„Die Leute scheißen nicht nur in die Eingänge der Häuser, sie pissen auch an die Blumenläden und so.“ – so fasste Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube die Probleme an der Limmerstraße zusammen. Viele Partytouristen kämen aus anderen Stadtteilen dorthin, die Fachschaften der benachbarten Universität organisierten für die Erstsemester Sauftouren zur Limmerstraße, die zu allen Tages- und Nachtzeiten unterwegs sind. So entlud sich in der gestrigen Sitzung des Stadtbezirksrats wieder einmal der Frust der Anwohner. Mehrere Anwohnervertreter trugen mit deutlichen Worten vor, wie die Verschmutzung durch die Partytouristen immer wieder auf der Limmerstraße, angrenzenden Plätzen sowie der Dornröschenbrücke und der Ida-Arenhold-Brücke aussieht: Kot und Urin in den Hauseingängen, Glasscherben und Flaschen, Essensreste und Müll. Besonders die Glasscherben sind für Eltern kleiner Kinder, Fahrradfahrer und für die Hundehalter ein Ärgernis. Den Anwohnern stinkt es.
„Die Zugänglichkeit ist bei den Leuten heute nicht mehr da.“, so Grube, der davon zu berichten weiß, wie Feiernde nachts um halb drei zu lauter Musik Salsa vorm Altenheim an der Pfarrlandstraße tanzen und ohne jede Einsicht mit der herbeigerufenen Polizei noch diskutieren wollen, ob das nicht auch für die dortigen Bewohner eine interessante Abwechslung sein könne – nachts um halb drei. Oder von einem Schlagzeugspieler, der sein Schlagzeug vor der Apotheke auf der Limmerstraße aufbaut und zu spielen anfängt – nachts um halb drei. Als Grube den Schlagzeuger darauf ansprach, dass das vielleicht nicht ok wäre, sei er nur angepöbelt worden: „Verpiss Dich, Fettsack!“
Eine der Anwohnerinnen schlägt ein Alkoholverbot vor, wenigstens auf den Brücken und Plätzen, um zumindest die Hunde, die dort täglich Gassi gehen, ein wenig zu schützen. „Dann trinken die Leute eben Limo und schmeißen die Flaschen weg.“, wendete Jasmin Grobleben von „Die PARTEI“ ein. Auch Grube bezweifelt die Wirksamkeit eines Alkoholverbots, das auch irgendwie kontrolliert und durchgesetzt werden müsste.
Auch der Zustand der Toiletten am Pfarrlandplatz und am Küchengarten sei wirklich unzumutbar, wissen Anwesende zu berichten. Es ist kein Wunder, dass dort niemand hingehe – ohnehin seien es zu wenig Toilettenstandorte für die Länge der Limmerstraße und Nachts sind diese verschlossen. Die Toiletten würden bereits mehrfach am Tag gereinigt, aber das sei zu wenig. Für mehr sei leider kein Geld da, gibt Grube zu bedenken. Gegen den Vandalismus auf den Toiletten hilft das nicht.
Der Bezirksrat will nun den allparteilichen Dialog zwischen Anwohnern und den Partytouristen forcieren. Bereits zu Jahresbeginn hatte der Bezirksbürgermeister Grube hierfür ein junges Team von Kommunikationsberater gefunden und sie engagiert, damit sie diesen Dialog an der Limmerstraße für ihn führen. Hierauf sollten auch die Anwohner ihre Hoffnung setzen. Durch die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen sind die Möglichkeiten zu persönlichen Gesprächen jedoch vorläufig sehr eingeschränkt. Stattdessen sollen Workshops mit allen Beteiligten eingerichtet werden. Auch die Polizei will verschärfte Kontrollen durchführen, wie am vergangenen Wochenende und dem Wochenende davor.