Hannover schafft Altkleidercontainer an Wertstoffinseln ab

Städtische Altkleidercontainer
Städtische Altkleidercontainer

Jahrelang galten Altkleidercontainer als praktische Möglichkeit, alte Kleidung schnell und unkompliziert loszuwerden. Im gesamten Stadtgebiet standen hunderte solcher Sammelbehälter – auf Supermarktparkplätzen, an Wertstoffinseln oder auf den städtischen Wertstoffhöfen. Doch damit ist zumindest an den Wertstoffinseln bald Schluss: Die Stadt Hannover beendet die Konzessionen und beabsichtigt, dort keine neuen Container mehr zuzulassen.

Von Sammelstelle zur Schmutzecke

Altkleidercontainer Posthornstraße 31.03.2024
Altkleidercontainer Posthornstraße 31.03.2024

Was einst als nachhaltige Lösung gedacht war, hat sich vielerorts ins Gegenteil verkehrt. An Sammelpunkten wie in der Posthornstraße in Linden-Süd häufen sich Müll und Dreck, obwohl Aha-Mitarbeiter die Standorte mehrmals pro Woche reinigen. Immer häufiger werden Container aufgebrochen, Säcke herausgezogen und durchsucht – das, was als unbrauchbar erachtet wird, bleibt daneben liegen. Die Folge: vermüllte Straßen und ungenutzte Geh- und Radwege.

Auch die Aufstellbetriebe selbst klagen über zunehmende Probleme. Statt tragbarer Kleidung landen immer öfter minderwertige, kaputte Textilien oder gar Hausmüll in den Behältern. Eine Entwicklung, die durch die Anfang 2025 in Kraft tretende EU-Verordnung noch verschärft wurde: Sie schreibt vor, dass sämtliche Alttextilien – auch nicht wiederverwendbare – über die Container gesammelt werden sollen. Das führt dazu, dass Recyclingfirmen riesige Mengen an Textilmüll kostenpflichtig entsorgen müssen, wodurch das Geschäft kaum noch wirtschaftlich ist.

Tigris
Tigris
Wilhelm-Bluhm-Straße 40
30451 Hannover

Entscheidung der Stadt

Angesichts dieser Entwicklung zieht die Stadt nun die Reißleine. Dennis Dix, Pressesprecher der Stadt Hannover, begründet die Entscheidung:

„Seit einiger Zeit sieht es rund um diese Altkleiderstandorte leider sehr unsauber aus. Oftmals werden Alttextilien neben den Behältern abgelegt. Das schränkt zum Teil die Nutzung von Geh- und Radwegen ein und kann Ungeziefer anziehen. Offenbar sind die Altkleidercontainer immer auch zum Anziehungspunkt für wilden Müll jeglicher Art geworden.“

Deshalb sollen nach dem Auslaufen der aktuellen Konzessionen Ende Oktober 2025 keine neuen Standorte im öffentlichen Raum mehr ausgeschrieben werden.

Was bleibt den Bürgerinnen und Bürgern?

Altkleidercontainer einer Drittanbieters
Altkleidercontainer eines Drittanbieters

Die Altkleidercontainer auf privaten Flächen – etwa bei Supermärkten – bleiben weiterhin bestehen. Zudem stehen auf allen Wertstoffhöfen mehrere Sammelbehälter bereit. Weiterhin empfiehlt die Stadt, gut erhaltene Kleidung direkt bei den Kleiderkammern gemeinnütziger Organisationen abzugeben. So werde sichergestellt, dass die Textilien tatsächlich dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden.

Bildnachweis: Michael Klenke, Stefan Ebers

4 Gedanken zu „Hannover schafft Altkleidercontainer an Wertstoffinseln ab“

  1. Wie asozial muss man sein, Müll dort rein zu schmeißen oder einen Container aufzubrechen, Klamotten zu fischen und was nicht gefällt liegen zu lassen?

    Jede Generation vom bestimmten Schlag von Menschen wird immer schlimmer und mehr davon, hab ich den Eindruck.

    Der Mensch scheitert an sich selbst.

