Im Februar 2014 präsentierte der damalige Stadtbaurat Bodemann die ursprünglichen Planungen der Stadtverwaltung für die Wasserstadt Limmer. Darin war vorgesehen, dass insgesamt 2000 Wohnungen für 5000 Menschen gebaut werden sollten, wofür eine 5-8 stöckige Randbebauung vorgesehen war. Diese Planungen lösten damals einen Sturm der Entrüstung bei Anwohnern und Politikern im Stadtbezirksrat aus. Die damalige Sanierungskommission Limmer sprach sogar von einer Trabantenwasserstadt.
In den Jahren 2014/2015 folgte dann eine Beteiligung der Öffentlichkeit und der Limmeraner an den weiteren Planungen. Daraus resultierte ein Beschluss des Stadtbezirksrates, der u.a. ein Wohngebiet mit 1.000 bis 1.200 Wohneinheiten vorsah. Diesem Beschluss ist die Stadtverwaltung jedoch nicht gefolgt, stattdessen schlug man dem Rat eine Bebauungsdichte von 1.600 bis 1.800 Wohnungen vor. Mit dieser absoluten Zahl hatten sich dann zähneknirschend Bewohner und Mitglieder vom Rat und Stadtbezirksrat arrangiert.
Neue Pläne der Stadtverwaltung im Hinterzimmer
2 Tage nach der am 12. September abgehaltenen Kommunalwahl hatte nun der Leiter des Dezernats für Stadtentwicklung und Bauen, Stadtbaurat Thomas Vielhaber, für vergangenen Freitag die Bezirksratsfraktionsspitzen, Anwaltsplaner und die BI Wasserstadt zum Gespräch ins „Hinterzimmer“ eingeladen. Das Thema war die Obergrenze von 1800 Wohnungen zu erhöhen. Jetzt ist von bis zu 2.200 Wohnungen die Rede. Damit würde sogar die Planung aus dem Jahr 2014 übertroffen, in der „nur“ 2000 Wohnungen geplant waren.
Interessanterweise gab es in diesem Sommer bereits Gerüchte, dass das Baudezernat die Wohnungszahl in der Wasserstadt auf bis zu 2200 Wohnungen erhöhen wolle. Die Stadtverwaltung dementierte zunächst hart und sprach bis kurz vor der Kommunalwahl von einem „Missverständnis“: Es bleibe ausdrücklich bei 1800 Wohnungen.
Diese neuen Pläne torpedieren nun jedoch alle bisherigen Planungen: In einer Punkt-Linden vorliegenden Stellungnahme des Baudezernats wird dafür die folgende Begründung aufgestellt:
„Aufgrund des erkennbaren Mangels an möglichen Bauflächen zur Deckung des weiteren Wohnungsbaubedarfes in der wachsenden Stadt auch in den kommenden Jahren und mit dem Ziel des Schließens der Angebotslücke (bezahlbarer Wohnraum) zwischen sozial gefördertem Wohnraum und hochpreisigem Wohnraum beabsichtigt die Verwaltung zum Planungseinstieg zu überprüfen, ob unter Erzielung einer hohen städtebaulichen Qualität und unter Realisierung entsprechender Mobilitätskonzepte eine Verdichtung der Wohnbebauung vertretbar sein könnte.“
Sturm der Entrüstung von Anwohnern und Stadtbezirksrat
In der gestrigen Sitzung des Stadtbezirksrates äußerten deren Mitglieder, viele Anwohner und die BI Wasserstadt Limmer ihren Unmut darüber. Bezirksratsherr Eike Geffers führte darin aus, dass die Annahme, dass eine höhere Bebauungsdichte zu niedrigeren Baukosten führe, falsch sei. Der Grundstückspreis sei nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten. Auch stellte er die Frage in den Raum: Was hat die Stadt für ein Interesse, die Gewinne der Immobilieninvestoren zu erhöhen?
Im Rahmen der Sitzung wurde auch bekannt, dass in den nicht geförderten Wohnungen des 1. Bauabschnitts Mietpreise von 15 bis 17 Euro als Kaltmiete verlangt werden.
Daraufhin verfassten alle anwesenden Mitglieder des Stadtbezirksrates einstimmig den interfraktionellen Dinglichkeitsantrag (Antrag aller Mitglieder):
Die Ergebnisse der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit an der Aufstellung von Bebauungsplänen für das Gelände der Wasserstadt Limmer im Jahr 2015, die vom Rat im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 1535 Wasserstadt Limmer“ für den I. Bauabschnitt beschlossen wurden, sind von der Stadtverwaltung im Aufstellungsverfahren für einen Bebauungsplan für den II. Bauabschnitt uneingeschränkt einzuhalten. Das gilt besonders für die Anzahl von 1.600 bis 1.800 Wohneinheiten für das gesamte Gelände der Wasserstadt Limmer. (Beschluss des VA vom 08.10.2015 und Beschluss Drucksache 2096/2015). Planungen mit dem Ziel einer Erhöhung der Anzahl der Wohneinheiten und Prüfaufträge für solche Planungen sind zu unterlassen. Sie beeinträchtigen das Vertrauen der Limmeraner in die Verlässlichkeit der Politik und der Stadtverwaltung.
Neue Investoren in der Wasserstadt
Der erste Bauabschnitt mit rund 550 Wohnungen wird vom Wasserstadt-Entwickler Günter Papenburg gemeinsam mit der Braunschweiger Firma Orange Blue (Volksbank Braunschweig) verwirklicht. Für den jetzt in der Planung befindlichen zweiten Bauabschnitt sind die Investoren ECE und Wohnkompanie-Nord am Werk.
Was macht das Verkehrskonzept?
Weiterhin offen ist, wie die künftigen Bewohner der Wasserstadt Limmer beispielsweise zu ihrem Arbeitsplatz oder zum Einkaufen gelangen sollen. Eine neue Stadtbahnline wird es nicht geben, je Wohnung sind derzeit 4,5 Fahrradstellplätze und nur 0,5 Parkplätze für Anwohnerautos geplant. Zwar soll es zu Hauptverkehrszeiten eine Verdichtung im Busfahrplan geben, doch ein überzeugendes Verkehrskonzept für über 4.000 neue Stadtteilbewohner von Limmer sieht anders aus.