Linden-Nord wird zum Pilotprojekt für alternative Lieferverkehre

Paketdienste erproben klimaschonende Anlieferung

Paketdienste erproben klimaschonende AnlieferungVor zwölf Jahren war Hannover, neben Barcelona und Lyon, Teildes europäischen Forschungsprojekt FIDEUS. Im Rahmen von Feldversuchen wurde getestet, wie sich Stadtverkehre entlasten und logistische Prozesse verbessern lassen. Beim „Scenario 2 – Urban Life“ wurde damals auf der Limmerstraße unter anderem untersucht, wie Verteilverkehre auf Elektro-Fahrzeuge verlagert werden könnten. „Insgesamt sind die Testszenarien in allen Städten sehr positiv verlaufen. Es hat sich gezeigt, dass es durchaus stadtverträgliche Alternativen zu herkömmlichen City-Logistikkonzepten gibt,“ schriebt die Stadt 2009 in einer Projektdokumentation. Nun wird es, aufbauend auf den Ergebnissen, zu einer Neuauflage im größeren Maßstab kommen. In Linden-Nord wird nach den Sommerferien ein Pilotprojekt gestartet, das Alternativen zur klassischen Anlieferung mit dem Lieferwagen von Haus zu Haus erproben soll.

Dies soll zum einem die Straßen von Verkehr entlasten und zum anderen Klima und Umwelt schonen. Anlass für diesen Neustart ist auch eine Anfrage des fraktionslosen Jörg Schimke aus der letzten Bezirksratsperiode. Auf eine Anfrage, welche Konsequenzen die Stadt aus dem FIDEUS-Projekt gezogen habe, antwortete die Verwaltung: „Die Erfahrungen aus der Testphase reichen im Prinzip aus, um einen dauerhaften Betrieb einzuführen. Es sind allerdings noch offene Fragestellungen zu klären.“ Weiter müsse geprüft werden, ob das gesamte Gebiet um die Limmerstraße mit dem Micro-Carrier beliefert werden könne. „Dafür ist ein geeigneter Hub zur Zwischenlagerung erforderlich, der gut erreichbar ist, in dem die Zugmaschine sicher untergebracht werden kann und der zentral liegt“.

Dieses „Hubs“ zur Zwischenlagerung scheinen nun gefunden zu sein. Ein Jahr lang sollen sie an 20 zentralen Standorten zwischen Fössestraße und Leine eingerichtet werden und als Paketverladestationen dienen. Je nach Projektpartner können dies ganz unterschiedliche Konzepte sein, vom Überseecontainer bis zum unscheinbaren Halteplatz für Elektrowagen. Von den Anlaufstationen, werden die Lieferungen dann mit dem elektrisch unterstützen Lastfahrrad oder auch per Sackkarre an die Empfänger ausgeliefert.

Bereits 2016 hatte die Stadt auf Anfrage Schimkes mitgeteilt, dass Hannover „mit Volkswagen Nutzfahrzeuge und den Hochschulen Hannover und Braunschweig eine Projektinitiative „Urbane Logistik“ ins Leben gerufen“ habe. Diese soll „sich mit Fragestellungen und Perspektiven einer zukunftsfähigen urbanen Logistik im städtischen Raum auseinandersetzen“. Partner des nun startenden, bundesweit einzigartigen, Projektes werden zum Beispiel DHL und UPS aber auch enercity sein. Wissenschaftlich begleitet wird der Versuch von sechs Universitäten, die sich Ideen und Anreize für die weitere Forschungsarbeit erhoffen.

Jörg Schimke freut sich, dass seine Anregungen nach langem Warten doch noch aufgegriffen wurden: „Das wurde ja auch Zeit. Das wachsenden Aufkommen von Paketfahrzeugen mit Verbrennungsmotor beobachte ich schon lange kritisch.“ Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht beim einmaligen Versuch bleibt und dann zehn Jahre lang wieder nichts passiert.

Lindenspiegel 07-2019

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