Neuigkeiten zu den alten Conti-Gebäuden in Limmer

Conti-Gebäude
Das Conti-Gebäude ist in einem desolaten Zustand

Vom jetzigen Eigentümer des ehemaligen Continental-Geländes in Hannover-Limmer, GP Papenburg Baugesellschaft mbH, wurden vor einiger Zeit ein (mittlerweile abgelehnter) Abrissantrag der noch bestehenden Conti-Fabrikgebäude Nummer 44 und 51 am Ufer des Stichkanals Linden gestellt. Dieser wurde vom Verwaltungsgericht Hannover mit eindrucksvollen Worten abgelehnt:

Wenn ich sehenden Auges eine Schrottimmobilie kaufe, kann ich Jahre später nicht mangelnde Wirtschaftlichkeit geltend machen, so der Richter in seiner Urteilsbegründung.

Nach uns vorliegenden Informationen hat die GP Papenburg Baugesellschaft mbH nun weitere Rechtsmittel zur Durchsetzung ihres Antrages angekündigt.

Der Stadtbezirksrat Linden/Limmer hat kürzlich einstimmig die Forderung auf dringende und unmittelbare Maßnahmen zur Gebäudesicherung der restlichen denkmalgeschützten Conti-Gebäude an der Wasserstadt Limmer bestätigt. In einem Gerichtsverfahren wurde vorher die sogenannte Ersatzvornahme (Vornahme einer geschuldeten Handlung anstelle des Handlungspflichtigen auf dessen Kosten) als rechtmäßig erklärt.

Wegen einer offensichtlichen Verzögerungstaktik des derzeitigen Eigentümers Papenburg sind die Gebäude in den letzten Jahren stark verkommen, Fenster sind quasi nicht mehr vorhanden, innen sieht es völlig verwahrlost aus, Bäume wachsen aus dem Dach.

In der Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Limmer am kommenden Mittwoch liegt nun ein Antrag der Fraktion DIE LINKE vor:

  1. Wann und in welcher Form wurde der Eigentümer GP Papenburg aufgefordert, die Gebäudesicherung der denkmalgeschützten Gebäude durchzuführen?
  2. Welche Frist wurde dem Eigentümer zur Durchführung der Gebäudesicherung eingeräumt?
  3. Wurden weitere Maßnahmen zum Erhalt der historischen Gebäude unternommen?

In dieser Sitzung werden nun Antworten der Stadtverwaltung zu diesen Fragen erwartet.

Conti-Gebäude
Conti-Gebäude mit Grün

Wie könnte es weitergehen mit den restlichen Conti-Gebäuden?

Es sind noch einige Fragen zur Form der Durchführung durch Fa. Papenburg, der Fristsetzung zur Ausführung der Gebäudesicherung und den weiteren Maßnahmen zum Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude zu klären.

Erfreulicherweise gibt es immer noch mindestens einen potentiellen, kompetenten und kreativen Interessenten, der die Gebäude ankaufen möchte – aber auch hier ist Widerstand von Papenburg vorhanden. Auf Anfrage von Punkt-Linden erklärte der Geschäftsführer der Fa. Felsmann Projektentwicklung Dirk Felsmann in dieser Woche:

Wir sind nach wie vor sehr am Ankauf der Gebäude interessiert. (…) Derzeit ist die Atmosphäre zwischen den Parteien leider so, dass wir nicht mal in ernsthafte Kaufpreis-Verhandlungen eintreten können. Von unserer Seite herrscht aber große Verhandlungsbereitschaft.

Felsmann PE war übrigens unter anderem auch beim „Wohnhaus/Gerhard-Uhlhorn-Kirche Appartements Studentenwohngemeinschaft | Miete“ in der Salzmannstraße 4, dem Ahrbergviertel an der Plaza de Rosalia und den Ihmeauen in der Ricklinger Straße 3-9 (ehemalige Hautklinik) mit involviert. Sie hat übrigens mit der Sanierung von Nitrosaminen verseuchten Gebäuden Erfahrung. Papenburg stellt das Thema der Verseuchung dagegen als Abrissgrund ganz nach oben.

Conti-Gebäude
Conti-Gebäude am Stichkanal Linden

Kommentar: Man muss sich fragen, warum ein bedeutender Konzern-Unternehmer (Platz 524 der Reichenliste Deutschland 2019), ursprünglich aus dem Landkreis Burgdorf – der sicher seit 1963 auch Gutes für die Stadt Hannover gemacht hat – sich so desinteressiert am Rest des geschichtsträchtigen Conti-Geländes zeigt. Es sind denkmalgeschützte Gebäude, in denen ein Stück Geschichte passierte.

Ein Zitat dazu vom Bezirksratsmitglied Linden/Limmer Ludwig (Luk) List / Die Linke:

Zur Erinnerungskultur gehört auch der Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude.

Continental setzt sich mit seiner Geschichte auseinander

Die Fa. Continental, die im Zweiten Weltkrieg insgesamt rund 10.000 Zwangsarbeiter einsetzte, hat dazu kürzlich übrigens eine breit angelegte und unabhängige historische Studie zur Nazizeit erstellen lassen, Name: „Verantwortung und Zukunft“. Vielleicht sollten Herr Papenburg und die Verantwortlichen in seiner Firma diese mal lesen.

Bildnachweis: Stefan Ebers