Lindener Personen und Projekte / Teil III – der Allerweltsladen

Ina Lüdecke im Allerweltsladen (Foto: Jonny Peter)
Ina Lüdecke im Allerweltsladen (Foto: Jonny Peter)

Global denken – lokal handeln

Das Zitat „Global denken – lokal handeln“ ist eines der meistgebräuchlichen der letzten Jahrzehnte und war Antrieb für die Gründung des Allerweltsladens in Linden. Die Idee stammt aus einer Projektwoche an der IGS Linden 1980 zum Thema „Dritte Welt“. Von dort folgte dann der Vorschlag, für die konkrete Umsetzung einen Verein zu gründen. Einer der beteiligten Lehrerist immer noch Mitglied. Der nächste Schritt war die Anmietung eines Ladens an der Noltestraße/ Ecke Kötnerholzweg 1981, um Produkte des Fairen Handels auch verkaufen und damit die „3. Welt“ unterstützen zu können. Von dort zog man dann nach einem kurzen Intermezzo bei Doppelkorn in der Limmerstraße ebenfalls kurzzeitig in ganz kleine Räume an der Fössestraße 59. Von hier ging es dann in die Limmerstraße 87 und seit 2003 hat der Allerweltsladen die Räume in der Limmerstraße 44.

Den Namen Allerweltsladen gibt es im Zusammenhang mit Fairem Handel/ Fair Trade nicht nur in Hannover, aber die meisten derartigen Läden heißen eher Weltladen oder ähnlich. Weltladen ist auch der Oberbegriff (nicht mehr „Dritte Welt“- Laden) und der Name des Dachverbands. Im kirchlichen Umfeld gibt es häufig ebenfalls derartige Projekte, diese heißen dann oft Eine-Welt-Laden. Einige Geschäfte und selbst Supermärkte führen inzwischen wenigstens ein Produkt aus dem Sortiment des Fairen Handels, etwa Kaffee oder Säfte.

„Der Ansatz bei den Weltläden ist oft ein mehr oder weniger politischer. Motivation bei allen ist der Einsatz für eine gerechtere Welt, für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen bei den Projekten in Afrika, Asien oder Amerika und damit auch für ein solidarisches Zusammenleben weltweit“, so Ina Lüdecke. Sie ist 57 Jahre alt, stammt aus dem Ruhrgebiet und ist für das Studium der Landschaftsplanung nach Hannover gekommen. Sie war schon als Jugendliche politisch aktiv und gelangte 1982 zum Allerweltsladen. Sie ist derzeit im Verein die einzige festangestellte Mitarbeiterin. Die anderen Mitstreiter*innen arbeiten in dem ca. 25 Köpfe umfassenden Verein ehrenamtlich. Zur Arbeit im Laden gehören nicht nur Beratung und Verkauf, sondern auch das Einräumen und die Präsentation der Waren. Die Hauptsortimente sind Lebensmittel, vor allem Kaffee, Kakao/ Schokolade und Bananen, dann Textilien sowie Geschirr/ Keramik und Schreibwaren oder Geschenkartikel. Zusätzlich gibt es eine Auswahl an thematisch passenden Büchern und CDs mit Weltmusik.

Allerweltsladen in der Limmerstraße 44
Allerweltsladen in der Limmerstraße 44 (Foto: Jonny Peter)

Die Waren kommen weitgehend über Fairer-Handel-Importeure. Der Allerweltsladen bezieht viele Produkte über El Puente, die ihren Sitz im nahen Nordstemmen haben. Auch Globo aus Stadthagen gehört zu den Lieferanten. Weitere wichtige Importeure sind GEPA, Weltpartner oder BanaFair. Die Importeure werden nach bestimmten Kriterien überprüft und zertifiziert. Die wichtigste Organisation dafür ist die World Fair Trade Organization (WFTO). „Das Beziehen von diesen Produkten ist vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein, für die ProduzentInnen vor Ort sorgen die Weltläden aber für eine Verbesserung der Lebensqualität der Menschen. Der Lebensstandard liegt bei den beteiligten Projekten deutlich über dem landesüblichen Niveau“, so Ina. Es geht dabei nicht nur um einen fairen Preis für die ProduzentInnen, sondern auch um langfristige und direkte Handelsbeziehungen. Außerdem können Prämien für die Stärkung demokratischer Strukturen und Bildung gezahlt werden. Ebenso für die Verbesserung der Gesundheitsvorsorge oder Umstellung auf biologischen Landbau. Arbeitsschutz (d.h. auch keine ausbeuterische Kinderarbeit!) und Krankenvorsorge sowie vernünftige Löhne gehören zum Konzept.

Zusätzlich zum Verkauf der Waren werden vom Verein gelegentlich auch Veranstaltungen organisiert, so Vorträge oder z.B. Lesungen wie die mit einer Autorin aus Ruanda.

Der rührige Verein finanziert sich vor allem über den Verkauf, lebt aber auch von Mitgliedsbeiträgen und kleinen Spenden.

Viele Vereinsmitglieder gehören zur mittleren und durchaus älteren Generation. Weitere Mitarbeit im Verein ist möglich und erwünscht.

Die KundInnen stammen nicht nur aus Linden, sondern aus der ganzen Region, schlicht und einfach auch schon deshalb, weil es nur wenige Weltläden in Hannover gibt. Zur aktuellen Situation wegen der Corona Pandemie sagt Ina: „Die HandelspartnerInnen in den produzierenden Ländern sind deutlich stärker betroffen als wir. Dort gab und gibt es oft Ausgangssperren und es konnte nicht oder nicht viel produziert werden. Und die Gesundheitsversorgung ist natürlich auch nicht so gut aufgestellt wie bei uns.“

Und zur eigenen Ladensituation: „Der Allerweltsladen macht weinen großen Teil seines Umsatzes in der Vorweihnachtszeit. Unter Corona-Bedingungen würde ich deshalb für dieses Jahr raten, möglichst frühzeitig zu kommen, da im kleinen Laden nur eine begrenzte Anzahl von KundInnen gleichzeitig eingelassen werden kann.“ Die Öffnungszeiten sind derzeit: montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr und von 14.30 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr.

Es gibt im Allerweltsladen zahlreiche Bücher und Prospekte zum Thema Weltladen und Fairer Handel. So auch „HANNOFAIR, den Einkaufsführer für den Fairen Handel“. Im Internet ist der Allerweltsladen unter www.allerweltsladen.de zu finden.

Lindenspiegel 12-2020 – Jonny Peter

Bildnachweis: Lindenspiegel