Anfang 2021 hat die Gaststätte Rackebrandt in Linden-Mitte an der Brauhofstraße Ecke Badenstedter Straße nach 95 Jahren engültig ihre Türen geschlossen, Punkt-Linden berichtete. Seit 1926 hat die Traditionsgaststätte ihre Gäste beköstigt, im großen Saal belustigt und auch zwei Kegelbahnen geboten, Lindener Chöre probten hier. Es gab sogar ein Verkaufsfenster, an dem früher Getränke an die Laufkundschaft verkauft wurden.
Die meisten Lindener und auch viele Zugezogene kennen das „Rackebrandt“. Für Viele ist und war es nicht denkbar, daß solch eine Institution verschwindet. Man muß für solch ein wehmütiges Gefühl noch nicht mal in den Räumen gewesen sein (der Autor). Auch viele Schüler der IGS-Linden, die zigmal dran vorbeigelaufen sind, werden das bekannte Schild an der Kreuzungsseite und vielleicht der Badenstedter Straße neben der Ihmeschule vermissen. Horst Donner musste aufgeben.
Weil kein kompetenter Nachfolger gefunden werden konnte, kam es zum Umbau der gesamten Flächen. Wegen des bestehenden Denkmalschutzes, durfte an der Fassade so gut wie nichts verändert werden. Die Planung für die Umnutzung und Modernisierung der insgesamt ca. 650 m² Grundfläche der zwei Gebäudeteile hatte das „lindener baukontor“, Büro für Architektur und Stadtplanung am Lichtenbergplatz 5, übernommen. Das baukontor ist übrigens auch an der Realisierung der Dachaufstockung in der Röttgerstraße beteiligt. Auch das Projekt „Torhaus Gilde-Carré“ Stephanusstraße 52, 54, das direkt am Küchengarten visuell mit dem bestehenden Verwaltungsgebäude der Ostland einen „Torbogen“ bildet, geht auf das baukontor zurück.
Nun also der komplette Umbau einer „Kneipe mit Kegelbahnen“. Da musste mit Vorsicht gewaltet werden, um den Denkmalschutz zu gewähren. Fenster wurden passend zur Fassade gewählt, auch teilweise neue ergänzt. Außendämmung ging gar nicht, also wurde auf eine Innendämmung gesetzt. Nur im Hofseitenbereich konnte dies von Außen geschehen.
Wiederverwendung von Altem
Es wäre schade gewesen, alles Interieur raus-und wegzuschmeißen. So haben Organisationen und Vereine die Möglichkeit erhalten, dies kostenlos zu übernehmen und weiter zu nutzen. Zu den dankbaren Abnehmern gehörten das Dorfhaus Lenthe, ein Kirchan-Kindergarten sowie die Werkstattschule, die eine 5. Küche einrichten konnte. Das Rackebrandt-Schild vom ehemaligen Eck-Eingang wurde leider beim Abbau beschädigt und anschließend entsorgt. Ein wahrer Leckerbissen war es wahrscheinlich für Handwerker, die originalen Fußböden im Haus aufzubereiten sowie die Kegelbahn-Laufflächen zu neuen Treppenstufen werden zu lassen.
Am Ende ist aus der Gaststätte „Rackebrandt“ ein Wohnhaus mit insgesamt 9 Wohnungen entstanden, was etwa 1.100.000 € gekostet hat. Zwei große im alten Eckgebäude, eine Loft-Wohnung im ehemaligen Saal und 4 Kleinstwohnungen mit eigenem Eingang sowie 2 darüber im ehemaligen Kegelbahnbereich, alle energetisch modernisiert. Im März ist der 1. Einzug geplant, es ist zur Zeit schon fast alles vermietet. Durch die Umnutzung der Gaststätte ist ein wertvoller Beitrag zum Erhalt des Gebäudes und zur Prägung des Stadtbildes geleistet worden.