Nachdem klar wurde, dass die über 60 Jahre alte Dornröschenbrücke durch einen Neubau ersetzt werden muss, entwickelte die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr verschiedene Varianten. Ein wichtiges Kriterium war, die stark frequentierte Rad- und Fußwegeverbindung zwischen Linden-Nord und der Nordstadt möglichst nahezu während der gesamten Bauzeit offen zu halten. Die Vorzugsvariante war daher eine Konstruktion als Bogenbrücke, die parallel zur Bestandsbrücke aufgebaut und dann an die endgültige Position verschoben wird. So ist nur eine kurze Sperrzeit erforderlich.
Wünsche der Bürger
Im Rahmen einer Online-Beteiligung konnten Bürger*innen Anregungen und Wünsche zum Neubau äußern. Die von der Verwaltung bevorzugte Variante fand überwiegend Zustimmung. Es gab jedoch Rückmeldungen, der Bogen sei zu dominant, füge sich nicht harmonisch in die Landschaft, behindere die Sicht und stelle ein Unfallrisiko dar. Auch könnten sich Vögel im Bogen aufhalten und die Brücke verschmutzen. Unbedingt erhalten werden solle der Charme des Bauwerks als Treffpunkt mit Aufenthaltsmöglichkeiten – und mit einer klaren Trennung von Geh- und Radweg.
Die Landeshauptstadt hat die Weiterentwicklung der Vorzugsvariante hin zum Entwurf ausgeschrieben und ein Planungsbüro beauftragt. Ziel: das Bauwerk soll leichter, luftiger, offener und einladend werden und die Lage im Landschaftsraum sowie im Nahbereich eines Denkmals berücksichtigen. Die Planer*innen und Architekt*innen von Marx Krontal Partner aus Hannover und Nu | Agence d’Architecture & Bureau d‘Ingénierie aus Paris haben die vielen Anregungen und Wünsche, soweit möglich, aufgenommen. Drei Entwürfe liegen nun vor: eine Brücke mit zwei Bögen, eine Version mit nur einem Bogen und eine Version, die ganz ohne Bogenkonstruktion auskommt. Diesen Entwurf verfolgt die Verwaltung weiter.
Favorisierter Entwurf angelehnt an Bestandsbauwerk
Dieser Brückenentwurf berücksichtigt die Wünsche und Anregungen aus der Beteiligung der Bürger*innen weitestgehend. Die Konstruktion macht die Überquerung – bis auf eine kurze Sperrzeit – während der gesamten Bauzeit möglich. Die V-förmigen Stützpfeiler können auf den bestehenden Gründungen errichtet werden, sodass die Lage der Brücke erhalten bleibt. Die sogenannte „Deckbrücke“ aus Stahl wirkt leicht und elegant und ist damit mehr als nur „Verbindung“. Die Brücke hat zudem die größte Ähnlichkeit mit dem Bestandsbauwerk. Die Konstruktion kommt ohne Bogen aus, weil ein Tragwerk in Form eines schlanken Hohlkasten-Profils oberhalb der Fahrbahn die statische Funktion übernimmt. Das Profil in der Brückenmitte erstreckt sich fast über die gesamte Länge des Bauwerks. Damit wird zudem noch ein Wunsch aus der Beteiligung erfüllt: eine „ewig lange Sitzbank“. Das Element kann als Sitzfläche genutzt werden und trennt gleichzeitig Geh- und Radweg voneinander. Ein stimmiges Lichtkonzept könnte es in Szene setzen, auch eine dezente Beleuchtung der Brückenpfeiler ist denkbar.
Die nächsten Schritte
Bis Mitte des Jahres soll das Planungsteam die Details weiter ausarbeiten: zum Beispiel die Gestaltung der Fahrbahn, die Form des Geländers, die Beleuchtung, die Ausstattung der Sitzfläche und das wichtige Thema Mülleimer. Die Stadtverwaltung plant die Beschlussdrucksache möglichst noch vor der Sommerpause in die politischen Gremien einzubringen. Ausschreibung und Vergabe sind für Herbst 2022 geplant, 2023 soll der Bau beginnen. Weitere Informationen sind online unter www.hannover.de/brueckenbau zu finden.
Anmerkung aus der Punkt-Linden Redaktion:
In der gestrigen Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Limmer wurden einige weitere Details bekanntgegeben:
- Der finale Entwurf sieht vor, dass der derzeitige Fuß- und Radweg getauscht werden. Die beliebte Sonnenuntergangsseite ist Richtung Schwanenburgbrücke, somit vom künftigen Fußweg aus gut sichtbar.
- Zwischen Fuß- und Radweg befindet ein 80 cm breites Tragwerk, welche als lange Sitzmöglichkeit diesen kann.
- Die neue Brücke soll zunächst neben der bisherigen Brücke erstellt werden und nach Abriss dann verschoben werden. Dadurch kann die Sperrzeit auf etwa 4 Wochen verkürzt werden.
- Der künftige Fuß- und Radweg wird 4 Meter breit sein. der CDU Vertreter im Bezirksrat Michael Klenke bemängelte, dass diese Breite für die künftig darüber führende Velouroute möglicherweise zu schmal sei und regte eine Verbreiterung an. Dieser Vorschlag wurde sogleich durch die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung aufgrund erhöhter Kosten abgelehnt.
- Die Problematik der „Partyzone“, die viele Anwohner erheblich belästigt, war nicht der Teil der Planung zur neuen Dornröschenbrücke .
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