  2. Eine ziemlich umfangreiche Darstellung, was mit den gesammelten Textilien passiert, findet sich bspw. hier:

    https://www.br.de/radio/bayern1/altkleider-116.html

    Was also massiv teurer werden wird, ist Malerfließ und ähnliches, was aus Alttextilien gemacht wird. Nur falls sich mal wieder jemand wundert, warum Bauen immer teurer wird.

    Und was auch zunehmen wird, sind die Kartons an der Straße. Da man die aufgrund fehlender Blauer Tonnen sowieso nicht los wird, kann man sie auch mit alten Klamotten füllen.

    Aber – positiver Nebeneffekt – der freie Platz an den Wertstoffinseln könnte nun dazu genutzt werden, dort zusätzliche Papiercontainer aufzustellen. Mal sehen, ob das passiert.

  3. Das Problem mit den überquellenden Altkleider-Containern gibt es landauf, landab in ganz Deutschland. Wenn man mal zu diesem Problem etwas googelt, wird man schnell feststellen, das die Stadt Hannover bzw. deren Abfallbeseitigung sich sehr lange mit der Abschaffung der Altkleider-Container Zeit gelassen hatten. In vielen anderen deutschen Kommunen sind diese schon längst beseitigt worden, was zumeist daran lag, das die entsprechenden Sammelfirmen schon seit 2022 an in Insolvenz gegangen waren, weil es nichts mehr an den alten Sachen zu verdienen gab oder genauso wie hier in Hannover die sogenannten Wertstoffinseln zunehmend zu rattenverseuchten Müllinseln wurden.

    Die ganze EU-Richtlinie in Bezug auf die Sammlung von zerschlissenen Textilien ist schlecht durchdacht und von Bürokraten erstellt worden, die keine Ahnung von der Wirklichkeit im Alltag haben. Und dazu kommt auch noch, das die heutigen gekauften Klamotten zumeist nur noch einen Bruchteil der Zeit halten, als noch vor fünfzig Jahren.

    Nur mal ein selbst erlebtes Beispiel: Ich als Langzeitarbeitsloser habe in den letzten zehn Jahren mehrere Jeanshosen schon nach nicht mal zwei Jahren ausrangieren müssen, weil der Stoff schon in Kniehöhe und am Hinterteil regelmäßig gerissen war, was u.a. an meinen vielen Fahrradfahrten der Vergangenheit gelegen hatte. Dieses Problem kannte ich vor zwanzig Jahren noch nicht und die C&A-Hosen damals noch gute Qualität hatten. Heute leider nur noch Schrott verkauft wird und wenn man etwas höherwertiges haben möchte, man gleich 100 Euro (!) für eine Hose z.B. in der Galeria Kaufhof ausgeben muß, welches für einen Hartz4-Empfänger unzumutbar ist. Also bleibt fast nur noch ebay & andere Kleinanzeigen-Portale, aber es schon ab Größe 56 schwierig wird, überhaupt Hosen zu bekommen, die einem gefallen.

  4. Ich habe die EU-Verordnung auch nicht verstanden, wer möchte denn Kaputte, am besten noch Unterwäsche trägen?
    Die Aussage war ja auch klar:
    „Weiterhin empfiehlt die Stadt, gut erhaltene Kleidung direkt bei den Kleiderkammern gemeinnütziger Organisationen abzugeben. So werde sichergestellt, dass die Textilien tatsächlich dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden.“
    Glaubt die Politiker der Stadt eigentlich wirklich das die Leute die bisher die Container gefüttert haben ihre Kleidung jetzt wo anders hin bringen?
    Freuen wird dieses AHA da die Mülltonnen voller werden und somit die Verbrennungsanlage in Lahe besser ausgelastet wird. Allerdings hätte man das auch schon heute haben können wenn man die nicht mehr verwendbaren Kleider/Stoffe der Sammelbetrieb/Containerleerer umsonst angenommen hätte.

Die Kommentare sind geschlossen.

4 Gedanken zu „Hannover schafft Altkleidercontainer an Wertstoffinseln ab“

  1. Wie asozial muss man sein, Müll dort rein zu schmeißen oder einen Container aufzubrechen, Klamotten zu fischen und was nicht gefällt liegen zu lassen?

