Brückenneubau Nieschlagstraße verzögert sich um Jahre

Brücke Nieschlagstraße
In der Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Limmer am vergangenen Mittwoch kündigte Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube eine Hiobsbotschaft an: Der Neubau der Brücke über die Nieschlagstraße, eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Linden-Mitte und Linden-Nord, wird um mindestens zwei Jahre verschoben. Ursache ist ein kontroverser Beschluss des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses vom 6. November, der die Planungskosten für den Neubau streicht.

Politischer Beschluss ohne Abstimmung mit der Verwaltung

Der einstimmige Beschluss der Fraktionen von SPD, CDU und FDP kam ohne Rücksprache mit der Stadtverwaltung zustande, die bereits mit der Planung des Neubaus begonnen hatte. Gegenüber Bezirksbürgermeister Grube äußerte sich die Verwaltung so: „Das bringt alles durcheinander.“

Die Begründung der Fraktionen wirkt pragmatisch: Die belastungsbedingte Sperrung der Brücke für den Kfz-Verkehr habe keine gravierenden Auswirkungen gezeigt. Daher erscheine eine Verschiebung der Sanierung um zwei Jahre vertretbar.

In der Realität bedeutet dies jedoch einen kompletten Stillstand: Zwei Jahre Planungsunterbrechung, danach zwei Jahre Planungszeit und schließlich ein weiteres Jahr Bauzeit. Die Brücke bleibt somit für mindestens fünf weitere Jahre für den Autoverkehr gesperrt.

Mehrverbrauch an CO₂-Verbrauch durch Brückensperrung

Berechnung: Der Umweg von ca. 0,85 km x Anzahl Kfz pro Tag ca. 2.067 x CO₂ Verbrauch je km pro Pkw ca. 150 Gramm = Umwegbedingter CO₂ Verbrauch / Tag: 263.543 Gramm
(1 Tonne = 1.000.000 Gramm)

  • Umweltbedingter CO₂ Verbrauch pro Tag: 0,26 Tonnen
  • Umwegbedingter CO² Verbrauch pro Monat: 7,91 Tonnen
  • Umwegbedingter CO² Verbrauch pro Jahr: 94,9 Tonnen

Im Vergleich: Der jährliche Stromverbrauch von etwa 40 durchschnittlichen deutschen Haushalten (jeweils ca. 4.500 kWh) verursacht 90 Tonnen CO₂, abhängig vom Energiemix.

Umleitung von Mitteln zur Dornröschenbrücke

Parallel dazu wurde bekannt, dass 1,5 Millionen Euro, die für die Planung der Nieschlagstraßenbrücke vorgesehen waren, nun für die Dornröschenbrücke verwendet werden. Auf Antrag derselben Fraktionen soll dort während der Bauzeit eine Behelfsbrücke errichtet werden. Ursprünglich war geplant, die neue Dornröschenbrücke neben der bestehenden zu errichten und nach Abschluss der Bauarbeiten per Querverschub an ihren Platz zu bewegen – eine Querungssperre von lediglich drei Monaten wäre erforderlich gewesen.

Die jetzt beschlossene Behelfsbrücke erfordert jedoch nicht nur die Umleitung von Geldern, sondern auch zusätzliche Rodungen für provisorische Zuwegungen. Experten zweifeln zudem daran, ob die bereitgestellten Mittel ausreichen.

Proteste und offene Fragen

Der Beschluss hat eine Welle der Empörung ausgelöst. In ersten Stellungnahmen wird die mangelnde Kommunikation und die weitreichenden Konsequenzen für den Verkehr in Linden-Mitte kritisiert. Steffen Mallast, einer der Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtbezirksrat, bezweifelte gar die Zuständigkeit des Ausschusses, da es sich um eine Brücke im Stadtbezirk handele.

Was bedeutet das für die Bürger?

  • Verlängerte Sperrung der Nieschlagstraße: Die Verbindung für Autofahrer bleibt voraussichtlich fünf Jahre unterbrochen.
  • Erhöhte CO₂-Belastung durch Umwege
  • Rodungen und Umweltfolgen: Der Bau der Behelfsbrücke an der Dornröschenbrücke erfordert zusätzliche Eingriffe in die Natur.

Kommentar: Bereits bei der Brückenhauptprüfung im Jahr 2011 wurde der Zustand der Brücke als kritisch eingestuft. An der Unterseite des Bauwerks offenbaren sich zahlreiche Rissbildungen und Ausblühungen, und an einigen Stellen ist der Beton so stark beschädigt, dass korrodierte Stahlarmierungen freiliegen. Die einzige bisher umgesetzte Maßnahme: eine Sperrung für den Autoverkehr. Nun haben die Stadtratsmitglieder, ohne Rücksprache mit der Fachverwaltung, beschlossen, jegliche Planungen vorerst einzustellen.
Die Frage bleibt drängend: Was geschieht, wenn sich der Zustand weiter verschlechtert? Im schlimmsten Fall müsste die Brücke sogar für Radfahrer und Fußgänger vollständig gesperrt werden.

Bildnachweis: Stefan Ebers

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