Die Entscheidung ist gefallen: Der Rat der Stadt Hannover hat am gestrigen Donnerstag mehrheitlich grünes Licht für den Neubau des Fössebad gegeben – ein modernes Kombibad mit Hallen- und Freibadbereich am bisherigen Standort an der Liepmannstraße in Limmer soll entstehen. Die Beschlussfassung fand allerdings hinter verschlossenen Türen statt, ohne öffentliche Vorstellung der Pläne. Einige Details konnten wir bereits am 11. März veröffentlichen, inzwischen sind weitere Details bekannt geworden. Der anvisierte Baubeginn im November 2025 rückt damit näher.
Ein modernes Sport- und Familienbad für Linden-Limmer
Während der Bauzeit soll das bestehende Hallenbad weiter in Betrieb bleiben und erst nach Fertigstellung des Neubaus abgerissen werden. Geplant ist ein familienfreundliches Kombibad mit vielfältigem Angebot für Freizeit- und Vereinssport:
- 50-Meter-Wettkampfbecken mit Tribüne für bis zu 250 Zuschauer
- Bewegliche Hubwand, um das innen liegende Schwimmbecken flexibel in zwei Bereiche zu unterteilen
- Sprungbecken mit 1- und 3-Meter-Brettern
- Nichtschwimmerbecken im Innenbereich mit absenkbarem Hubboden
- Planschbecken für Kleinkinder im Innenbereich
- Außenbereich mit großzügiger Liegewiese und Angeboten wie Beachvolleyball, 3×3-Basketball, Calisthenics und einem Erlebnisbereich für Kinder
- Außenbecken mit rund 500 m² Wasserfläche
Kleineres Freibad sorgt für Kritik

Mit dem Neubau wird auch das Freibad wieder Teil des Fössebad – zur Freude vieler Anwohnerinnen und Anwohner, die sich an das alte Außenbecken erinnern, das 2012 geschlossen wurde. Doch bei genauerem Hinsehen trübt sich die Freude: Das frühere Freibadbecken hatte eine Fläche von 1.100 m² – das neue soll mit nur 500 m² weniger als halb so groß werden.
Zum Vergleich: Das Nichtschwimmerbecken im benachbarten Volksbad Limmer misst bereits 20 × 12 Meter und damit mehr als doppelt so groß. Gerade an heißen Sommertagen war das alte Becken regelmäßig überfüllt. Die neue Planung lässt befürchten, dass die Situation künftig kaum besser wird – besonders für Kleinkinder und Familien.
Hinzu kommt: Eine Wasserrutsche im Innenbereich ist nicht vorgesehen, was lieben kleine Kinder an einem Schwimmbad? Ebenso wenig wurde die bislang bestehende Sauna in den Neubauplänen berücksichtigt.
Auch ein separater Freibadeingang, wie er früher existierte, entfällt künftig – es wird nur noch einen zentralen Zugang zum gesamten Bad geben. Somit ist zu befürchten, dass bei Sportveranstaltungen kein öffentlicher Badebetrieb möglich ist.
WASPO 98: Neubau nicht wettkampfgerecht
Deutliche Kritik kommt vom Wassersportverein WASPO 98 Hannover. Vereinspräsident Bernd Seidensticker zeigt sich im Gespräch mit Punkt-Linden enttäuscht:
„Man könnte meinen, man will hier gar keinen Wettkampfsport mehr haben. Für uns ist das eine Katastrophe.“
Seidensticker bemängelt, dass die Planung ohne Einbeziehung von Fachleuten oder Sportvereinen erfolgt sei. Zwar sei der Neubau grundsätzlich zu begrüßen, doch für den Wettkampfsport sei das geplante Bad ungeeignet. Internationale Wettkämpfe oder deutsche Meisterschaften erfordern zehn 50-Meter-Bahnen – im Fössebad werden es nur acht. Auch die notwendige Wechselzone für Wasserball mit einer Breite von 25 Metern fehlt in der Planung.
