Am vergangenen Donnerstag berichten die hannoverschen Tageszeitungen HAZ und NP zur aktuellen Entwicklung um den geplanten Neubau des Fössebades.
Auszug: Das neue Fössebad in Limmer hat aber auch seinen Preis: 50 Millionen Euro soll es kosten. Um die Summe zu schultern, verschiebt die Stadt nach eigenen Angaben Sanierungsvorhaben in anderen Bädern, etwa im Hainhölzer Bad und im Lister Bad. Im Rat kommt das nicht gut an. „Die grüne Wählerklientel in Linden-Limmer zu befriedigen, steht offenbar im Vordergrund“, sagt SPD-Sportpolitiker Andreas Pieper.
In Teilen der Ratspolitik führt das zu Unmut. „Das Freibadgelände des Fössebads hätte nicht sein müssen, schließlich ist das Volksbad Limmer nicht weit entfernt“, sagt SPD-Mann Pieper. CDU-Sportpolitiker Jens Capellmann meint, dass insgesamt 40 bis 50 Millionen Euro fehlten für Hannovers Bäder.
Demgegenüber hat der Vorsitzende des Fördervereins Fössebad e.V., Ernst Barkhoff, folgende Stellungnahme abgegeben:
Fössebad ist Opfer und kein Verursacher der hannoverschen Bäderkrise
Beim Fössebad wird der Kampf um den Erhalt bzw. die Erneuerung seit vielen Jahren geführt. Die SPD in Linden-Limmer hat große Protestversammlungen unter dem Motto „Rettet das Fössebad“ im Jahr 1987 mit mehr als 500 Teilnehmenden in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule und im Jahre 1992 erneut mit voller Aula organisiert. 2017 gab es zudem eine vom Förderverein Fössebad organisierte Podiumsdiskussion mit 180 Teilnehmenden im großen Saal des Freizeitheimes Linden, außerdem Unterschriftensammlungen und Aktionen.Das Fössebad als ein Projekt darzustellen, bei dem es um die Befriedung der „Wählerklientel der Grünen“ geht, ist nicht berechtigt. Solche Zuschreibungen sind einseitige Wahlkampfhilfe für die Grünen und schaden allen anderen Parteien. Es ging hier von Anfang an sowohl um den Schwimmsport als auch um eine grundlegende Daseinsfürsorge für die breite Bevölkerung, insbesondere für Familien mit Kindern.
Davon darf sich insbesondere die SPD nicht verabschieden. Ohne sie gäbe es das Fössebad nicht mehr. Schon zu Zeiten, als die Grünen noch keine Rolle in Linden gespielt haben, hat die SPD in Linden-Limmer für das Bad gekämpft. Nicht die Grünen und auch nicht die Verwaltung, sondern wir – die SPD in Linden-Limmer – wir haben im Jahre 1993 einen überaus kostengünstigen Betrieb durch die Übertragung auf die Gemeinnützige Fössebad-Betriebs gGmbH ermöglicht und haben im Jahre 1994 Sanierungsmittel für das Bad beim Land Niedersachsen akquiriert und schließlich auch die Gründung des Fördervereins organisiert. Vergleicht man den Zuschussbedarf das Fössebades mit anderen Bädern in Hannover, so wurden auf diese Weise in den Jahren über 40 Mio. € zugunsten der Stadtkasse eingespart.
Das vom Rat beschlossene Außenbecken (Ds. 1220/2017 N1 und Nr. 1646/2017) ist in den Sommermonaten gerade für Familien, die sich keine teuren Urlaubsreisen erlauben können, von zentraler Bedeutung. Die Schwimmhalle des neuen Fössebades wird aber aufgrund des Wettkampf-Standards mit 50 m-Bahnen an vielen Wochenenden für Wassersportveranstaltungen reserviert sein und nicht der allgemeinen Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Besucher kommen nicht nur aus Linden-Limmer, sondern auch aus den anderen westlichen Stadtteilen wie z.B. Ahlem, Badenstedt und Davenstedt. Hinzu kommen bis zu 5000 neue Bewohner in die künftige Wasserstadt Limmer. Das kleine Volksbad Limmer ist keine hinreichende Lösung. In diesem Sommer waren an den heißen Tagen über 3000 Besucher gleichzeitig (!) im Volksbad. Im Kinderbecken waren 120-130 und im großen Becken genauso viele Personen. Vier Schwimmmeister waren gleichzeitig am Beckenrand im Einsatz, Stress pur!
