Elektroautos sollen die Zukunft sein, aber dafür wird natürlich Strom benötigt

Öffentliche Ladestation Ungerstraße
Öffentliche Ladestation Ungerstraße Ecke Kötnerholzweg

Der Bund hatte bis 2030 mit sieben bis zehn Millionen zugelassenen Elektroautos gerechnet. Die Zahl der zugelassenen Elektroautos betrug am 1. Juli 2021 etwa 440.000, im Juli 2021 wurden zusätzlich 57.000 zugelassen. Die gesamte Fahrzeuganzahl in Deutschland lag bei ca. 50 Millionen. Das ist sehr ernüchternd.

Dazu kommt dann noch die schon jetzt ungenügende Verfügbarkeit an Lademöglichkeiten. An diesen wenigen Ladestationen stehen Elektroauto-Besitzer Schlange.

Ladestationen in Deutschland sowie unserem Bezirk

Im vierten Quartal des Jahres 2021 lag die Anzahl der Ladestationen in Deutschland bei rund 25.800, bis 2030 braucht Deutschland aber mindestens 440.000 Ladesäulen. Aktuell gibt es in Hannover 123 Ladestationen für Elektroautos (Quelle: www.ChargeMap.com). Davon existieren in Linden/Limmer insgesamt 7 öffentliche enercity-Ladepunkte. In Linden-Süd, und übrigens auch in Ahlem, gibt es keine einzige. In der Ricklinger Straße 66 wurde immerhin ein Pilotprojekt mit einer ersten Sharing-Ladesäule eingerichtet (für 10 Nutzer von E-Autos eine Ladesäule mit zwei Ladepunkten). Dieses Sharing kostet aber 14,90 €/Monat* Grundgebühr.

Hier eine Aufstellung der öffentlichen enercity-Ladestationen in Linden/Limmer:

Rudi Hurzlmeier - E-Auto laden
Cartoon: Rudi Hurzlmeier

Die Zahlung kann mit einem RFID-Schlüssel bzw. der App eines anderen Fahrstrom-Anbieters (EMP – E-Mobilitätsprovider) oder freier Wahl der Zahlungsmethode mit Einscannen des an der Ladestation aufgedruckten QR-Codes erfolgen.

Es gibt Anfragen an die Verwaltung der Landeshauptstadt Hannover und den Bezirksrat Linden/Limmer

Das Bezirksratsmitglied Thomas Ganskow (Piraten) hat vor diesem Hintergrund der oben genannten Zahlen interessante und nachvollziehbare Fragen an die Verwaltung der Landeshauptstadt Hannover gestellt:

  1. Welche Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur, insbesondere Laternen, sind in Gänze oder im Betrieb in privater Hand und plant die Verwaltung in diesen Fällen ganz oder teilweise, wenn ja in welchen, eine Rekommunalisierung?
  2. Plant die Verwaltung die Bereitstellung von Laternen als Ladesäule für Elektromobilität und wenn nein, warum nicht?
  3. Wie will die Verwaltung für einen ausreichenden Bestand an öffentlichen Ladesäulen im Straßenraum sorgen, wenn Laternen dafür nicht genutzt werden?

Die Verwaltung teilte darauf am 10.11. mit, dass ein Gutachten erneut die Vergabe zur Umsetzung an eine*n externe*n Dienstleister*in empfohlen hat. Weiterhin wurde festgestellt, dass verwendbare Straßenlaternen nicht vorhanden sind. Als Letztes geht die Verwaltung davon aus, dass „die meisten Ladevorgänge, nämlich ca. 80 % zu Hause oder im Betrieb stattfinden“. Zitat: „Es ist nicht die Aufgabe der Kommune, durch Bereitstellung von Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum jeglichen Ladebedarf zu decken.“

Weitere Fragen wurden daraufhin dem Bezirksrat Linden/Limmer heute am 23.11.2021 gestellt, auf die Antworten kann man gespannt sein:

  1. Wie hoch ist aktuell der Anteil an E-Pkw am Gesamtbestand von Pkw im Stadtbezirk und wie viele davon sind mangels alternativer privater Stellplätze auf öffentliche Stellplätze angewiesen?
  2. Mit welcher Steigerung der Zahl an E-Pkw plant die Verwaltung im Hinblick auf öffentliche Ladesäulen und wodurch ist die angenommene Steigerung begründet?
  3. Warum hält die Verwaltung die Bereitstellung von öffentlicher Ladeinfrastruktur nicht für eine Aufgabe der Kommune, wenn doch E-Mobilität als wichtiger Bestandteil der Verkehrswende propagiert wird?

Wie kann die Zukunft aussehen?

Es ist nun zu hoffen und abzuwarten, dass letztendlich vernünftige Vorschläge gemacht bzw. Entscheidungen getroffen werden, die den Besitzern von Elektroautos und am Ende natürlich dem Klima nutzen.

Einer technischen Umsetzung in Bezug der Laternen-Nutzung steht nichts entgegen, die nötige Energie an den Leitungen der Lampen müsste zur Verfügung stehen. In Valencia/Spanien z.B. ist das schon Realität. Hauseigentümer/gemeinschaften haben schon seit Längerem die Chance auf geförderte Anschlüsse, sogenannte Wallboxen.
An den Stellen, wo die Autos nicht gebraucht werden, würden sich auch Ladesäulen anbieten: während der Arbeit (als Umweltbeitrag, teilweise schon vorhanden) oder des Einkaufens (als Dienstleistung). Ganz oben steht aber die Frage, ob für Hannover bzw. ganz Deutschland die Stromversorgung für alle Elektroautos ausreichen wird (Stichwort beschleunigter Ausbau von Wind- und Solarenergie). Wir haben ja jetzt eine neue Verwaltung und auch Bundesregierung, die diese Aufgaben wahrscheinlich erkennen.

Bildnachweis: Ralf Borchardt, Rudi Hurzlmeier