Die Geschichte des „Béi Chéz Heinz“, oder kurz „BCH“ genannt, ist eng mit dem Fössebad in Limmer verbunden, das wundert einen nicht, wenn man weiß, dass das „Heinz“ im ehemaligen Fahrradkeller des Bades in der Liepmannstraße seinen Ursprung hat.
Schon in der Stadtteilbroschüre „Linden Entdecken 2012“ stand Folgendes geschrieben:
»Im „Keller eures Vertrauens“ ist alles ein klein wenig anders. Da gibt es neben bekannten Bands wie Fettes Brot, Sportfreunde Stiller oder Napalm Death auch mal einen 11. großen Kindergeburtstag mit Topfschlagen und Sackhüpfen für alle, die gerne mal wieder Kind sein möchten. 1995 ist der ehemalige Fahrradkeller unter dem Fössebad zur festen Location des „Bei Chéz Heinz“ geworden. Heute sind sechs feste Mitarbeiter, ein auszubildender Veranstaltungskaufmann und ein ca. 30-köpfiges Gastronomie-Team gefühlte 360 Tage im Jahr im Einsatz. Mitunter hat die Stammcrew dann aber doch Pause, denn Donnerstag und Freitag sind öfter andere Veranstalter oder private Partys zu Gast.
Ob Geburtstagsfeier, große Examensparty, Privatfeier oder Livekonzert, das Chéz Heinz bietet mit SAAL für max. 400 Personen und dem SALON für max. 100 Personen einen bestens ausgestatteten Ort zum Feiern! Noch relativ neu dabei ist der Hofbereich, der ausreichend Platz bietet, sodass keine Anwohner mehr gestört werden. Traditionell wird umsonst und draußen an Himmelfahrt und noch einmal im Sommer der Hof für ein Outdoor-Event genutzt.
So bunt wie das Chéz Heinz selbst sind auch die Besucher. Hauptsächlich kommen sie natürlich aus Linden, der Nordstadt und den angrenzenden Stadtteilen. Bei Konzerten werden doch etliche Karten auch überregional nach Hamburg, in die unaussprechliche Stadt (vielleicht gibt es im nächsten Jahr wieder Lokalderbys auf Großbildleinwand) oder nach Süddeutschland bis hin nach Österreich und in die Schweiz verkauft. Wenn zu einem Konzert 100 Gäste kommen und darunter drei extra aus Stuttgart angereist sind, ist das umso erstaunlicher.
Weitere Angebote neben der Musik im Heinz
Neben Konzerten aller Art gibt es regelmäßig Krökelturniere, Pokerabende, Tablequiz zu verschiedensten Themen, die Spiele der Roten auf Großbildleinwand, den Zaubersalon und vieles mehr. Es gibt also nichts, was es nicht gibt im Chéz Heinz. Eine Idee wäre da aber doch noch, die bisher zumindest bisher nicht umgesetzt wurde. Ein Tanztee, nicht nur für Senioren, ganz stilvoll mit Tischtelefonen, um seine Tanzpartnerin oder seinen Tanzpartner diskret auf die Tanzfläche zu bitten. Auf jeden Fall wäre das Chéz Heinz damit um eine kuriose Idee reicher.
Die Entstehungsgeschichte
Entstanden ist das Chéz Heinz übrigens gar nicht in Linden. Begonnen hat es mit einer Filmgruppe des DGB im Haus der Jugend. Später kam die Idee auf, auch Konzerte zu veranstalten. In der Spichernstraße fand sich dafür die passende Lokation. Anfangs noch über den DGB angemietet, wurde dort der Trägerverein Bei Chéz Heinz e.V. gegründet, um dem Ganzen einen rechtskonformen Rahmen zu geben. Nach der Zeit in der Spichernstraße begann die Suche nach einer Location erneut. Vieles wurde ausprobiert. Man war zu Gast im BAD, im Weltspiele-Kino, bei FAUST oder im Pavillon. Sogar das Ernst Winter Heim, auf dem Lindener Berg, war schon mal Veranstaltungsstätte des Chéz Heinz.
