AWO-Welle vor dem Aus – kaum Chancen für Weiterbetrieb

Nach 25 Jahren steht das Warmwasserbad AWO-Welle in der Stärkestraße 14 in Hannover-Linden-Nord vor dem Aus. Trotz der hohen Nachfrage nach Warmbädern aus medizinischer Sicht sowie nach Schwimmunterricht für Nichtschwimmer soll der Betrieb Ende 2025 eingestellt werden. Die Gründe sind finanzielle Belastungen, fehlende kommunale Unterstützung und eine andere geplante Nutzung der Fläche.

Ein Bad mit Geschichte – und großer Nachfrage

Die AWO-Welle ist Teil eines größeren Komplexes aus Seniorenwohnungen, betreutem Wohnen, Pflegeheim und Schwimmbad, der ursprünglich im Auftrag der AWO errichtet wurde. Seit rund 15 Jahren befindet sich der Wohnbereich im Besitz eines privaten Investors. Die AWO betreibt weiterhin das betreute Wohnen, Pflegeheim sowie das Warmwasserbad. Doch wie AWO-Regionsvorstand Dirk von der Osten im November 2024 ankündigte, ist am 31. Dezember 2025 Schluss. Grund sind laut AWO die jährlich anfallenden Investitionskosten von rund 50.000 Euro, die bisher allein getragen wurden. Anfragen bei Stadt, Region und Stadtsportbund zur finanziellen Unterstützung blieben erfolglos.

„Unsere Kurse sind immer sofort ausgebucht“, so von der Osten. Die Nachfrage übersteige das Angebot deutlich – nicht überraschend angesichts des Mangels an Wasserflächen in Hannover.

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Stadt sieht keine Möglichkeit zur Unterstützung

In der gestrigen Sitzung des Stadtbezirksrats Linden-Limmer thematisierte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ina Birk die bevorstehende Schließung und stellte der Verwaltung mehrere Fragen zum weiteren Vorgehen. Die schriftliche Antwort der Stadt fiel ernüchternd aus:

Eine Förderung durch die Stadt Hannover sei nicht möglich, da das Bad nicht unter die Sportförderung falle, die nur Vereinsbäder umfasst. Auch Gespräche zwischen der AWO und möglichen Vereinsträgern blieben bislang ergebnislos, da Kosten, Beckengröße und bauliche Bedingungen nicht überzeugten.

Stadt und AWO mit gegensätzlicher Darstellung

Das Warmwasserbad AWO Welle
Das Warmwasserbad AWO Welle feiert im kommenden Jahr 25-jähriges Jubiläum.
Während Hannovers Finanzdezernent Dr. Axel von der Ohe kürzlich gegenüber Punkt-Linden betonte, eine Lösung sei möglich, wenn die AWO aktiv das Gespräch mit der Stadt suche, stellt sich der AWO-Bezirksverband auf einen klaren Kurs ein:
In einem aktuellen Gespräch mit Punkt-Linden machte Vorstandsvorsitzender Marco Brunotte deutlich, dass ein Weiterbetrieb unrealistisch sei. Die AWO wolle am Standort in Linden-Nord zwar festhalten – Pflegeheim und betreutes Wohnen sollen bleiben –, doch das Bad lasse sich nicht mehr refinanzieren. Ein Schwimmbad sei heute eine kommunale Aufgabe, nicht mehr Teil eines privat getragenen Wohnprojekts.
Hinzu kommt: Das Bad ist sanierungsbedürftig – unter anderem sei eine aufwendige Betonsanierung nötig. Ein Neubau sei wirtschaftlich günstiger als die Instandsetzung. Doch auch das ist nicht geplant. Stattdessen verfolgt die AWO bereits konkrete Umbaupläne für das Gelände.

Neue Nutzung geplant: Ersatz für Doppelzimmer

Das Heimgesetz schreibt vor, dass künftig Einzelzimmer verpflichtend sind. Bis 2033 muss das Pflegeheim umgebaut werden. Auf dem Gelände der AWO-Welle soll ein Neubau für betreutes Wohnen entstehen, in den bestehende Bewohner umziehen. Danach wird der Altbau saniert – die Schwimmhalle wird dabei weichen müssen.

Ein zwischenzeitlich angedachter Ersatzbau im Neubauprojekt am „Grünen Hügel“ (zwischen Limmerstraße und Elisenstraße) hat sich ebenfalls erledigt – der Investor ist abgesprungen, das Projekt wurde auf Eis gelegt.

Dazu Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube

„Auch wenn ich Verständnis für die nötige Wirtschaftlichkeit habe, würde ich erwarten, dass der historisch gewachsene soziale Anspruch der AWO hier nicht verloren geht. Es klingt unglaubwürdig, dass es keine Möglichkeit geben soll, Förderung für das Bad zu erhalten, insbesondere auch wegen der gerade sehr beworbenen Schwimmoffensive-Hannover. Ich erwarte, dass das Bad erhalten bleibt oder gern auch neu gebaut wird.“

Fazit: Realistische Rettung kaum in Sicht

Die AWO-Welle war über Jahre hinweg ein beliebtes und wichtiges Angebot in Linden-Nord. Ein Weiterbetrieb in der aktuellen Form ist jedoch nahezu ausgeschlossen. Weder die Stadt noch die Region wollen oder können eingreifen, ein Ersatz ist nicht in Sicht. Von der Entscheidung sind nicht nur ältere Menschen und Rehasportgruppen betroffen, sondern auch zahlreiche Kinder, die hier ihre ersten Schwimmzüge machen konnten.

Bildnachweis: Stefan Ebers, AWO

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