Noch in diesem Jahr soll mit den Bauarbeiten für den Neubau der Dornröschenbrücke beginnen. Nach Angaben von Andrea Holthaus-Voßgröne vom Fachbereich Tiefbau sollen im Mai die Ausschreibungen und bereits im Juli die Vergabe erfolgen. Im Oktober 2023 sollen die erforderlichen, umfangreichen Baumfällungen starten. Die Fertigstellung der neuen Brücke ist für Anfang 2025 angepeilt. Ausführlich über die Bauplanung hat Punkt-Linden hier berichtet.
Viele alte Bäume müssen weichen
Für den Bau der neuen neben der bestehenden Brücke muss beidseitig der Leine jeweils ein großer Bauplatz eingerichtet werden. Dafür müssen auf der Flussseite in Linden-Nord mindestens acht Bäume, teils mit einem Umfang von über 2 Metern gefällt werden. Auf Nordstädter Seite sind es sogar mindestens 20 Bäume, zusätzlich muss eine größere Zahl an Büschen gerodet werden.
Bremer Damm erhält vorübergehend eine Baustellenzufahrt
Für die Bauphase werden drei Baustraßen angelegt. Auf Nordstädter Seite wird eine Baustraße in Richtung Biergarten Dornröschen verlaufen. Kurz vor der Schnellwegunterführung „In den Kämpen“ wird eine behelfsweise Auf- und Abfahrt für Baufahrzeuge auf den Bremer Damm erstellt. Eine weitere Baustraße führt über den anderen Fußweg bis zum Lodyweg in Höhe der Hänischbrücke. Auf Lindener Seite führt die Baustraße über den Almstadtweg zur Leinaustraße, in der während der Bauphase einige Parkplätze entfallen werden.
Dass mindestens 28 Bäume fallen müssen, ist nach Aussage von Frau Holthaus-Voßgröne der kurzen Sperrzeit geschuldet, die in der durchgeführten Bürgerbeteiligung ausdrücklich gewünscht wurde. Die neue Brücke wird zunächst neben der bestehenden errichtet. Im Anschluss erfolgt der Abriss des alten Bauwerks und die neu gebaute Brücke wird per Querverschub an die bisherige Stelle manövriert. Die Querung über die Leine wird nur für einen Zeitraum von drei Monaten gesperrt. Hingegen sind die Fuß- und Radwege entlang der beiden Flussufer für voraussichtlich 18 Monate gesperrt. Würde erst der Abriss der Dornröschenbrücke erfolgen und danach der Neubau an gleicher Stelle erfolgen, müssten weniger Bäume abgeholzt werden.
Angepasste Planung
In der Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Linden am vergangenen Mittwoch wurden modifizierte Pläne für den Neubau vorgestellt:
- Der Radweg soll nun eine Breite von 5 Meter, der Fußweg von 4 Meter erhalten. In ersten Planungen war von jeweils 4,5 Metern die Rede. Der breitere Radweg wird im Hinblick auf die geplante Veloroute über die Brücke als notwendig erachtet. Auf der jetzigen Brücke ist der Fuß- und Radweg jeweils 3 Meter breit.
- Die auf der neuen Brücke zwischen Fuß- und Radweg vorgesehene 1,4 Meter breite und 45 cm hohe Sitzbank soll so gebaut werden, dass diese nur vom Fußweg aus genutzt werden kann.
Bezirksrat beschließt ökologische Baubegleitung
Dem von der Stadtverwaltung vorgelegten Vorschlag hat der Stadtbezirksrat Linden-Limmer mehrheitlich zugestimmt. Auf Initiative von Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube wurde zusätzlich eine ökologische Baubegleitung beschlossen, die es bisher noch nicht in Hannover gegeben hat. Diese umfasst die Beratung der Ausführenden und die Überwachung der festgelegten Auflagen aus Natur- und Artenschutzsicht und des Umweltschutzes. Dieses insbesondere im Hinblick auf die umfangreichen Baumfällungen und einer dort ansässigen Fledermauskolonie.
Stellungnahme Gerd Wach, Naturschutzbeauftragter für Hannover-West
Auf Anfrage von Punkt-Linden bezeichnete der Naturschutzbeauftragte der Region Hannover für Hannover-West, Gerd Wach, diesen Beschluss als Bequemlichkeits-Lösung:
Der Bezirksrat Linden-Limmer hat mit seinem Beschluss, den Übergang an der Dornröschenbrücke bei ihrer Erneuerung nur für 2-3 Monate zu sperren, in Kauf genommen, dass mehr als 40 zum Teil sehr große Laubbäume gefällt werden müssen. Damit hat er sich für einen massiven Eingriff in das Landschaftsbild und in die Natur entschieden. Die neue Brücke wird in ihrer Silhouette der alten ähneln, aber ihr Umfeld wird ganz anders aussehen. Besonders das Nordufer wird durch den Verlust des Ensembles der drei starken Eichen und mehrerer großer Pappeln und der Bau einer Baustraße vom Bremer Damm hinunter zur Brücke mächtig, das grüne Landschaftsbild ausdünnen. Die Alternative wäre eine Sperrung der Querung an dieser Stelle für 15 Monate gewesen. Das macht schon einen großen Unterschied. Wäre sie aber der Bevölkerung nicht zuzumuten, wenn dadurch der Lebensraum für viele Vögel, Fledermäuse und Insekten erhalten geblieben wäre?
Leider gibt die Beschlussvorlage keine Angaben, welchen Eingriff bei einer konventionellen Bauweise (Abriss und dann Neubau) an z. B. Bäumen zu beklagen gewesen wäre.
Es heißt nur: „Damit könnten (mit dieser Bauweise) gut 1 Mio. € eingespart, die Bauzeit auf ca. 15 Monate und damit die Dauer der Sperrung der leineparallelen Wege reduziert werden. Zudem hätte dies deutlich weniger Baumfällungen sowie den Entfall von Baustelleneinrichtungsflächen für die neben der heutigen Brücke zu bauende neue Brücke mit den Zuwegungen dazu zur Folge.“
Wäre das nicht die bessere Lösung, wo mehr Natur in der Stadt immer gefordert wird und kein Geld in der Stadtkasse ist?
Der nächste Schritt
Als nächste Gremien müssen jetzt noch der Stadtbezirksrat Nord, der Bauausschuss und der Verwaltungsausschuss den Plänen zustimmen.