Das Volksbad ist trotz seiner abgelegenen Randlage und schlechten ÖPNV-Anbindung so übervoll, weil es keine Alternativen gibt. Viele Bäder in Hannover sind derzeit geschlossen.
Grundschulkinder etwa aus der Grundschule Lindener Markt brauchen eine gute halbe Stunde für den Hinweg und die gleiche Zeit für den Rückweg zum Limmer Volksbad. Sie müssen vom Lindener Markt zum Küchengarten laufen, dort die Linie 10 bis zur Haltestelle Brunnenstraße nehmen und dann noch ca. 2 km Fußweg bis zum Volksbad zurücklegen. Wenn man noch die Umkleidezeiten hinzurechnet, bleibt kaum noch Zeit für den Schwimmunterricht.
Es wäre daher fatal, für die Bevölkerung und natürliche auch für die Glaubwürdigkeit, wenn SPD, CDU und FDP das Außenbecken des Fössebades allen Versprechungen zum Trotz und kurz vor der Realisierung zur Disposition stellen.
Aufgrund der Haushaltslage ist der Neubau des Fössebades als ÖPP-Projekt geplant und ausgeschrieben. Da der Investor den Neubau vorfinanziert, lassen sich keine kurzfristigen Haushaltseinsparungen in 2025/26 erzielen. Die jahrelang unterlassenen Investitionen in die hannoverschen Bäder sind die eigentliche Ursache der sich zuspitzenden Probleme. Sie werden nicht gelöst, wenn ein Bad gegen andere ausgespielt wird.
Mich wundert es nur, dass in Altwarmbüchen ein Schwimmbad mit Unterstützung von Hannover 96 entsteht/ entstehen soll. Warum beteiligt sich der Verein nicht auch am Fössebad, wenn das Becken wettkampftauglich werden soll? Nimmt Hannover 96 nicht an den Wettkämpfen teil, die dort ausgetragen werden sollen?
Durch den günstigen Stadion-Pachtvertrag bleiben doch sicherlich Gelder übrig um 2 Bäder finanziell zu unterstützen.
Die Kosten für den Aussenbereich des neuen Fössebades kann man durch innovative Lösungen verringern. Im jetzigen Zustand die Leitung, die unter dem alten Becken liegen erneuern, dann die Wände und den Boden des alten Becken als Aussenschalung für ein neues Nichtschwimmerbecken nutzen. Das spart Geld beim erforderlichen Abriss des jetzigen Beckens und bei der Einschalung eines neuen Beckens. Der Höhenunterschied wird durch Aufschüttungen vom Aushub für den Neubau des Hallenbades ausgeglichen.
Die HAZ schreibt „Das Bauvorhaben verschlingt 50 Millionen Euro. Um die Kosten zu stemmen, schiebt die Stadt andere Sanierungen auf die lange Bank.“
Aber:
– Ob die Kosten des Bades tatsächlich von 30 auf 50 Mio. € springen werden, steht noch nicht fest. Es läuft die Ausschreibung der Baumaßnahme. Es gibt aber noch keine Ergebnisse. Auch die gestiegenen Baukosten haben zuletzt nachgegeben.
– In der Erläuterung der LHH zu ÖPP-Finanzierung des Fössebades heißt es: „Während der Vorbereitungs- und Bauphase werden von der Landeshauptstadt Hannover weder Abschlagszahlungen noch Bauzeitzinsen gezahlt. Nach erfolgter Abnahme der Bauleistung startet die Endfinanzierung des Projektes.“
Das Fössebad soll 2027 fertig werden. Tatsächlich wird die Finanzierung des Fössebades also „auf die lange Bank“ geschoben und behindert somit nicht andere Bädersanierungen in den nächsten Jahren. Es ist letztlich nur eine Ausrede, weil Haushaltsmittel für andere Zwecke ausgegeben werden sollen.
Ich als Sprecher für Sportpolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen+Volt+Piraten unterstütze die Stellungnahme. Die SPD-Ratsfraktion hat das Vorgehen der Verwaltung im letzten Dezember gebilligt, das Fössebad entsprechend den Drucksachen aus 2020 (einschließlich Freibadbereich) zulasten der anderen Bäder neu zubauen. Insofern ist der Kommentar von Andreas Pieper heuchlerisch.
Die Stellungnahme von Ernst Barkhoff entspricht den Tatsachen. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Die Stellungnahme von Ernst Barkhoff unterstützte ich voll, es ist die Tatsache. Ich schließe mich dieser Meinung voll an.