Selbst die geplante Zuschauertribüne mit 250 Plätzen sei zu klein: „Schon bei Kreis- oder Bezirksmeisterschaften wird es eng. Und bei Kinderschwimmen mit 200 Teilnehmern plus Eltern und Geschwistern reicht das nicht aus.“
WASPO zählt aktuell 1.400 Mitglieder aus 40 Nationen – der Verein gilt als Beispiel erfolgreicher Integrationsarbeit. Seidensticker kritisiert, dass man sich bei der Planung nicht an bestehenden, bewährten Bädern orientiert habe. Bereits 2009 hatte er ein funktionales Zweckbad nach niederländischem Vorbild vorgeschlagen – für damals geschätzte 7 Millionen Euro. Heute rechnet die Stadt mit Baukosten von rund 55 Millionen Euro
Politik zeigt sich zufrieden
Trotz aller Kritik herrscht bei den Befürwortern des Projekts Freude über die Entscheidung. Daniel Gardemin (Bündnis 90/Die Grünen), Rats- und Mitglied im Stadtbezirksrat Linden-Limmer betont:
„Ich bin sehr froh, dass wir es trotz der schwierigen politischen Situation geschafft haben, unser Herzensanliegen durchzusetzen – das Fössebad wird gebaut.“
Kommentar
Mit dem Neubau des Fössebades erhält Linden-Limmer ein modernes Kombibad mit vielfältigem Freizeitangebot – ein wichtiges Projekt für die Stadt und den Stadtteil. Doch die Kritikpunkte sind deutlich: Die Einschränkungen für den Wettkampfsport, der stark verkleinerte Freibadbereich und der Wegfall beliebter Angebote wie Sauna und separater Freibadeingang werfen Fragen auf. Ob das neue Fössebad den Erwartungen der Sportvereine und Familien gleichermaßen gerecht wird, bleibt abzuwarten.
Hinweis: Die oben abgebildeten Screenshots des geplanten Neubaus stammen aus den Plänen und wurden von der Punkt-Linden-Redaktion zur besseren Ansicht eingefärbt. Im Original waren sie schwarz-weiß.
Keine Wettbewerbstauglichkeit des Fössebad-Neubaus
Wurden Sportausschuss und Rat getäuscht?
Zitat aus Ratsdrucksache Nr. 1220/2017:
„Ausstattungsmerkmale des (Fössebad-)Neubaus
Das Sportbecken wird wettkampftauglich gleichermaßen für Wasserballspiele und für
Schwimmwettkämpfe hergestellt, mit Bodenhülsen für Wasserballtore, Fangnetzen und
ballwurfsicheren Verglasungen. Es werden die aktuellen Richtlinien des Dachverbandes der
nationalen Sportverbände für das Schwimmen (Fina) zugrunde gelegt.“
In der vom Stadtrat jetzt verabschiedeten Planung und Auftragsvergabe wird diese Richtlinie unterlaufen, ärgert sich nicht nur WASPO 98. Bundes- und Landessligawettbewerbe im Schwimmsport werden wohl außerhalb Hannovers stattfinden, zumindest in den Jahren der umfassenden Erneuerung des Stadionbades.
Wie konnte es zu einer solchen Entscheidung kommen? Ist es den Ratsmitgliedern nicht aufgefallen, weil die Pläne nur in vertraulicher Sitzung behandelt wurden? Eine vorgeschaltete öffentliche Bürgerbeteiligung hätte Fehler verhindern können.
Bei Investitionen dieser Bedeutung wäre das früher in Hannover selbstverständlich gewesen.
Die fehlende Wettkampftauglichkeit ist nicht alles. Ärger gibt es auch über die zu kleine Zuschauertribüne und die künftig fehlende Sauna.
Hallo. Schön, dass endlich die Katze aus dem Sack ist.
Die Sauna ist ein großer Anziehungspunkt, für Jung & Alt. Die jetzige Größe ist optimal und sollte Platz finden !!!
Warum hat man sich auf so einen „spärlichen“ Außenbereich geeinigt? Ein separates Kleinkind-Becken hätte mindestens noch eingeplant werden müssen. Im Sommer weichen Familien dann lieber weiterhin auf das Volksbad Limmer aus, weil das viel mehr für Kinder bietet und wahrscheinlich sogar günstiger ist. Und wenn das Innenbecken eh nicht wirklich wettkampftauglich ist und den Anforderungen des WASPOs nicht entspricht, kann man auch komplett neu planen und den Wünschen der Bevölkerung in Limmer und drumherum gerecht werden!
das macht mich ein bisschen traurig, denn für die AWO für den Erhalt der awo-welle, bei dem nur ein kleiner geringer Zuschuss fehlt, ist kein Geld da Punkt dieses Teil wird zum Jahresende geschlossen. wo lernen die Kleinkinder Babys und wo können die Alten dann ihre Gymnastik machen?
Tonisport wollte dort übernehmen. Vielleicht klappt es ja.