Wasserstadt: Juryentscheid zum Ersatzbau für Conti-Altgebäude

„Rebuild Wasserkante“ lautet der neudeutsche Titel eines jüngst beendeten Architektenwettbewerb für eine Uferbebauung am Stichkanal. Für den lange umstrittenen Abriss der ehemals denkmalgeschützen ehemaligen Fabrikgebäude sollen zwei voluminöse Neubauten entstehen. Eine Jury, der u.a. Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube, Stadtbaurat Thomas Vielhaber und Unternehmer Günter Papenburg angehörten, hat jetzt einen der im Wettbewerb eingereichten Architektenentwürfe ausgewählt. Der Abbruch der Altgebäude soll dem Vernehmen nach im Frühjahr/Sommer 2025 erfolgen, danach kann die Neubebauung auf den Weg gebracht werden

„Die ehemaligen Produktionsgebäude der Continental AG in Limmer stehen als markante Zeugen einer industriellen Produktionsgeschichte am Stichkanal Linden“, heißt es in einer gestrigen Pressemitteilung der Landeshauptstadt Hannover. Nach zwei Jahrzehnten, diversen Gutachten und Sanierungskonzepten stehe seit dem Frühjahr 2023 fest, dass ein Erhalt der Gebäude wegen der Schadstoffbelastung mit Nitrosaminen nicht möglich sei. Hier – leicht gekürzt – die Pressemitteilung im Wortlaut:

Keine Rekonstruktion, sondern zeitgemäße Neuinterpretation der Bestandsgebäude

Perspektive Marktplatz
Perspektive Marktplatz

„Die Landeshauptstadt und die Firma Papenburg als Grundstückseigentümerin verständigten sich auf einen Wiederaufbau der Uferbebauung, und zwar nicht als Rekonstruktion, sondern als zeitgemäße Neuinterpretation der Bestandsgebäude. Der Wettbewerb „REBUILD_WASSERKANTE – Transformation der Uferzone der Wasserstadt Limmer“ wurde hierfür als kooperatives Verfahren ausgelobt und richtete sich an Architekt*innen / Stadtplaner*innen für den Hochbau.

Perspektive Wunstorfer Straße
Perspektive Wunstorfer Straße

Insgesamt sieben Teams aus 14 Planungsbüros haben seit April Entwürfe für den Wiederaufbau erarbeitet. Die Vorgaben für den Wettbewerb waren umfangreich und wurden im April der Öffentlichkeit präsentiert. Für das neu zu errichtende Gebäude parallel zum Kanal galt die Orientierung am Bestand. Es sollte ein gleichwertiges Volumen in ähnlicher Kubatur mit geneigtem Dach entstehen. Das Fassadenmaterial Klinker galt es dabei genauso zu berücksichtigen wie die ursprüngliche Gesamterscheinung und Ornamentik.

Der Neubau für das Gebäude längs der Wunstorfer Straße wurde in der Auslobung deutlich freier formuliert. Allerdings musste sich die denkmalgeschützte Verbindungsbrücke zum Bestandsgebäude in der Wunstorfer Straße in den Planungen wiederfinden. Völlig neu hingegen waren die Vorgaben zur geplanten Nutzung des Gebäudeensembles aus Wohnen, Gewerbe, Büro, eines Kulturtreffs und einer Kita.

Lageplan M500
Lageplan M500

Architekturbüros „Max Dudler GmbH“ aus Berlin und „Seeberger Walenta Architekten BDA Part GmbB“ aus Hannover erhielten den 1. Preis

Am Freitag, 22. November, fand die Endpräsentation der beteiligten Büros und die Jurysitzung im Festsaal des Alten Rathauses in Hannover statt. Einstimmig wurde der Beitrag des Bearbeitungsteams der Architekturbüros „Max Dudler GmbH“ aus Berlin und „Seeberger Walenta Architekten BDA Part GmbB“ aus Hannover als erster Preisträger gekürt. Der Entwurf besticht durch seinen klaren und raumgliedernden Städtebau, welcher sich durch eine Fuge zwischen zwei neuen Baukörpern zu der Wasserzone des Stichkanals Linden öffnet. Der große Neubau für das ehemalige Produktionsgebäude 44/51 orientiert sich hinsichtlich des Volumens und des prägnanten Mansarddaches stark am Bestand und zeichnet sich durch eine strenge vertikale Gliederung einer Klinkerfassade, welche dem Gebäude eine stehende Anmutung vermittelt, aus. Als primäre Nutzungen sind im Erdgeschoss ein Kulturtreff, Gastronomie und kleinere Gewerbeeinheiten vorgesehen, welche sowohl das Quartier des zweiten Bauabschnitts der Wasserstadt als auch die Uferzone zum Kanal bespielen. In den Obergeschossen entstehen ausschließlich Wohnungen.

Der kleinere Neubau zwischen ehemaligem Produktionsgebäude und dem zu erhaltenden Bestandsgebäude Wunstorfer Straße 130 überzeugt städtebaulich mit dem Kniff eines leichten Knicks in der Grundstruktur, welcher auf die angrenzende Bebauung reagiert und visuell in die Fuge zum Kanal überleitet. Die Fassade wurde deutlich freier und großformatiger gestaltet und bindet unaufgeregt die denkmalgeschützte Verbindungsbrücke in die Stirnseite des Gebäudes ein. Als Nutzungen sind für dieses Gebäude eine Kita im Erdgeschoss und Büroflächen in den Obergeschossen vorgesehen.

