Lindener Butjer (II): Der Bildhauer Wolfgang Supper

Wolles Lindener Welt

Wolfgang Supper in seinem Atelier
Wolfgang Supper in seinem Atelier im Kötnerholzweg 60A

Stellt man Leuten den Stadtteil Linden vor, kommt man schnell auf das Thema Kunst/Kultur und Künstler*nnen zu sprechen, schließlich hat Linden hier einiges zu bieten und die künstlerische Vielfalt gehört zur Quirligkeit des Quartiers. Heutzutage denkt man beim Thema Kunst in Linden vielleicht zuerst an die vielen Graffitis an den Hauswänden. Zu den zum Teil wirklich großartigen Werken gesellen sich im öffentlichen Raum auch Objekte. Gerade in Linden-Nord ist man dann bei Wolfgang Supper, dessen Steinobjekte dem aufmerksamen Kunst-Beobachter unweigerlich ins Auge fallen: am Beginn der Limmerstraße die große Steinskulptur mit den Fröschen, auf dem Schmuckplatz vor „Fisch-Hampe“ die beiden Fische, auf dem Kinderspielplatz am Pfarrlandplatz wieder Frösche und bei FAUST das Wilhelm-Bluhm-Relief. Dazu kommt auf einem Innenhof der Röttgerstraße eine weitere Skulptur. Viele Lindener*nnen kennen nicht nur seine Kunst, sondern auch „Wolle“ selber. Oft sieht man ihn mit seinem E-Bike die Limmerstraße rauf und runter radeln oder damit am Straßenrand stehen und klönen.

Vom Bäcker zum Bildhauer

Wolfgang Supper wurde 1953 in Empelde geboren. Seine Familie zog dann nach Hannover-Buchholz und als Wolfgang acht Jahre alt war nach Linden-Nord in die Wilhelm-Bluhm-Straße. Hier, allerdings ein paar Häuser weiter, lebt er immer noch. Er ging in die Salzmannschule und begann nach seinem Hauptschulabschluss 1969 eine Lehre bei Bäcker Steuck am Pfarrlandplatz (heute Café Kaffka). Danach wollte er „etwas von der Welt sehen“, reiste erst mal durch Deutschland und verdiente sein Geld auf Montage. Er merkte bald, dass er Bildhauer werden wollte und ließ sich entsprechend umschulen. Über den 2. Bildungsweg konnte er später in Hannover an der FHH Kunst studieren. Seit 1990 ist er Diplom-Bildhauer. Eigentlich wollte er zu seinem großen Vorbild, dem weltbekannten österreichischen Aktionskünstler Alfred Hrdlicka (1928-2009), nach Berlin ziehen. Er konnte dann allerdings von seinem ehemaligen Mitschüler Rainer Grube, den wir jetzt als Bezirksbürgermeister kennen, Räumlichkeiten in der Grotestraße übernehmen und hier sein erstes Atelier einrichten. Später richtete er sein Atelier in der Wilhelm-Bluhm-Straße ein, seit 1997 ist dies im Kötnerholzweg 60A zu finden. Er hatte sich 1987 selbstständig gemacht, hat auch mal Grabsteine erstellt (vor zwei Jahren übrigens auch den für Egon Kuhn), sein Schwerpunkt ist aber die Bildhauerei. In den 90er Jahren arbeitete er mit Schulen zusammen und entwickelte Kunstobjekte mit den Schüler*innen. Das erste bekannte Werk von ihm ist 1993 der Gedenkstein „Der aufrechte Gang“ am FAUST-Verwaltungsgebäude für den Widerstandskämpfer Wilhelm Bluhm. Ab 1994 war er 14 Jahre lang Dozent an der Kunstwerkschule in Oldenburg. Er hat für Linden sechs Objekte erstellt, zu den fünf genannten in Linden-Nord kommt noch ein Relief an der Fassade von „Umbau“ in der Nieschlagstraße dazu. Zahlreiche Werke von ihm sind in Hannover sowie in Langenhagen, Peine oder Meppen zu sehen. Das größte ist bisher der Stadtbrunnen in Lehrte. Oft stehen seine Objekte auf Spielplätzen oder an Kitas. Schließlich sind seine Hauptmotive Tiere, vor allem Frösche sowie Pferde, Enten oder Eulen. „Begonnen habe ich eigentlich mit kritischer Kunst, z.B. mit KZ-Mahnmalen. Das mit den Tieren hat sich danach so ergeben.“ Sie sind inzwischen auch so etwas wie sein Markenzeichen. „Für mich soll Kunst Freude machen. Und auch für mich macht Arbeiten mit Tiermotiven mehr Spaß als mit düsteren politischen Themen. Für mich sind Mensch und Tier auf Augenhöhe. Und mit Tieren kann man durchaus menschliches Verhalten charakterisieren oder ironisch darstellen“, sagt Wolfgang Supper. Es passt auch zu „Wolle“. Denn Gespräche mit ihm sind immer sehr unterhaltsam. Nicht nur, weil er viel über Linden zu erzählen hat, sondern auch, weil er über reichlich Humor verfügt und gerne lacht. Und dies kommt eben auch in seiner Kunst zum Ausdruck.

