Nachteulen gekniffen – Sparkasse schließt nachts Geldautomaten

Sparkasse FalkenstrasseKünftig kann an den Geldautomaten der Sparkasse Hannover in der Zeit zwischen 23:00 Uhr und 5:00 Uhr kein Geld mehr abgehoben werden. Diese Regelung gilt bis auf Weiteres. Lediglich am Flughafen und am Hauptbahnhof stehen die Automaten weiter rund um die Uhr zur Verfügung. Ärgerlich dürfte das vor allem für Kundinnen und Kunden sein, die aufgrund ihrer Arbeitszeiten tagsüber keine Gelegenheit haben, die Automaten aufzusuchen. Auch Nachtschwärmer müssen sich vorab mit Bargeld eindecken, wenn bei der Kneipentour durch Linden nicht das Bare ausgehen soll.

Reaktion auf Automatensprengungen

Die Sparkasse Hannover reagiert damit auf die hohe Zahl an Straftaten, bei denen Geldautomaten rücksichtslos von Kriminellen gesprengt werden, um an das enthaltene Bargeld zu gelangen. Bei ihren Angriffen auf die Automaten machen sich die Täter meistens den Schutz der Dunkelheit zunutze. Dem begegnet die Sparkasse Hannover durch die nächtliche Schließung, der Zutritt zu den SB-Bereichen wird entsprechend unterbunden. In diesem Jahr wurden laut niedersächsischem Landeskriminalamt bereits 60 der Selbstbedienungsautomaten durch Sprengungen zerstört. Damit habe sich die Zahl solcher Delikte seit 2015 verdoppelt. Im Mai wurde eine Sparkassenfiliale im Altwarmbüchener Einkaufzentrum „A2-Center“ zerstört.

Auf Anfrage von Punkt-Linden teilte die Sparkasse Hannover dazu mit:
„Die Sparkasse Hannover kommuniziert bereits seit 2020, dass ihre SB-Geräte nur in der Zeit von 23 bis 5 Uhr zur Verfügung stehen. Aus technischen Gründen wurde die Außerbetriebnahme der Geldautomaten sukzessive bis Sommer 2022 umgesetzt. Die Zugänge zu SB-Bereichen werden, wo dies baulich möglich ist, ebenfalls seit 2020 in der genannten Zeit gesperrt. Da dies mit aufwändigeren baulichen Maßnahmen verbunden ist, wird dies sukzessive umgesetzt und ist noch nicht an allen Standorten realisiert. Die Sparkasse Hannover folgt mit dem eingeschränkten Zugang zu den Geldautomaten den Empfehlungen des Bundeskriminalamtes sowie der Polizei Niedersachsen.“

Minister Pistorius kritisiert Bankenbranche

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) warf der Bankenbranche unlängst vor, durch ihre Untätig bei der Sicherung der Automaten Täter geradezu einzuladen. Er forderte von den Betreibern der Automaten, bessere Vorkehrungen für deren Sicherheit zu treffen. Spätestens im kommenden April solle die Geldinstitute der Innenministerkonferenz (IMK) und dem Bundesinnenministerium klare Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von Geldautomaten vorweisen, so Pistorius.

Und in Linden?

Seit der Neueröffnung Ende 2020 der Filiale in der Falkenstraße wird dort nach 23:00 kein Einlass zum Selbstbedienungsbereich mehr gewährt. Auch in der Filiale in der Limmerstraße gibt es nach 23:00 kein Geld mehr.

Kommentar

In den Nachrichtensendungen sieht man immer wieder Videos von Überwachungskameras, die das gleichermaßen effiziente wie skrupellose Vorgehen der Täter zeigen. Häufig erkennbar: Ein paar abgeschlossene Glastüren halten die Täter nicht ab. Diese werden zerstört, indem man einfach mit einem geklauten Auto durch sie durchfährt. In anderen Ländern ist man bei der Sicherung der Automaten längst weiter. Dort wird das Bargeld in den Automaten bei gewaltsamen Zugriffsversuchen beispielsweise durch Verkleben oder Einfärben unbrauchbar gemacht. Damit wirken die von der Sparkasse getroffenen Vorkehrungen etwas hilflos und obsolet.

Letztlich muss die Hannoversche Sparkasse selbst abwägen, ob der Sicherheitsgewinn durch solche Maßnahmen die Einschränkungen des Kundenservices rechtfertigt. Ohnehin haben die Sparkassen ihre hohe Filial- und Automatendichte, mit der sie früher selbst als Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Banken warben, wohl aus Kostengründen, längst aufgegeben. So wurde auch die Filiale in Limmer vor einigen Jahren geschlossen.

Bildnachweis: Martin Illmann