Die Brücken über das Leine-Wehr Herrenhausen verbinden die Stadtteile Herrenhausen und Nordstadt mit Linden und Limmer. An der Nordseite muss derzeit für eine Querung eine Treppenanlage genutzt werden. Für Radfahrer, mobilitätseingeschränkte Personen und z.B. für Eltern mit Kinderwagen ist die Treppe recht mühevoll. Diese soll nun durch eine barrierefreie Rampenanlage ersetzt werden. Dazu soll die Treppenanlage durch eine 4,00 m breite und ca. 65 m lange barrierefreie Rampenanlage ersetzt werden. Im höheren Teil erfolgt das durch ein auf Mikropfählen gegründetes hohles Stahlbetonrahmen-Bauwerk. Unterhalb einer Bauwerkshöhe von 1,00 m schließt ein geböschter Erddamm an. Die Neigung der Rampe ist barrierefrei geplant (gemäß DIN 18040 Barrierefreies Bauen mit maximal 6% und ohne Quergefälle auszuführen).
Neugestaltung des Brückenweges
Zusätzlich zur Rampenanlage soll die Nutzbarkeit der vorhandenen Brücken der Wehranlage und der südlich liegenden Brücke über den Verbindungskanal für den Radverkehr verbessert werden. Die Nutzbreite zwischen den Geländern soll, wo es technisch möglich ist, von 3,00 m auf 3,50 m verbreitert werden. Die bisher ungeschützte Brückenoberfläche soll außerdem einen rutschfesten ebenen Pflasterbelag erhalten. Die Ansichtsflächen der Betonwände erhalten eine strukturierte Oberfläche. In Teilbereichen ist eine Bepflanzung seitlich der Rampe vorgesehen. Die Absturzsicherung erfolgt über ein 1,30 m hohes Geländer. Auf mittlerer Höhe der Rampenanlage schließt eine Treppenanlage als Betriebsweg in Richtung der Wasserkunst an, die auch von allen anderen Nutzer*innen genutzt werden kann. Zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität werden als Erweiterung der Zwischenpodeste westlich der Fahrbahn Balkone aus Gitterrosten angeordnet.
Als weitere Maßnahme in diesem Bereich ist vorgesehen, den uferbegleitenden Geh- und Radweg am Leineverbindungskanal von der Fösse bis zum Stockhardtweg möglichst gleichzeitig mit diesem Vorhaben zu asphaltieren und besonders schmale Abschnitte zu verbreitern. Diese Baumaßnahme wird jedoch abgekoppelt von dem Bau der Rampe geplant und umgesetzt.
Endlich eine vernünftige Radwegverbindung
Die Wehranlage wird heute schon von unterschiedlichen Nutzergruppen in Anspruch genommen, trotz der Schwierigkeiten die bei der Nutzung der Treppenanlage zu überwinden sind. Manche Radfahrende und auch Mobilitätseingeschränkte werden jedoch von einer Nutzung abgehalten. Es ist davon auszugehen, dass der Radverkehr durch das mit den geplanten Maßnahmen verbesserte Angebot deutlich zunimmt und somit besonders für den Alltagsverkehr (Arbeit, Schule, Einkauf) die Attraktivität zur Nutzung des Fahrrades erhöht wird. Obwohl diese Querung wegen der Treppenanlage aktuell noch nicht Bestandteil einer Hauptroute für den Radverkehr ist, wurden bei Verkehrszählungen ca. 1.000 Radfahrende am Tag an der Treppenanlage gezählt.
Mit einer Rampenanlage als Ersatz für die Treppenanlage würde die Nutzbarkeit der Wegeverbindung deutlich verbessert und das bestehende Radroutennetz ergänzt werden. Die Route über das Wehr ist zudem eine Variante für die Linienführung der Überlegungen zur geplanten Veloroute 11 und bindet Teile von Linden/Limmer aber auch von Ahlem auf kurzen, dann gut zu befahrenden Wegen an Herrenhausen, die Nordstadt, das Univiertel und vor allem an die Innenstadt an.
Große Lösung nicht realisierbar
Zunächst war angedacht, westlich der Wehres eine Fuß- und Radwegebrücke zu errichten. Vorausgegangen war 2015 eine Machbarkeitsstudie zur Anbindung der Wasserstadt Limmer an einen angedachten Radschnellweg zwischen der Innenstadt von Hannover und der Stadt Garbsen. Die seinerzeit als wünschenswerte erste Idee vorgestellte „Große Lösung“ mit einem neuen Brückenbauwerk unterhalb der Wehranlage mit direkter Verbindung von der Wasserkunst über Leine und Leineverbindungskanal zum Schleusenweg / Beginn der Wasserstadt Limmer wurde wie auch weitere Varianten unterhalb und oberhalb des Wehrs eingehend auf ihre Genehmigungsfähigkeit untersucht. Die mit den Varianten betrachteten Brückentrassen liegen entweder im Landschaftsschutzgebiet HS7 „Mittlere Leine“ und/oder im Flora-Fauna-Habitat Nr. 90 „Aller, untere Leine, untere Oker“. Bauliche Anlagen in diesen Gebieten sind gemäß Bundesnaturschutzgesetz grundsätzlich verboten. Eine Genehmigung für diese Varianten wurde von den zuständigen Stellen nicht in Aussicht gestellt.
Neben diesen zahlreichen Varianten wurde ebenfalls die direkte Verbindung von der Treppenanlage des Wehres und der Unterführung des Westschnellweges über eine lange, geradlinig geführte Rampe östlich der Wasserkunst als naturschutz- und wasserrechtlich unproblematisch untersucht. Diese Variante ist jedoch aus denkmalrechtlichen Gründen nicht realisierbar.
Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde führten letztlich zu dieser bestandsorientierten Lösung im Bereich der Wasserkunst, Schleuse und Wehranlage. Hier liegt ein Teil der überplanten Fläche außerhalb der Schutzgebiete. Der dennoch notwendige Eingriff in das Schutzgebiet kann damit auf ein Minimum reduziert werden und ist so zustimmungsfähig. Die naturschutzrechtliche Genehmigung für die Rampenlösung liegt bereits vor.
Wann wird gebaut?
Zunächst müssen die politischen Gremien, der Stadtbezirksrat Herrenhausen Stöcken, Nord und Linden-Limmer, Stadtentwicklungs- und Bauausschuss und der Verwaltungsausschuss diesen Plänen zustimmen. Wenn dieses zeitnah erfolgt, kann der Baubeginn im Frühjahr 2022 stattfinden. Die Fertigstellung ist dann bis zum Herbst 2022 geplant.
Umleitung während der Bauphase
Mit dem Treppenrückbau als ersten Schritt erfolgt die Vollsperrung der Leinequerung. Die Bauzeit beträgt ca. 6 Monate. Für diesen Zeitraum ist eine Umleitung über die Schwanenburgbrücke vorgesehen.