Baden und/oder Rudern im Leineabstiegskanal – Pro und Contra

Schleusenweg
Schleusenweg

Der Bezirksrat Linden/Limmer möchte gern einen Fußweg entlang des Schleusenwegs mit Abstiegstreppen zum Leineabstiegskanal zwischen Wasserkunst und Leineabstiegsschleuse, der an der Wasserstadt Limmer liegt. Dies könnte zum Baden in der Wasserstraße einladen, trotzdem es nicht erlaubt – aber auch nicht verboten – ist. Der Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube ist der Überzeugung, „man müsse dem Wunsch der Menschen gerecht werden, sich dem Wasser zu nähern.“ Weiter sagte er: „Was wir vorgeschlagen haben, steht nicht im Widerspruch zu den Aktivitäten der Vereine. Ohnehin werde im Leineabstiegskanal „seit Jahrzehnten“ gebadet. Dabei handele es sich auch nur um eine ‚Wasserstraße niederer Ordnung‘. Baden sei dort zwar nicht erlaubt, es sei aber auch nicht verboten. Wir wollen keine Badestelle schaffen, sondern einen Zugang zum Wasser“.

Leineabstiegskanal
Leineabstiegskanal und Leinemasch

Wenn es nach der Stadt ginge, soll der Uferpark direkt am Kanal einen Radweg bekommen, somit ohne Zugänge zum Wasser. Dagegen wehrt sich der Bezirksrat aber vehement mit der Einschaltung der Kommunalaufsicht oder gegenfalls mit einer Klage.

Der Deutsche Ruderclub hat ganz klare Vorstellungen

Christian Held, Sportvorstand beim DRC Hannover warnt vor einer Zunahme der Bade- und Schwimmunfälle im Falle der Möglichmachung von Badestellen. In seiner Stellungnahme äußert er sich klar gegen „Badestellen durch die Hintertür“. Er hat einige Fragen mit dem Bezirksbürgermeister am Abend der vergangenen Bezirksratssitzung besprochen, anschließend hat er sie noch einmal schriftlich an die Landeshauptstadt Hannover weitergereicht zwecks Weiterleitung an alle Bezirksratsmitglieder.

Hier diese grundsätzlichen Fragen in Bezug auf die Gefahrenlage für Badende in der Bundeswasserstraße Ihme/Leine und Leineverbindungskanal sowie Fragen zur Anerkennung des bestehenden Rechtsstatusses der Wasserstraßen:

Herr Bezirksbürgermeister, meine Damen und Herren Mitglieder des Bezirksrates Linden-Limmer,
zur Anlage des Uferparks in der Wasserstadt am Leine-Verbindungskanal stelle ich für die rund 850 Mitglieder der Rudervereine RV Linden, Rugm. Angaria und DRC Hannover folgende Fragen. Zwei der drei genannten Vereine sind übrigens im Stadtbezirk Linden-Limmer ansässig.

Können wir davon ausgehen, dass allen Mitgliedern des Bezirksrates Linden-Limmer bekannt ist, dass es sich beim Leine-Verbindungskanal, der Ihme und der Leine um eine Bundeswasserstraße handelt, also eine Wasserfläche, auf der gemäß ihrer Widmung zu allererst Schiffs- und Bootsverkehr stattfindet?

Müssen die Mitglieder in den Rudervereinen davon ausgehen, dass der Bezirksrat Linden-Limmer die wasserverkehrliche Widmung durch den Bund als Bundeswasserstraße tatsächlich oder rechtlich in Frage stellt oder bei seinen Beschlüssen ignoriert?

Ist den Mitgliedern des Stadtbezirksrates Linden-Limmer bewusst, dass durch Uferzugänge unmittelbar zum Wasser, durch Treppen und Sitzgelegenheiten unmittelbar am Wasser, wie die jüngst neu gestalteten Uferbereiche zeigen, die Menschen angeregt werden, im Kanal zu baden?

Können wir davon ausgehen, dass den Mitgliedern des Bezirksrates bewusst ist, dass das Baden und Schwimmen in einer Bundeswasserstraße Gefahren für Leib und Leben der beteiligten Personen mit sich bringt?

Wann, wie und durch wen haben sich die Mitglieder des Bezirksrates darüber informiert, welcher Verkehr auf der Bundeswasserstraße Leine-Verbindungskanal stattfindet, mit welchen Typen von Wasserfahrzeugen dort verkehrt wird und welche Gefahren von diesem Verkehr unter anderem für Badende ausgehen?

Ist den Mitgliedern des Stadtbezirksrats bewusst, dass ein Ruderboot – sagen wir mal beispielhaft, aber realistisch – besetzt mit fünf 80-jährigen Senior*innen oder vier Taubblinden-Handicapsportler*innen und ihre/r Betreuer*in rund rund 400 KG wiegt und bei normaler Fahrt mit rund 10 km/h unterwegs ist? Und ist den Mitgliedern des Stadtbezirksrates bewusst, dass eine Kollision zwischen dieser physikalischen Masse und einer/m Badenden absolut tödliche Folgen haben könnte?

Sind Sie mit mir einer Meinung, dass (hoffentlich) niemand von Ihnen aus Sicherheitsgründen auf die Idee käme, auf dem Mittelstreifen der Bundestraße 6, also mitten auf dem Westschnellweg, einen Fußgänger*innenweg, Parkbänke, Treppen, Spielgelegenheiten für Kinder und Zugänge zum erleichterten Betreten zur Verkehrsfläche, also zum Betreten der Asphaltbahnen der Bundesstraße Westschnellweg zu schaffen?

Ist den Mitgliedern des Bezirksrates bewusst, dass durch Ihre Entscheidung, direkte Wasserzugänge zu schaffen, die zum Baden einladen, die Zahl der Boots- und Badeunfälle steigen und sie alle damit indirekt für Verletzte und Tote bei diesen Unfällen mitverantwortlich sein würden?

Kommentar der Redaktion:
Es handelt sich bei allen Beteiligten um erwachsene Menschen, die ihre Wünsche umsetzen wollen – sei es die Sportler, die Politiker und nicht zuletzt die beteiligten Bürger (wobei Sportler und Politiker am Ende auch welche sind, die mal baden möchten). Schon im Juli 2006 wurde den Badefreudigen der Zugang zur Leine an anderer Stelle verwehrt.

Wie wäre es mit einem Kompromiss: man installiert mittig im Abstiegskanal eine schwimmende Kette, wie im Schwimmbad die Trennung von Planschbecken und Schwimmbereich. Auf der einen Seite können dann die Ruderer ungestört ihrer Tätigkeit nachgehen und auf der anderen Seite wäre es möglich, ins Wasser zu steigen. Wie sagte der Bezirksbürgermeister nochmal? Baden ist zwar nicht erlaubt, es ist aber auch nicht verboten. Und erfahrungsgemäß bringen Verbote sowieso nichts, dafür bietet die Vergangenheit viele lebendige Beispiele.

Bildnachweis: Stefan Ebers, Ralf Borchardt