Künstlerische Gedenkstätte an der Velvetstraße soll verschwinden

Gesamtkunstwerk VelvetstrasseAm Platz an der Velvetstraße in Linden-Nord, der eigentlich den Namen Halim-Dener-Platz (mehr Info) tragen sollte, wurde 2015 ein 15 Meter langer Tisch aus Beton mit fest installierten Sitzgelegenheiten gebaut. Dieser trägt als Beteiligungsprojekt den Namen „Ma(h)lzeit“.

In jedem Jahr findet an diesem Ort zum Todestag von Halim Dener rund um den 30. Juni eine Gedenkveranstaltung statt; in diesem Jahr bereits zum 27. Mal. Zum diesjährigen Gedenktag hatte die Halim Dener Kampagne mit einem Lindener Urban-Graffiti Künstler den Betontisch mit einem Kunstwerk versehen. Insgesamt waren 12 Künstler und Aktivist:innen an dem Werk beteiligt. Zwei Bilder stellen die Lebensgeschichte des 16-jährigen Dener, dessen Flucht und politische Tätigkeit in Deutschland, sowie dessen Tod dar. In einem Text wird der Inhalt erklärt. Die Gedenkschrift soll Gewalttaten der Polizei verurteilen und allen Menschen gedenken, die durch Polizeigewalt ihr Leben lassen mussten. Während des Entstehungsprozesses gab es viele positive Reaktionen seitens der Lindener Bevölkerung, sowie allen, die dort vorbeigehen oder ihre Freizeit auf dem Platz verbringen. Alle bleiben länger davor stehen, lesen sich die Texte durch und versuchen den Weg Halim Deners auf den Gemälden im Kopf nachzukonstruieren.

Diese künstlerische Aktion war im Vorfeld mit der Stadt abgesprochen; der Inhalt unterlag der freien Gestaltung. Am Montagmorgen, dem 30. August rückten nun Mitarbeiter vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Stadt Hannover an, bauten Bauzäune mit blickdichten, schwarzen Plastikplanen rund um den Betontisch auf und verdeckten damit die Bilder und die Botschaft, worüber als erstes Michael Trammer in der TAZ berichte. Die Stadt argumentierte, dass politische Motive auf Spielplätzen grundsätzlich nicht zugelassen seien. Aus diesem Grund sei geplant, die Graffiti wieder zu übermalen.

Dazu ist es bisher nicht gekommen. Eines Nachts wurden die aufgebauten Bauzäune von Unbekannten abgebaut und auf der Grünfläche des Platzes zusammengestellt. Auf Nachfrage von Punkt-Linden erklärte der Pressesprecher der Landeshauptstadt Hannover Dennis Dix:

„Es ist weiterhin geplant, die politische Graffiti am Pfarrlandplatz zu übermalen. Denn es gibt den Grundsatz der Stadtverwaltung, politische Motive auf Spielplätzen nicht zuzulassen. Nachdem der Bauzaun entfernt wurde (nicht durch die Stadt), muss ein neues Zeitfenster für die Arbeiten gefunden werden. Zudem wird vorher noch einmal mit dem Künstler gesprochen.“

Zwischen den Zeilen scheint da etwas Interpretationsspielraum zu bleiben.

Bildnachweis: Halim Dener Kampagne