Küchengarten neben Dietrich Kittner im Bereich Kabarett und Satire alles erleben, was in Deutschland einen Namen hat.
Wir wenden uns nun der Limmerstraße zu und überwinden dabei die Fössestraße die nächste Barriere, die Grenze von Linden-Mitte zu Linden-Nord.
Limmerstraße
Fast wäre sie zu einer vierspurigen Autorollbahn zwischen Westschnellweg und Ihme-Zentrum umgebaut worden. Das sah jedenfalls der Plan des Professors Goederitz vor, der die rechte Häuserzeile für diesen Zweck abreißen lassen wollte. Wie die Neubauten neben der Vierspurstraße ausgesehen hätten, lässt sich am Beispiel Ihme-Zentrum erahnen. Dieser Plan konnte verhindert werden, dennoch gab es schlimme Beispiele von Flächensanierung. So wurde die Fannystraße (sie lag zwischen Mathilden- und Fortunastraße) und eine Hälfte der Mathildenstraße abgerissen. Hier wurden Neubauten errichtet (Volksmund: Toblerone), ohne Rücksicht auf die Bausubstanz im Umfeld. Die Limmerstaße ist das wirkliche Herz und Zentrum Lindens. Sie ist Flaniermeile, Einkaufsstraße und Gaststätte. Hier findet Kommunikation statt. Attraktivität und Image liegt besonders den Geschäftsleuten am Herzen, die sich zu diesem Zweck 1975 zur Aktion Limmerstraße zusammengeschlossen haben.
Kulturladen Selmastraße
Der Laden Selmastraße 6 des Diakonischen Vereins steht seit über 20 Jahren für zahlreiche Initiativen in Linden. Hier tagte die erste parteiunabhängige Bürgerinitiative Linden-Nord, die sich mit der Stadtteil-Sanierung beschäftigte und Bürgerforderungen anmeldete.
Seit den Lindener Kulturtagen 1996 ist „Der Kulturladen“ in der Selmastraße 6 wieder Zentrum aktueller Projektarbeit in Linden. Es geht um neue Aktivitäten im Rahmen von Gemeinwesenarbeit und sozialer Kulturtätigkeit. Das Institut für Gemeinwesenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit, die Bethlehem-Gemeinde, der Diakonische Verein, das Netzwerk Lindener Kulturwerkstatt, die Seniorenakademie „Otto Brenner“ und der Theaterförderverein VZF kooperieren hier.
Themen sind u.a.: Einrichtung eines Erzähl-Cafés für Lindener Bürgerinnen und Bürger; Vorstellung projektbezogener Arbeit: die Butjer-Route – ein stadtteilhistorischer Spaziergang (in Zusammenarbeit mit dem Verein Lebendiges Linden); die Gemeinwesenarbeit der Bethlehem-Kirche.
Auch kritische Betrachtungen der Kommunalpolitik sollen im Kulturladen zur festen Einrichtung werden. Angeboten wird zudem ständige Beratung zu verschiedenen Themen: Kulturförderung in Zusammenarbeit mit dem Verein Lebendiges Linden; Gemeinwesen-, Sozial- und Jugendarbeit im Stadtteil; Kooperation und Vernetzung in Linden; Festkultur für Vereine (in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Lindener Vereine, AGLV). Und überhaupt: Stadtteil- und Soziokultur, Stadtteilgeschichte und Öffentlichkeitsarbeit.
Wir gehen über die Limmerstraße und biegen rechts ein.
Kochstraße
Wir aus der Kochstraße heißt eine Broschüre des Freizeitheims Linden, die sehr anschaulich die Vergangenheit der Straße erzählt. Die Filmemacher Sigrid und Andreas Holte haben daraus auch einen Film gemacht. Die Kochstraße war eine typische Lindener Straße für Arbeiter-Familien mit enger Hinterhofbebauung (an einer Baulücke kann man das noch erkennen). Kein Bad, keine Toilette, zumeist 60 qm Wohnfläche, wo große Familien lebten. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts waren die Wohnverhältnisse weit unter dem hannoverschen Durchschnitt. Die Sanierung hat sich hier aber sehr positiv ausgewirkt.
Geschichtswerkstatt Linden
Die Geschichte einer Straße im Arbeiterstadtteil Linden. Eine Dokumentation, die sich mit der traditionellen Geschichtsschreibung auseinandersetzt und eine gute Möglichkeit bietet, die Geschichte des Stadtteils nachzuvollziehen. Inhalt: Die Besiedlung des Nedderfelds Aspekte der politischen und sozialen Lage – Häuser und Hinterhof – Das Waschhaus – Der Konsumverein – Hausbesitzer und Kaufleute – die Wohnverhältnisse Ausflugsziele und Vergnügen – Der Arbeitersport – Arbeitergesang- und Musikvereine – 1. Mai-Goldene Jahre Bittere Zeiten – Eine Frau berichtet Arbeitslosigkeit – Auseinandersetzung mit den Nazis – Kriegserlebnisse – Kindheit unter Bomben – Kriegsfolgen-Einmarsch der Amerikaner – Ein Blick in die Nachkriegszeit.
Wohnen im Alter
Am Ende der Kochstraße stoßen wir auf die AWO-Seniorenwohnanlage Ihme-Ufer.
In diesem Komplex gibt es neben einem Pflegeteil auch Seniorenwohnungen, wo alte Menschen selbstständig leben können. Auf der linken Seite der Wohnanlage beginnt die Wilhelm-Bluhm-Straße (benannt nach dem 1942 im KZ ermordeten Lindener Widerstandskämpfer, der gemeinsam mit Werner Blumenberg und Franz Nause die Sozialistische Front leitete). Ein Stück weiter auf der rechten Seite treffen wir auf die letzte noch vorhandene Fabrikanlage am Ihme-Ufer. Hier war die Bettfedernfabrik Werner & Ehlers. Jetzt ist es die Heimstatt von FAUST.
Faust
Das Kürzel steht für Fabrik-Umnutzung und Stadtteilkultur. Der Verein hat sich 1989 mit dem Ziel gegründet, die denkmal- geschützte Fabrikanlage zu einem soziokulturellen Zentrum umzunutzen. Hier treffen sich Initiativen, Künstler haben Ateliers eingerichtet, Theater wird gespielt, Musik- und Tanzveranstaltungen werden angeboten. Zum Gelände gehört ein Gewerbehof (u.a. Radio Flora). An der rechten Seite des Hauses findet sich eine Plastik des Lindener Bildhauers Wolfgang Supper zur Ehrung von Wilhelm Bluhm (Der aufrechte Gang).
Wir können unseren Stadtteilspaziergang mit einem erholsamen Umtrunk hier im Cafe oder im Biergarten Gretchen beenden.
Für den Heimweg empfiehlt sich der hintere Ausgang von FAUST, direkt am Leine- und Ihme-Ufer. Heute ein schöner Spazierweg; früher stand hier zwischen FAUST und Ihme-Zentrum eine Fabrik neben der anderen. Alles hat zwei Seiten: Mit den rauchenden Schloten sind in Linden auch massenhaft Arbeitplätze verschwunden.