Eine Recherche von Michael Jürging im Rahmen des Projektes Lebensraum Linden
„Die Zeichnung von Karl Hapke ist das Titelbild einer Postkartenserie mit 16 Motiven aus dem alten Hannover. Sie wurde meiner Einschätzung nach in den 1950er-Jahren herausgegeben (das Erscheinungsjahr ist leider nicht vermerkt), und zwar von der Buchhandlung Gebrüder Hartmann (heute: Buchhandlung Decius, Falkenstraße). …
Das Titelbild ist mit folgendem Text erläutert: ‚Hannover um 1636/Nach einem zeitgenössischen Holzschnitt von E. Holwein/Rekonstruiert von Karl Hapke/Original im Besitz der vorm. Königlichen Bibliothek/Von der Ihmebrücke, deren Zugang der Rote Turm sichert, führt der auf Specken errichtete Steinweg, heute Calenberger Straße, zum äußeren Leintor. Links vom Steinweg die von einem Leinearm und dem ‚Judenteich‘ umflossene Calenberger Neustadt, mit der Neustädter Kirche in der Mitte, dahinter der ‚Judendamm‘. Rechts vom Steinweg der ‚Brand‘, vormals Danzelmarsch genannt, dahinter das ‚Eilikenwerder‘. Im Hintergrund die von Wällen und Mauern umgebene Stadt mit ihren Kirchen und Wehrtürmen, unter denen der des inneren Leintors und der Beginenturm besonders hervorragen. Links im Bild die Kreuzkirche, ganz links, außerhalb der Wälle und Mauern, die Nikolaikapelle.'“
Gestern fand ich nun im „Niedersächsischen Städteatlas“ (II. Abteilung: Einzelne Städte, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen, [Band] V., 1933) in Tafel II eine Karte, von der ich einen Ausschnitt anfüge. Der „Rote Turm“ ist dort mit dem Buchstaben „a“ gekennzeichnet (in der Auflistung oben links von mir rot eingerahmt). Den Standort des Turmes habe ich ebenfalls rot gekennzeichnet. Die Ihmebrücke (heutige Benno-Ohnesorg-Brücke) befindet sich am linken Rand mit deutlicher Distanz zum Turm. Letzterer hat nach meinen Recherchen ungefähr an der heutigen Straßenecke Gustav-Bratke-Allee/Adolfstraße gestanden.
Die Darstellung von Karl Hapke, die ihrerseits auf E. Holwein zurückgeht (s.o.), ist also unzutreffend. Zu dem falschen Standort des „Roten Turmes“ mag beigetragen haben, dass der seinerzeitige Hauptstrom der Leine, der auf Höhe der heutigen Mittelstraße (Calenberger Neustandt) verlaufen ist, „meist Ihme genannt“ wurde. So jedenfalls schreibt es Arnold Nöldeke in „Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover“ (Heft 19 von 1932, Seite 724).