Der Erfolg blieb nicht aus. Selbst beim damals schon etablierten Kulturzentrum FAUST war man überrascht, dass ein 60-Stunden-nonstop-Konzert mit lokalen Bands so viele Besucher anlocken kann. Ein voller Erfolg war auch das große Schlagerfestival im Pavillon Hannover, das zum passenden Zeitpunkt Geld in die Kasse brachte. Den Ausschlag für das Fössebad gab das „Der weiße Heinz“ Openair Festival auf dem Freigelände des Bades. 500 Besucher kamen, um lokale Bands wie die unvergessenen Gay City Rollers zu hören. Schnell war man sich einig, dass ein dauerhafter Veranstaltungskeller auch für das Schwimmbad ein Aktivposten sein könnte.
Bleibt nur noch die Frage offen: Wer ist Heinz?
Der Name soll in einer, wie könnte es anders sein, durchzechten Nacht geboren sein! Bei dem ominösen Heinz soll es sich um einen DGB-Funktionär handeln, aber nähere Begebenheiten sind im Strudel der Zeit verloren gegangen.«
Warum sind es immer die 11. Partys?
Ob Open Air, Neujahrs Turmspringen oder Cover-Festival es muss das 11. sein. Warum eigentlich? Die Antwort ist banal einfach. Es wurde als Marketingtrick erfunden, um in den Stadtmagazinen möglichst weit vorn zu stehen. Inzwischen ist es einfach zum Kult geworden, auch dieses Jahr.
Béi Chéz Heinz 2024
Wer das Heinz heute kennt, kann im Großen und Ganzen dem vor über 10 Jahren Geschriebene nur zustimmen. Es hat sich tatsächlich bis heute sehr wenig grundsätzlich geändert – zum Glück. Auch beim mittlerweile 11. Cover-Festival geht es rund und das mit 30 Jahren Single-Charts. Die werden von 30 Bands an 2 Tagen gespielt und gecovert, aber auch auf ihre eigenen Weisen interpretiert. Einlass ist jeweils um 19 Uhr. Am Freitag, 19. April 2024, haben sich angekündigt:
- 17seconds
- Band ohne Anspruch
- beatbar
- Das letzte Ahorn
- Egon und die Treckerfahrer
- Guacamole Aqui
- Hammerhai
- Leon Ladwig
- Love Triangle
- Meute Royal
- Midnight Parade
- Mind in the Gap
- Once a Month
- Paulencer
- The Unsounded
Der anschließende Samstag schließt dann mit weiteren Bands an:
- Angenehm ist Anders
- Béi Chéz Heinz Coverband
- Crody
- Dining in Aruba
- Dusty Dawn
- Fat Belly
- Get a Life
- GODOTS
- Macclesfield
- Royal Temper
- Spvgg. Linden Nord
- Tiefblau
- Tiny Wolves
- Ursolar
- Van Blossom
Da sollte auf jeden Fall für jeden etwas dabei sein. Und bei einem schönen Bierchen wird es dann ohnehin immer schöner.
Die Zukunft vom Heinz
Im Oktober 2019 gab es dazu einen „symbolischen Spatenstich“ an einer Stelle in der Nähe des alten Standorts, aber am Westschnellweg gelegen. Vorher war sogar eine Verlegung ins Ihmezentrum angedacht.
Im Januar 2022 gab auch es noch gute Nachrichten. Der Baubeginn für das Fössebad war für Mitte 2025 geplant, Fertigstellung und Eröffnung des Ersatzneubaus für Ende 2027. Und darüber hinaus hieß es: „Der Neubau vom Béi Chéz Heinz kann parallel zum Bau des Fössebades realisiert werden, Bauherr ist hier der Musikclub selbst.“ Es ist weiterhin spannend darauf zu schauen, was mit dem Heinz passiert