Update 24. Januar 2024
Am kommenden Samstag, den 27.01.2024 um 13 Uhr findet die Einweihung vom Jina-Mahsa-Amini-Platz statt. Das offizielle Schild wird von Oberbürgermeister Belit Onay, Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube und Ferdos Eslami-Mirabadi enthüllt.
Artikel vom 21. September 2023
In der gestrigen Sitzung des Stadtbezirksrats Linden-Limmer wurde mehrheitlich beschlossen, den bisher namenlosen Platz in Linden-Mitte zwischen Stephanusstraße, Gartenallee und Minister-Stüve-Straße und Eleonorenstraße, der umgangssprachlich auch Stephanusplatz genannt wird, in Jina-Mahsa-Amini-Platz umzubenennen.
Hintergrund
Am 16. September 2022 starb die 22-jährige Jina Mahsa Amini an den Folgen schwerer Misshandlungen in einem Teheraner Krankenhaus im Iran. Zuvor war sie von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil ihr Kopftuch angeblich zu locker saß. Dieses führte zu einer erheblichen Protestwelle im Iran. Diese Proteste haben bislang mehr als 25.000 Inhaftierte und über 600 gewaltsam getötete Frauen und Männer zur Folge.
Allein in Deutschland leben 272.000 Personen mit iranischem Migrationshintergrund, viele davon sind vor den politischen Verhältnissen dort geflüchtet. Nach dem Tod von Jina Mahsa Amini und den aufkommenden Protesten im Iran, gab es in Berlin im vergangenen Jahr eine Demonstration mit über 100.000 Teilnehmern. Auch in Hannover finden seit September letzten Jahres in regelmäßigen Abstände samstags Demonstrationen statt, auf denen viele Leute ihre Solidarität mit den Menschen im Iran zeigen. Daran haben sich u.a. namhafte Personen und Vertreter von Institutionen und Organisationen aus Kunst, Sport, Kirchen, Politik und Gewerkschaften, bis hin zum Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil beteiligt. Ein Ziel der Proteste im Iran ist der Wunsch nach Menschenrechten und Freiheit, die dort insbesondere für Frauen sehr eingeschränkt sind.
Das Thema Kopftuch ist besonders im Iran ein wichtiges Thema, denn seit 1979 ist für Frauen dort das Tragen eines Kopftuches Pflicht. Siehe dazu einen interessanten Artikel in der Neuen Züricher Zeitung. Im Islam tragen muslimische Frauen ein Kopftuch (Hijab), das geschieht aufgrund der religiösen Überzeugung, die im Koran festgehalten ist. Muslimische Frauen sollen ihre Schönheit und ihren Körperschmuck vor Männern außerhalb ihrer unmittelbaren Familie verbergen. Aus westlicher Sichtweise ist das Kopftuch ein religiöses Symbol, jedoch Teil der Religionsfreiheit. Manche sehen darin eine Freiheitsbeschränkung gegenüber Frauen, denn die Wahlmöglichkeit ihrer Kleidung sei damit eingeschränkt.
Warum ein Jina-Mahsa-Amini-Platz in Hannover-Linden?
Dazu schrieb der Bezirksratsherr der PIRATEN, Thomas Ganskow u. a. in seinem Antrag:
Seit September 2022 finden in Hannover regelmäßig Kundgebungen statt, die auf die Gräueltaten der Regierung des Iran aufmerksam machen. Regelmäßig sind dabei auch Bürger:innen aus dem Stadtbezirk Linden-Limmer beteiligt.
Die Stadt Wien hat nun als erste Stadt in Europa angekündigt, eine Straße nach Jina Mahsa Amini zu benennen, um damit den Freiheitskampf des iranischen Volkes zu unterstützen. Hannover wäre jetzt die erste Stadt in Deutschland, die diesem Beispiel folgt.
Der als Stephanusplatz bekannte, größtenteils mit einem Spielplatz belegte Bereich ist aufgrund seiner Belebtheit und zentralen Lage in Linden-Mitte mit viel Publikumsverkehr als geeignet anzusehen. In der angrenzenden Buchhandlung Annabee wird zudem ein Angebot bereitgehalten, was im Sinne der getöteten Jina Mahsa Amini einzuordnen ist.
Wann erfolgt die offizielle Namensgebung Jina-Mahsa-Amini-Platz?
Die Stadtbezirksräte in Hannover haben das Recht, die Namen von Straßen und Plätze zu bestimmen. In der gestrigen Sitzung wurde mehrheitlich beschlossen, diesen Platz in Jina-Mahsa-Amini-Platz zu benennen. Diesen mit den Ja-Stimmen von Piraten, Grüne und Linke, SPD und CDU enthielten sich der Stimme. Gegenstimmen gab es keine, die Bezirksräte von Die Partei und FDP waren nicht anwesend. Die Namensgebung wird nach diesem Beschluss jetzt vorbereitet und in den kommenden Wochen offiziell vollzogen.