Baudezernent Vielhaber und Investor Papenburg geben sich zufrieden

Stadtbaurat Thomas Vielhaber ist sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: „Dem Team aus „Max Dudler GmbH“ und „Seeberger Walenta Architekten BDA Part GmbB“ ist es gelungen, eine Wiedererrichtung für die historischen Industriedenkmäler zu planen, die diese nicht nur angemessen neuinterpretiert, sondern die Gebäude als Identifikationsort für den Stadtteil Limmer wahrt.“

Auch vom Eigentümer des Grundstücks und Auslober des Verfahrens kommt großer Zuspruch zu dem Ergebnis des Wettbewerbes: „Es ist erstaunlich, mit welchen unterschiedlichen Lösungsansätzen die Teams die Aufgabe umgesetzt haben. Das Siegerteam hat einen Entwurf geschaffen, welcher dem Original sehr ähnlich ist und dennoch einen eigenständigen Charakter ausstrahlt. Der Neubau wird ein würdiger Nachfolger sein. Ein Neubau, der sowohl für Erinnerung als auch für einen Aufbruch mit Blick nach vorne steht“, so Günter Papenburg, Vorstand der GP Günter Papenburg AG.

Aber auch weitere Entwürfe wurden durch das Gremium gewürdigt. So erhielt das Büro „MOSAIK architekt:innen bda“ aus Hannover den zweiten Preis und das Team  „N2M Architektur & Stadtplanung GmbH BDA“ aus Hannover mit „Kim Nalleweg Architekten“ aus Berlin den dritten Preis.

Informationsveranstaltung im Gymnasium Limmer am 16. Dezember

Um einen ausführlichen Einblick in das Wettbewerbsverfahren, die Ergebnisse und die daraus folgenden Schritte zu erhalten, laden die Landeshauptstadt und die Firma Papenburg am Montag, 16. Dezember, 19 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung in das Gymnasium Limmer ein.

Die Wettbewerbsergebnisse werden im Anschluss in der Bauverwaltung der Stadt Hannover ausgestellt. Über das genaue Datum der Ausstellung wird separat informiert.

Die Ergebnisse und die ersten drei Preisträger sind auch unter www.Hannover.de/wasserstadt abrufbar.“

Bildnachweis: Max Dudler GmbH und Seeberger Walenta Architekten BDA Part GmbB

2 Gedanken zu „Wasserstadt: Juryentscheid zum Ersatzbau für Conti-Altgebäude“

  1. Ich kann mich dem Kommentar von Herrn Rauch nur anschließen. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Ich konnte über viele Jahre als Misburgerin beobachten wie konsequent rücksichtslos Papenburg seine Interessen verfolgt und durchgesetzt hat.

    Antworten
  2. Wenn ich schon Papenburg lese und die schneiden Worte „Rebuild Wasserkante“ wird mir schlecht. Wie sich der Kollege hier durch die Art und Weise vorzugehen, hinsichtlich Planung und Umsetzung „Wasserstadt“ und wie die Stadt Hannover damit umgeht ist schon wirklich „bürgernah“… nicht.

    Ich muss immer innerlich den Kopf schütteln wenn ich mir überlege wie absichtlich die Gebäude bewusst dem Zerfall überlassen worden sind und der gute Papenburg schon von langer Hand geplant hat wie er hier gut „investiert“ hat und nur und ausschließlich seine Interessen monetäre vertritt.

    Alles Geschichtsträchtige was das Gelände, die Industriekultur betrifft wurde einfach unter dem Deckmäntelchen „Bürgerbeteiligung“ und dann eigentlich eigenmächtige Vorgehen vollkommen und absichtlich zum Selbstzweck des Bauherrn zur Seite gewischt. Und Hannover scheint es als Stadt egal zu sein.

    Diese Veranstaltungen sind doch bloße Augenwischerei um den Anschein zu wahren das ja die Bürger „beteiligt“ werden.

    Antworten

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2 Gedanken zu „Wasserstadt: Juryentscheid zum Ersatzbau für Conti-Altgebäude“

  1. Ich kann mich dem Kommentar von Herrn Rauch nur anschließen. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Ich konnte über viele Jahre als Misburgerin beobachten wie konsequent rücksichtslos Papenburg seine Interessen verfolgt und durchgesetzt hat.

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  2. Wenn ich schon Papenburg lese und die schneiden Worte „Rebuild Wasserkante“ wird mir schlecht. Wie sich der Kollege hier durch die Art und Weise vorzugehen, hinsichtlich Planung und Umsetzung „Wasserstadt“ und wie die Stadt Hannover damit umgeht ist schon wirklich „bürgernah“… nicht.

    Ich muss immer innerlich den Kopf schütteln wenn ich mir überlege wie absichtlich die Gebäude bewusst dem Zerfall überlassen worden sind und der gute Papenburg schon von langer Hand geplant hat wie er hier gut „investiert“ hat und nur und ausschließlich seine Interessen monetäre vertritt.

    Alles Geschichtsträchtige was das Gelände, die Industriekultur betrifft wurde einfach unter dem Deckmäntelchen „Bürgerbeteiligung“ und dann eigentlich eigenmächtige Vorgehen vollkommen und absichtlich zum Selbstzweck des Bauherrn zur Seite gewischt. Und Hannover scheint es als Stadt egal zu sein.

    Diese Veranstaltungen sind doch bloße Augenwischerei um den Anschein zu wahren das ja die Bürger „beteiligt“ werden.

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