    Jede Generation vom bestimmten Schlag von Menschen wird immer schlimmer und mehr davon, hab ich den Eindruck.

    Der Mensch scheitert an sich selbst.

  2. Eine ziemlich umfangreiche Darstellung, was mit den gesammelten Textilien passiert, findet sich bspw. hier:

    https://www.br.de/radio/bayern1/altkleider-116.html

    Was also massiv teurer werden wird, ist Malerfließ und ähnliches, was aus Alttextilien gemacht wird. Nur falls sich mal wieder jemand wundert, warum Bauen immer teurer wird.

    Und was auch zunehmen wird, sind die Kartons an der Straße. Da man die aufgrund fehlender Blauer Tonnen sowieso nicht los wird, kann man sie auch mit alten Klamotten füllen.

    Aber – positiver Nebeneffekt – der freie Platz an den Wertstoffinseln könnte nun dazu genutzt werden, dort zusätzliche Papiercontainer aufzustellen. Mal sehen, ob das passiert.

  3. Das Problem mit den überquellenden Altkleider-Containern gibt es landauf, landab in ganz Deutschland. Wenn man mal zu diesem Problem etwas googelt, wird man schnell feststellen, das die Stadt Hannover bzw. deren Abfallbeseitigung sich sehr lange mit der Abschaffung der Altkleider-Container Zeit gelassen hatten. In vielen anderen deutschen Kommunen sind diese schon längst beseitigt worden, was zumeist daran lag, das die entsprechenden Sammelfirmen schon seit 2022 an in Insolvenz gegangen waren, weil es nichts mehr an den alten Sachen zu verdienen gab oder genauso wie hier in Hannover die sogenannten Wertstoffinseln zunehmend zu rattenverseuchten Müllinseln wurden.

    Die ganze EU-Richtlinie in Bezug auf die Sammlung von zerschlissenen Textilien ist schlecht durchdacht und von Bürokraten erstellt worden, die keine Ahnung von der Wirklichkeit im Alltag haben. Und dazu kommt auch noch, das die heutigen gekauften Klamotten zumeist nur noch einen Bruchteil der Zeit halten, als noch vor fünfzig Jahren.

    Nur mal ein selbst erlebtes Beispiel: Ich als Langzeitarbeitsloser habe in den letzten zehn Jahren mehrere Jeanshosen schon nach nicht mal zwei Jahren ausrangieren müssen, weil der Stoff schon in Kniehöhe und am Hinterteil regelmäßig gerissen war, was u.a. an meinen vielen Fahrradfahrten der Vergangenheit gelegen hatte. Dieses Problem kannte ich vor zwanzig Jahren noch nicht und die C&A-Hosen damals noch gute Qualität hatten. Heute leider nur noch Schrott verkauft wird und wenn man etwas höherwertiges haben möchte, man gleich 100 Euro (!) für eine Hose z.B. in der Galeria Kaufhof ausgeben muß, welches für einen Hartz4-Empfänger unzumutbar ist. Also bleibt fast nur noch ebay & andere Kleinanzeigen-Portale, aber es schon ab Größe 56 schwierig wird, überhaupt Hosen zu bekommen, die einem gefallen.

  4. Ich habe die EU-Verordnung auch nicht verstanden, wer möchte denn Kaputte, am besten noch Unterwäsche trägen?
    Die Aussage war ja auch klar:
    „Weiterhin empfiehlt die Stadt, gut erhaltene Kleidung direkt bei den Kleiderkammern gemeinnütziger Organisationen abzugeben. So werde sichergestellt, dass die Textilien tatsächlich dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden.“
    Glaubt die Politiker der Stadt eigentlich wirklich das die Leute die bisher die Container gefüttert haben ihre Kleidung jetzt wo anders hin bringen?
    Freuen wird dieses AHA da die Mülltonnen voller werden und somit die Verbrennungsanlage in Lahe besser ausgelastet wird. Allerdings hätte man das auch schon heute haben können wenn man die nicht mehr verwendbaren Kleider/Stoffe der Sammelbetrieb/Containerleerer umsonst angenommen hätte.

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