Limmer: Geplante Schafsweide am Stichkanalufer sorgt für Streit

Ufer Stichkanal Hannover-Linden
Seit Kurzem ist ein Abschnitt des Kanalufers in Limmer am Oberwasser der Hafenschleuse zum Lindener Hafen – zwischen Harenberger Straße und Eichenbrink an der Dieselstraße – für Fußgänger und Sonnenhungrige gesperrt (Punkt-Linden berichtete). Auf dem vom Bund verwalteten Gelände plant das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA), künftig vier Schafe weiden zu lassen. Ein örtlicher Anwohner möchte die Fläche pachten, um durch natürliche Beweidung die bislang maschinelle Uferpflege zu ersetzen. Das Verfahren entspricht einer seit Langem erprobten Praxis an Nordsee- und Elbdeichen, verspricht das WSA-Team: „Wir erhoffen uns dadurch eine ökologische und naturnahe Pflege der Dammoberfläche“, so ein Sprecher gegenüber Punkt-Linden.

Durch den Verzicht auf schwere Mähgeräte sollen Böschungen künftig weniger verdichtet und Lebensräume für Insekten und Kleintiere erhalten bleiben. Schafbeweidung gilt als langlebige und kostengünstige Alternative – in anderen wasserbaulichen Anlagen der Region Hannover habe man bereits gute Erfahrungen damit gesammelt.

Massive Anwohnerkritik

Doch in Limmer schlägt das Konzept hohe Wellen: Der gesperrte Uferbereich dient seit Jahrzehnten als niedrigschwelliges Freizeit- und Erholungsangebot. Spaziergänger, Sonnenanbeter und sogar vereinzelt Schwimmer nutzten bislang den freien Zugang zum Stichkanal. Die Absperrung erfolgte jedoch ohne öffentliche Information oder Bürgerbeteiligung – was viele als „Verlust eines zentralen Erholungsraums“ empfinden.

Tigris
Tigris
Wilhelm-Bluhm-Straße 40
30451 Hannover

Ortstermin und Bürgerbeteiligung

Am 9. Juli 2025 trafen sich u. a. Vertreter des WSA, der Stadtverwaltung, Bezirksbürgermeister Rainer‑Jörg Grube, die Stadtbezirksmanagerin und der Interessent zu einem Ortstermin, um die unterschiedlichen Standpunkte auszutauschen. Grube hat im Nachgang noch eine Reihe von Gesprächen mit Anwohnenden, Bezirksratsmitgliedern und Mitarbeitern der Stadtverwaltung geführt und die dabei gesammelten Wünsche, Anregungen und Ideen so zusammengefasst:

  • Partielle und flexible Beweidung:
    • Weideflächen werden nur zeitlich begrenzt und bedarfsweise eingezäunt.
    • Mobile (elektrische) Zäune sollen entlang des Damms wandern, um den Freiraum größtenteils offen zu halten.
  • Sachkundige Organisation:
    • Die Schafhaltung soll nicht automatisch an den Erstinteressenten vergeben werden, sondern öffentlich ausgeschrieben.
    • Als kompetenter Partner wurde der Landesschafzuchtverband Niedersachsen e. V. vorgeschlagen, der unmittelbar in der Umgebung ansässig ist.
  • Erhalt der öffentlichen Nutzung:
    • Abgesehen von den kurzzeitigen Einzäunungen bleibt der Uferbereich frei zugänglich – Sonnenbaden, Angeln, Sport und Spiel bleiben erlaubt.
    • Schwimmen bleibt aus Sicherheitsgründen untersagt.
  • Konfliktmanagement statt Verbote:
    • Um Vandalismus, Müll und Ruhestörungen zu reduzieren, setzen Anwohner auf niedrigschwellige Ansprache-Teams („Streifen“), begleitende Informationsplakate und, falls nötig, städtischen Ordnungsdienst oder Polizei. Diese „gestuften Eskalationsstufen“ haben sich bereits in anderen Stadtteilen bewährt.
  • Voraussetzungen für Pachtverträge:
    • Öffentliche Flächen dürfen nur gepachtet werden, wenn alle Umwelt- und Sicherheitsvorschriften eingehalten sind.
    • Illegale Nutzungen wie Schrottlagerung oder Ölspuren dürfen nicht durch eine Pachtvereinbarung legitimiert werden.

Bildnachweis: Stefan Ebers

1 Gedanke zu „Limmer: Geplante Schafsweide am Stichkanalufer sorgt für Streit“

  1. Viel Aufregung, nur weil ein „paar“ Anwohner sich in ihren Freiheiten eingeschränkt sahen. Zum Glück wurde zu Gunsten der Schafe entschieden, wodurch auch der Partylärm und Dreck eingedämmt werden.

    Ich bin gespannt, wie oft das Schwimmverbot missachtet wird ..

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1 Gedanke zu „Limmer: Geplante Schafsweide am Stichkanalufer sorgt für Streit“

  1. Viel Aufregung, nur weil ein „paar“ Anwohner sich in ihren Freiheiten eingeschränkt sahen. Zum Glück wurde zu Gunsten der Schafe entschieden, wodurch auch der Partylärm und Dreck eingedämmt werden.

    Ich bin gespannt, wie oft das Schwimmverbot missachtet wird ..

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