Rückblick Premiere Wasserstadt-Film im Apollo

Bernd Wolter und Wolfgang Becker
Bernd Wolter und Wolfgang Becker (von links)

Die MedienWerkstatt Linden ist für authentische Filme über das aktuelle Leben und teilweise auch über die Vergangenheit vom Stadtbezirk Linden-Limmer bekannt. Bei ihrem neuesten Werk, eine Dokumentation über die Wasserstadt Limmer „Dann haben sie uns ernst genommen …“, haben sie in einem Zeitraum von 9 Jahren (2014 – 2023) den Planungsprozess und den Bau der Wasserstadt Limmer mit der Kamera begleitet. Die Premiere zu diesem Film war am vergangenen Sonntag im Apollo-Kino zu sehen.

Die Premiere

Protagonisten im Wasserstadt-Film
Protagonisten im Film

Wenn an einem frühen Sonntagvormittag bereits um 11 Uhr ein Film im Apollo-Kino angesetzt ist und die Besucher zeitweise in einer Schlange bis auf die Limmerstraße anstehen, kann es nur ein ganz besonderer Film sein. Der Kinosaal war voll besetzt, die Zuschauer waren neugierig auf die Premierenvorstellung der Filmemacher Wolfgang Becker und Bernd Wolter. Aus etwa 100 Stunden gedrehtem Filmmaterial ist ein 90-minütiger, sehr beeindruckender Dokumentarfilm geworden. Wie bei einer Premiere so üblich, waren neben den beiden Filmemacher die Protagonisten des Films Uwe Staade, Gudrun Herrmann-Glöde und Monika Neubacher-Fesser gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube auf der Bühne und stellten in kurzen Redebeiträgen ihre persönliche Sichtweise zum Prozess der Wasserstadt dar.

Der Film

Der frühere Stadtbaurat Uwe Bodemann (Mitte) war extra zur Premiere aus Bremen gekommen
Der frühere Stadtbaurat Uwe Bodemann (Mitte) war extra zur Premiere aus Bremen gekommen

Im Film kamen neben den genannten Personen weitere Mitglieder der BI Wasserstadt, die wechselnden Oberbürgermeister Schostok und Onay, die Stadtbauräte Bodemann und Vielhaber, Architekten, der Bauhistoriker Sid Auffarth, der den Planungsprozess zusammen mit Mark Hömke jahrelang als Anwaltsplaner begleitete, Unternehmer Günter Papenburg und seine WLEG-Geschäftsführer zu Wort. Auch wurde auf historisches Filmmaterial der Continental zurückgegriffen, bei dem mit sehr emotionellen Bilder aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgeblickt wurde, in denen hauptsächlich Frauen und Zwangsarbeiterinnen die Produktion der damaligen Excelsior aufrechterhielten.

Sehr beeindruckend waren die vielen Facetten der durchgeführten Bürgerbeteiligungen. Insbesondere durch den außergewöhnlich hohen zeitlichen Einsatz der Mitglieder der Bürgerinitiative Wasserstadt. Denen ist zu verdanken, dass in diesem neuen Teil von Limmer ein besonderes Wohngebiet entsteht. Dafür wurden über 100 Änderungsvorschläge eingebracht, viele davon wurden für gut befunden und umgesetzt. Sicherlich kann der Film nur einen Bruchteil dieses persönlichen und ehrenamtlichen Einsatzes wiedergeben. Aber er spiegelte auch eine Menge persönlicher Enttäuschungen bei der Bürgerbeteiligung wider. Eine erste Planung für das alte Fabrikgelände sah eine Bebauung mit 600 Einfamilienhäusern vor. Im Zuge der Planungen wurde der Mangel an Wohnungen im gesamten Stadtgebiet Hannover berücksichtigt. Der Rat der Stadt hatte daher 2015 eine Höchstzahl von 1.600-1.800 Wohnungen festgelegt. Heute gibt es Bestrebungen, die Anzahl sogar auf mehr als 2.600 Wohnungen zu erhöhen, was hochgerechnet 6.000 Bewohner bedeuten würde.
Der lange Weg der Bürgerbeteiligung zur Wasserstadt ist aber auch gepflastert mit einer Menge an Enttäuschungen. So haben einige Beteiligte schlichtweg aufgegeben unter dem Eindruck, Stadtverwaltung und Investor machen ohnehin, was sie wollen. Nicht nur die Zahl der Wohnungen wurde erheblich erhöht, auch ein vernünftiges Verkehrskonzept fehlt bis heute. Ebenso scheint es keine angestrebte Durchmischung der Bewohner durch alle Schichten der Bevölkerung zu geben. Einerseits wurde bisher rund 20 % geförderter Wohnraum gebaut, die restlichen Miet- und Eigentumswohnungen sind für die Mittelschicht kaum bezahlbar.

Wird es eine Fortsetzung geben?

Nach Ende der Vorstellung stellten sich die beiden Filmemacher noch den Fragen einiger Zuschauer. Besonders die Frage nach einem zweiten Teil des Films, da die Wasserstadt ja bis jetzt nicht fertig gebaut sei und gerade noch wichtige Fragen zu den Conti-Altgebäuden und dem 2. Bauabschnitt offen sind. Bernd Wolter beantwortete dies eindeutig: Sollte es weitere Fördermittel dafür geben, würde die MedienWerkstatt Linden gerne eine Fortsetzung drehen.

Weitere Vorführungen im Apollo-Kino

  • Mittwoch, 08.11.23, 18.00 Uhr
  • Sonntag, 17.12.23, 18.00 Uhr
  • Montag, 08.01.24, 18.00 Uhr
  • Mittwoch, 31.01.24, 18.00 Uhr

Bildnachweis: Stefan Ebers