Die Landeshauptstadt Hannover und der Investor des Ihme-Zentrums haben sich auf eine Übergangsregelung verständigt. Diese sieht vor, dass die Stadt über Ende 2017 hinaus zunächst weitere zweieinhalb Jahre als Hauptmieter in dem Immobilienkomplex am Ihmeufer bleibt. Über einen längerfristigen Mietvertrag soll erst in den kommenden Monaten entschieden werden, wenn der Investor das zwingend erforderliche Gesamtkonzept zur Sanierung und Wiederbelebung des Ihme-Zentrums vorgelegt hat. Oberbürgermeister Stefan Schostok hatte dem Investor im August mit Rückendeckung des Rates für ein solches Konzept eine Frist bis Jahresende gesetzt.
„Dieses Konzept liegt noch nicht vor. Aber es gibt Anzeichen, dass der Investor mittlerweile intensiv daran arbeiten lässt“, erläutert Oberbürgermeister Stefan Schostok. „Deshalb haben wir uns zu der Übergangslösung bereit erklärt, die für die Landeshauptstadt vorteilhafter ist als ein schneller Auszug. Wenn der Investor seine Versprechen zeitnah und nachprüfbar umsetzt, ist dies auch im Interesse aller anderen Eigentümer und Mieter im Ihme-Zentrum. Liefert er nicht, wird es mit der Stadt keinen langfristigen Mietvertrag geben. Dabei bleibt es. Das weiß auch der Investor.“
Oberbürgermeister Schostok erläuterte die aktuellen Vereinbarungen der Stadt mit dem Investor und Haupteigentümer des Ihme-Zentrums (Projekt Steglitzer Kreisel Berlin Grundstücks GmbH) am Dienstag (29. November) in einer Pressekonferenz. Nach einer internen Vorabinformation an die Ratsfraktionen wird die Vereinbarung nun auch offiziell zur Beratung an den Rat und seine Ausschüsse übermittelt. In einer erweiterten öffentlichen Ausschusssitzung am Donnerstag, 8. Dezember, wird der Oberbürgermeister das Vorgehen erläutern. Ebenso sollen nach dem Willen der Stadtspitze die vom Investor beauftragten Planungsbüros den Stand der Arbeiten an einem Gesamtkonzept für das Ihme-Zentrum erläutern.
enercity will Standorte zusammenlegen
Zusammen mit der Stadtspitze gab enercity (Stadtwerke Hannover AG) bekannt, dass das Unternehmen für sich keine dauerhafte Perspektive im Ihme-Zentrum über den aktuellen noch bis 2020 laufenden Mietvertrag hinaus sieht.
Wie Vorstandsvorsitzende Dr. Susanna Zapreva auf derselben Pressekonferenz erläuterte, braucht die Neuausrichtung des Unternehmens moderne Arbeitsplätze, die Vernetzung und Zusammenarbeit unterstützen, optimal gestaltete Prozesse und eine effiziente Infrastruktur. Dafür wurde eine neue Standortstrategie entwickelt, die im Ergebnis einen zentralen Unternehmenssitz an einem Standort vorsieht.
Die Umsetzung ist in zwei Schritten geplant: Mittelfristig werden die Arbeitsplätze und Funktionsflächen in die zwei Eigentumsstandorte Glocksee und Ricklingen überführt. In diesem Zuge wird der Standort Ihme-Zentrum aufgegeben. Langfristig wird es einen zentralen Unternehmensstandort geben. Die Prozessoptimierung und die Verkürzung der innenbetrieblichen Wege, die dadurch möglich werden, führen zu enormen Synergien, die enercity unbedingt heben will.
„Wir brechen zu neuen Ufern auf und wollen treibend Kraft der digitalen Energiewelt von morgen sein. Die wichtigste Ressource dabei sind unsere Mitarbeiter. Deshalb wollen wir ein Arbeitsumfeld schaffen, das inspiriert, vernetzt und positive Grundgedanken fördert. Schließlich überträgt sich die Einstellung unserer Mitarbeiter auf unsere Kundinnen und Kunden“, so Dr. Zapreva.
enercity bleibt bis zum Jahr 2020 Mieter im Ihme-Zentrum mit einer Nettogrundfläche von 36.100 Quadratmetern und rund 770 Büroarbeitsplätzen.
Oberbürgermeister Schostok verweist auf die unterschiedlichen Anforderungen von Stadt und enercity an einen langfristigen Verbleib im Ihme-Zentrum: „Die Entscheidung von enercity verbunden mit der Unternehmensstrategie ist absolut nachvollziehbar. Für die Nachnutzung bleibt dem Investor ausreichend Zeit.“
Befristete Verlängerung nach Fortschritten bei Sanierungsplanung
Für die Landeshauptstadt besteht allerdings bereits jetzt die Notwendigkeit, über einen Auszug oder Verbleib der städtischen Dienststellen im Ihme-Zentrum für die Zeit nach 31.12.2017 zu entscheiden. Ansonsten bliebe nicht genügend Zeit, um einen Umzug zu bewerkstelligen. Der jetzt ausgehandelte Verlängerungszeitraum bis Mitte 2020 entspricht den Planungen der Landeshauptstadt, für die städtischen Dienststellen im Ihme-Zentrum ab Ende 2019/Anfang 2020 ein gut geeignetes Bürogebäude in der Innenstadt längerfristig anzumieten. Die städtischen Dienststellen, die gegenwärtig im Ihme-Zentrum untergebracht sind, verbleiben dort demnach noch etwa drei Jahre, um dann bis Jahresmitte 2020 in ein neues Bürogebäude umzuziehen.
Ab Mitte 2020 soll dann im nächsten Schritt das – dann leerstehende – Gebäude am Ihmeplatz 5 vom Investor saniert werden. Hierfür ist ein Zeitraum von zwölf Monaten vorgesehen, so dass ab Mitte 2021 ein neues langfristiges Mietverhältnis mit der Landeshauptstadt beginnen könnte. Die Belegung des Gebäudes würde dann mit Dienststellen erfolgen, die gegenwärtig auf mehrere andere angemietete Gebäude im Stadtgebiet verteilt sind. Voraussetzung für einen solchen längerfristigen Mietvertrag bleibt ein verlässliches Gesamtkonzept für das Ihme-Zentrum, wie Schostok hervorhebt.
„Wir erwarten als Landeshauptstadt von dem Investor, dass das Ihme-Zentrum insgesamt so hergerichtet wird, dass es für Menschen, die dort arbeiten, wohnen oder ein Geschäft führen, die einen Besuch oder einen Behördengang zu erledigen haben, ansprechend ist“, erläutert Schostok. In den vergangenen Monaten hat der Investor mehrere Aufträge erteilt, die aus Sicht der Stadtverwaltung als Fortschritt in Richtung des erforderlichen Gesamtkonzeptes für das Ihme-Zentrum gewertet werden können. Dazu zählen Planungsaufträge für die
Neugestaltung der Fassade in den gewerblich genutzten Bereichen und die Nutzung der gewerblichen Flächen sowie einen Auftrag für die Steuerung des Gesamtprojektes. Die Fassadenplanung soll im Februar 2017 abgeschlossen sein. Ebenso hat der Investor in den vergangenen Monaten die seit längerem geforderte Beseitigung akuter Mängel begonnen.
Auch im Fall des Scheiterns einer Einigung über einen langfristigen Mietvertrag bliebe die Landeshauptstadt allerdings Mitglied der Eigentümergemeinschaft im Ihme-Zentrum. Sie ist Eigentümerin der Kita im Ihme-Zentrum.