2006 erhielt er nach einer seltenen Krankheit, die nichts mit seinen Steinmetzarbeiten zu tun hatte und die ihn zwei bis drei Jahre außer Gefecht setzte, eine Lunge transplantiert. „Danach begann ich zusätzlich zu malen, auch hier vor allem Tierbilder bzw. Menschen und Tiere, z.B. als Karikatur. Kussköppe sind mein Hauptmotiv, auch sitzende Frösche und Vögel. Und alle sehr bunt.“

Lindener Butjer

Er zeigt seine Werke in seinem Atelier, gelegentlich auch anderenorts in Ausstellungen. Von ihm ist die Fabel „Frosch Lebendig“ erschienen, über ihn einige Bücher wie der „Elefantengucker“ oder zahlreiche Kataloge. Dieter Herrmann und Uwe Müller drehten über ihn den Film „Wolles Welt“, der auf YouTube zu sehen ist (siehe unten) und auch im Fernsehen lief. Seit 2006 kamen zum vorherigen Schaffen noch geschätzt 800 bis 1000 Skulpturen sowie 1100 Bilder und über 3000 Zeichnungen und Skizzen hinzu und zeugen von seinem reichen künstlerischen Schaffen und seiner unerschöpflichen Kreativität. Drei seiner Froschbilder sind sogar in Japan zu sehen, ein Bär steht auf einem Friedhof auf Mauritius.

Trotz seiner überregionalen Präsenz ist Wolfgang Supper ein Lindener Butjer geblieben. „Seit dem achten Lebensjahr wohne und arbeite ich in Linden, bin danach abgesehen von meiner Deutschland-Tour immer in Linden-Nord geblieben. Jetzt lebe ich immerhin schon sechzig Jahre hier. In jungen Jahren habe ich Rugby gespielt, erst beim Sportclub Linden, dann bei Victoria Linden. Da bin ich noch heute Mitglied. Ich habe fünf Jahre in der Bundesliga gespielt und gehörte sogar zur Niedersachsenauswahl. Das alles erdet einen. Ich kenne mich gut in Linden aus. Ich mag das Multikulturelle, die Vielfalt und Lebendigkeit. Linden ist meine Heimat und mein Zuhause.“

Wer seine Werke besichtigen möchte, kann ihn gerne im Atelier besuchen. Bitte nur mit telefonischer Anmeldung unter 0175-2155257. Ein Besuch lohnt sich.

Film „Wolles Welt“ auf Youtube

In der Serie „Lindener Butjer“ stellt Jonny Peter verschiedene Personen aus dem Stadtbezirk vor. Im Teil I den Schriftsteller Günter Müller.

Bildnachweis: Jonny Peter