Brunnensaison am Nachtwächter-Brunnen eröffnet

Kulturdezernent Harald Härke und der Nachtwächter Melchior von Stattreisen
Kulturdezernent Harald Härke und der Nachtwächter Melchior von Stattreisen

Und sie sprudeln wieder – nach und nach werden die hannoverschen Brunnen jetzt in Betrieb genommen. Kulturdezernent Harald Härke hat die diesjährige Brunnensaison heute (24. April) am Nachtwächter-Brunnen auf dem Lindener Marktplatz eröffnet. Jährlich investiert die Stadt rund 140.000 Euro für den Brunnenbetrieb – Strom, Wasser und die bauliche Unterhaltung.

Im Anschluss werden heute noch folgende Brunnen in der Innenstadt angestellt:

  • Duve-Brunnen am Leibnizufer
  • „Die Liegende“ am Georgsplatz
  • „Leute im Regen“ in der Großen Packhofstraße
  • Postbrunnen in der Rosenstraße
  • Brunnen in der Grupenstraße
  • Oskar-Winter-Brunnen am Holzmarkt
  • Hase-Brunnen am Alten Rathaus
  • Klaus-Bahlsen-Brunnen auf dem Trammplatz

Geplant ist, dass bis Ende April mit Ausnahme der Trinkwasserbrunnen nahezu alle Brunnen angestellt werden.

Von den 61 städtischen Brunnen bleiben zunächst abgeschaltet:

  • Gänseliesel-Brunnen am Steintor (wird saniert)
  • Klagesmarkt-Brunnen (wird technisch saniert)
  • Lüders Brunnen in der List (Verkehrssicherheit wird wiederhergestellt)
  • Schlossbrunnen (wird saniert)
Trinkwasserbrunnen auf dem Küchengarten (2006)
Trinkwasserbrunnen auf dem Küchengarten (2006)

Trinkwasserbrunnen

Die elf Trinkwasserbrunnen an folgenden Orten und Plätzen werden traditionell erst nach den Eisheiligen (11. bis 15. Mai) in Betrieb genommen.

Zum Nachtwächter-Brunnen:

Der Nachtwächter-Brunnen ist auf dem Lindener Marktplatz zu finden und wird von der Bronzenen Figur eines Nachtwächters mit Hund, Hellebarde, Laterne und Horn geziert.

Die Geschichte des Nachtwächter-Brunnens ist eng verknüpft mit der des Oscar-Winter-Brunnens am Holzmarkt und dem ehemaligen Gutenberg-Brunnen vor dem Neuen Rathaus.

Im Jahre 1895 wurde ein neuer Brunnen für den Holzmarkt gesucht. Insgesamt wurden 35 verschiedene Brunnenmodelle im Rahmen einer Ausstellung im Museum August Kestner vorgeschlagen. Letztlich fiel die Entscheidung für den Holzmarkt auf den Entwurf des Oscar-Winter-Brunnens, der nach seiner Ausfertigung ein Jahr später der Öffentlichkeit übergeben wurde. Unter den eingereichten Vorschlägen befand sich jedoch noch ein weiteres Modell, das Begeisterung hervorrief – ein Brunnen mit dem Titel „Der Thürmer“. Vermutlich sollte der Brunnen an den alten Turmwächter der Marktkirche in der Altstadt Hannovers erinnern. Besonders der damalige Senator Stephanus setzte sich für den Bau des Brunnens ein. Schon im Winter 1895 hatten Bürger und Firmen die erforderlichen knapp 16.000 Mark gespendet. Kaum ein Jahr später konnte der „Nachtwächter-Brunnen“ mit einem Festakt im September 1896 eingeweiht werden. 1914 wurde der Nachtwächter-Brunnen dann auf seinen endgültigen Platz versetzt.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Skulptur des Nachtwächters im Zuge der „Ablieferungspflicht“ für die Rohstoff-Sammlungen zur Einschmelzung und Nutzung zu militärischen Zwecke abgebaut. Glücklicherweise kam es nie zur Einschmelzung des Nachtwächters, lediglich die ehemals am Brunnen angebrachten Symbole für die Nacht – der Kater und die Fledermäuse – blieben verschwunden. Doch als der Nachtwächter mit seinem Hund 1949 wieder zurückkam, war sein alter Sockel zerstört.

Aber nicht nur die Nachtwächterfigur, sondern zahlreiche weitere Brunnen fielen der Materialsammlung im Zweiten Weltkrieg anheim, darunter auch die Figur des Gutenberg-Brunnens. Der übrig gebliebene Brunnensockel der Gutenbergfigur wurde nun nicht mehr benötigt.

Der Sockel wurde auf den Lindener Marktplatz versetzt und fand seine neue Verwendung für den Nachtwächter und seinen Hund, sodass 1950 der Nachtwächter wieder an seinen alten Standort zurückkehren konnte.

Heute erinnern nur noch die vier Löcher, an denen ursprünglich das Widmungsschild von Heinrich Ebhardt, dem Stifter des Gutenberg-Brunnens, befestigt war, an die Zeit, als der Sockel noch die Gutenbergfigur trug.

Bildnachweis: Achim Brandau