Im Auftrag des Künstlers Gunter Demnig hat heute Frank-Matthias Mann für zwei jüdische Familien und einen politisch Verfolgten Stolpersteine in Linden und Ahlem gesetzt. Die Gedenksteine erinnern an das Schicksal von Theodor und Rahel Heymann (Wittekindstraße 11A), Ludwig Kollmansberger (Bredenbecker Straße 4) und Margarete, Ruth, Leo und Gerhard Rosenblatt (Heisterbergallee 10). Damit gibt es in Hannover inzwischen 497 Stolpersteine als Teil der europäischen Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus.
Theodor und Rahel Heymann
Das Ehepaar führte in der Dieckbornstraße 7 (heute Wittekindstraße 11A) in Linden-Mitte eine Kolonialwarenhandlung. 1938 wurde Theodor von der Gestapo gezwungen, das Haus weit unter Wert zu verkaufen. Ihr Sohn Heinz konnte 1938 nach Shanghai fliehen, die Eltern folgten 1939. Die Familie emigrierte von dort 1948 in die USA. Ihr Haus wurde ihnen 1953 zurückerstattet, die Familie blieb aber in den USA. Mehr in der Kurzbiografie …
Ludwig Kollmannsberger
Der gelernte Kunst- und Bauschlosser arbeitete seit 1939 als Monteur bei der Hanomag in Linden-Süd. Im Herbst 1944 wurde er von der Gestapo als Mitglied einer kommunistisch orientierten Widerstandsgruppe verhaftet, der Sabotage- und Propagandaaktionen gegen das NS-Regime vorgeworfen wurden. Er bestritt die Anschuldigungen und nahm sich am 19. Oktober 1944 im Gestapo-Gefängnis Ahlem das Leben. Seine Witwe Maria erhielt nur geringe Unterstützung und starb 1951 verarmt in Frankfurt am Main. Mehr in der Kurzbiografie …
Margarete, Ruth, Leo, Gerhard Rosenblatt
Der Lehrer Leo Rosenblatt war während des Ersten Weltkriegs Soldat und stieg zum Offizier auf. Er erhielt das Eiserne Kreuz erster Klasse. Er engagierte sich im national gesinnten „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“. 1930 wurde er Direktor der israelischen Gartenbaumschule. Mit seiner Frau Margarete und den Kindern Ruth, Vera und Gerhard lebte er im ersten Obergeschoss des Direktorenhauses. Am 16. März 1943 wurde er mit seiner Familie bei dem fünften Transport aus Ahlem nach Theresienstadt deportiert. Am 15. Oktober 1944 wurden Leo und Gerhard Rosenblatt nach Auschwitz deportiert und dort wahrscheinlich ermordet. Margarete und Ruth Rosenblatt überlebten und wanderten 1949 in die USA aus. Deren Stolpersteine wurden in der Heisterbergallee 10 in Ahlem verlegt. Mehr in der Kurzbiografie …
Stolpersteine
Diese Gedenksteine sind 96 x 96 x 100 mm große Messingplatten, gegossen in einem Betonblock, die vor den Wohnhäusern angebracht werden, in denen die Opfer des Nationalsozialismus zuletzt freiwillig lebten. Sie erinnern dort dann mit den einleitenden Worten „Hier wohnte“ an die verfolgten und ermordeten Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen. Initiator der goldglänzenden Stolpersteine ist der Künstler Gunter Demnig, der die Idee dazu einst 1992/93 hatte.
Die Stolpersteine liegen inzwischen in Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Liechtenstein, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Polen, der Republik Moldau, Rumänien, Russland, Schweden, der Schweiz, Serbien, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, der Ukraine und Ungarn. Das Projekt ist im August 2024 auf über 107 000 verlegte Steine in fast 1900 Kommunen angewachsen.





