Heute wurden in Linden-Nord in Erinnerung an den jüdischen Arzt Sigmund Kohn und seine Ehefrau Johanna zwei neue Stolpersteine verlegt. Diese vor der Hausnummer 2D am Anfang der Limmerstraße, hier war die Arztpraxis und Wohnung der Familie.
Die Erinnerung durch im Boden verlegte Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Auch heute hat er persönlich diese an Ort und Stelle verlegt. Damit soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Dr. Sigmund Kohn wurde 1877 im heutigen Polen geboren, sein Vater war dort als Rabbiner tätig. Sein Medizinstudium absolvierte er in Breslau, Berlin und Freiburg. Danach arbeitete er in der Universitäts-Kinderklinik in Berlin. 1909 zog er in die damalige Stadt Linden in die Limmerstraße 1. Er heiratete Johanna und bezog die Wohnung in der ersten Etage der Limmerstraße 2D. Daneben auf der gleichen Etage war die Praxis für allgemeine Behandlung, aber auch als Kinderarzt war Kohn tätig.
Während der Nazizeit wurden jüdische Ärzte wie Kohn die Approbation entzogen, sie durften keine Nichtjuden mehr behandeln, so auch Kohn nicht. Lediglich die Bezeichnung „Krankenbehandler“ durften diese noch führen. Das Ehepaar musste eine Vielzahl furchtbarer Repressalien erleiden, im Jahr 1937 mussten sie aus dem Haus ausziehen und bezogen zunächst eine Pension in der Podbielskistraße. Am 13. Februar 1942 wurden die Kohns in die Massenunterkunft der Gartenbauschule in Ahlem verlegt; am 14. Februar desselben Jahres nahm Dr. Siegmund Kohn sich dort das Leben. Johanna Kohn wurde am 31. März 1942 mit 62 anderen Personen aus Hannover in das Warschauer Ghetto deportiert. Danach hat man nie wieder etwas von ihr gehört.
Im Mai 1942 organisierte das Finanzamt den Verkauf von medizinischen Geräten und Instrumenten sowie eingelagerten Möbeln und Hausrat der „abgewanderten“ Kohns.
Auf den jetzt verlegten Stolpersteinen für Sigmund Kohn steht geschrieben: „Gedemütigt / Entrechtet, Flucht in den Tod 14.2.1942. Für seine Ehefrau Johanna ist hinterlegt: „Deportiert 1942 in das Ghetto Warschau, ermordet“.
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Einige Statements zur Stolpersteinverlegung