Lindener Projekte und Personen (VIII): Das BUND Projektbüro Linden

Das Gesicht des BUND in Linden: Gerd Wach mit Praktikantin Hanna Setzkorn.
Das Gesicht des BUND in Linden: Gerd Wach mit Praktikantin Hanna Setzkorn. (Foto: Jonny Peter)

Interessenvertretung für Natur und Umwelt im BUND Projektbüro Linden

Dass der BUND einer der ältesten und größten Naturschutzverbände Deutschlands ist, wissen wohl die meisten. Ebenfalls, dass dies die Abkürzung für Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland ist. Dass er 1975 von Naturschutzkoryphäen wie Bernhard Grzimek oder Horst Stern gegründet wurde, ist dagegen vielleicht weniger bekannt. Der BUND hat inzwischen im Untertitel die Bezeichnung „Friends of the Earth Germany“. Dies ist auch Programm. Der BUND versteht sich als fachkundiger Mahner für den Erhalt der Natur und als kritischer Beobachter der Umweltpolitik sowie als Aufklärer und Ratgeber. Der Verein hat inzwischen an die 500.000 Mitglieder. In Niedersachsen gibt es den Landesverband mit Sitz in der Goebenstraße 3a. Für die Region Hannover ist eine Kreisgruppe zuständig. Dass sie einen Sitz im Projektbüro Linden in der Grotestraße 19 hat, ist vielleicht ebenfalls nicht allen Lindener*innen so geläufig.

Für mich war der Besuch in der Grotestraße 19 wie eine Reise in die eigene Vergangenheit, war das Büro doch Ende der 1970er Jahre für einige Zeit auch ein Ort, an dem sich unsere Bürgerinitiative Linden-Nord traf, um die Arbeiterhäuser der Viktoriastraße und die Hinterhäuser der Grotestraße vor dem Abriss zu retten. Und hier war die Keimzelle der Medienwerkstatt Linden. Das Projektbüro Linden des BUND arbeitet hier nicht speziell für Linden, sondern für die Region Hannover. Gerd Wach und Jana Lübbert haben sich seit 2012 im Auftrag der Stadt um Projekte im Schwerpunktbereich „Begrüntes Hannover“ mit Themen wie Gebäudebegrünung, also Dach- und Fassadenbegrünung sowie um Straßenbäume und Entsiegelung gekümmert. Derzeit sind die Entsiegelung und die Beratung und Unterstützung für Fassadenbegrünungen als Aufgaben für die Stadt verblieben. Im Büro erhält man Beratung und Informationen telefonisch, vor Ort, im Internet oder in Broschüren und Faltblättern. Diese überarbeitet gerade die 22-jährige Praktikantin Hanna Setzkorn. Bei Entsiegelungen geht es z.B. um die gärtnerische Gestaltung von nicht mehr benötigten asphaltierten oder betonierten Hofflächen. Hier erhält man Beratung und eventuell eine von der Stadt finanzierten Förderung. Sie kann mehrere Tausend Euro betragen, je nach Kosten und Größe der Fläche. Weitere Infos gibt es auf der Website: www.begruenteshannover.de

Die Dachbegrünung hatte auch durch die Arbeit des Projektbüros großen Anklang gefunden. Immerhin konnte das Projekt 2019 die Förderung der einhundertsten Dachbegrünung feiern. Oft ging es bei den Beratungen um Garagen- und Carportbegrünungen. Bei Begrünungen der Hausdächer und Fassaden war das Interesse insgesamt etwas verhaltener, allerdings haben inzwischen auch vermehrt große Wohnungsbaugesellschaften Gefallen am Thema Begrünung bekundet. Gerd Wach: „Seit den Aktionen von Fridays for Future ist das Interesse allgemein an Umweltthemen gestiegen. Das ist gleichfalls bei uns deutlich spürbar. Wir finden gerade viel Zuspruch bei jungen Menschen.“

Gerd Wach ist neben der Tätigkeit für das Projektbüro noch Vorsitzender des BUND Region Hannover. Er beschreibt die Aufgaben so: „Eines unserer wichtigsten Anliegen ist es, sich für gute Bedingungen für Tiere und Pflanzen in unserer Region einzusetzen und ihre Lebensräume und Lebensgrundlagen vor weiterer Zerstörung zu bewahren. Eine andere Lobby hat die Natur nicht.“ Der BUND Hannover beschäftigt sich derzeit z.B. mit Projekten zu Amphibien, Zauneidechsen, Störchen, Fledermäusen sowie dem Insektenbündnis Hannover, dem „Universum Kleingärten“ zur ökologischen Nutzung der Kleingärten, zum Erhalt der hannoverschen Moorgeest sowie zum steigenden Flächenverbrauch für Baugrundstücke. Der BUND bietet – soweit es die Pandemie zulässt – auch Weiterbildungsveranstaltungen, Workshops und Naturerkundungen für Jung und Alt an.

Gerd Wach ist außerdem einer von fünf ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten in der Stadt Hannover. Da ist er zuständig für die westlichen Stadtteile. Zu seinen Aufgaben gehören vor allem Beratung oder konkrete Hilfen wie z.B. bei Problemen mit angesiedelten Wespen oder Hornissen, bei der Aufstellung von Krötenzäunen oder bei Baumfällungen.

Gerd Wach ist, man mag es kaum glauben, 80 Jahre alt. Er zog 1972 das erste Mal nach Linden und reiste dann mit verschiedenen Projekten durch die Welt, bevor er vor etwas mehr als zwanzig Jahren wieder in Linden-Nord heimisch wurde. Zu seinen aktuelleren Aktivitäten zählt 2015 im Rahmen des Lindener 900-Jahre-Jubiläums die Anpflanzung einer Linde auf der Grünfläche an der St. Martinskirche. Er bietet Rundgänge etwa zum Thema Bäume oder zu „Lindens Grüne Ecken“ an und mischt sich auch in die Diskussion um eine mögliche Nutzung der Grünfläche an der ehemaligen Kohlebahn zum verflossenen Küchengartenbahnhof ein. Die Bahngleise wurden bis 1990 für die Anlieferung der Kohle für das Heizkraftwerk benötigt. Dann wurde das HKW technisch umgestellt und die Kohletransporte wurden ebenso überflüssig wie die Gleise. Schon damals gab es Forderungen der alternativen Verkehrsinitiativen, die Gleise zu entfernen und dafür eine große Fahrradtrasse zu bauen. Die Stadtwerke wollten damals allerdings die Gleise nicht aufgeben. Damit war die Idee erst einmal beerdigt. In letzter Zeit wurde sie von anderer Seite wieder ausgegraben. Gerd Wach lehnt das ab. „Die Grünfläche ist inzwischen stark verwildert. Das war auch beabsichtigt. Sie ist eine der wenigen innenstadtnahen Areale, auf denen vielleicht ein vom Menschen wenig beeinflusstes Grün-Biotop entstehen könnte. Inzwischen gehört es deshalb zu den Flächen im Rahmen des Projekts „Wildnis wagen“ des städtischen Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün.“ Gerd Wach wünscht sich, dass mögliche Interessierte ihre Begehrlichkeiten zügeln und zuschauen, wie die Natur sich hier entwickelt, auch zur Freude der Anwohner*innen. Es gibt also genug zu tun und Gerd Wach und seine Kolleg*innen werden nicht müde, sich einzumischen und Stellung in Belangen der Natur und Umwelt zu beziehen. Das ist schließlich auch eine der Kernkompetenzen des BUND.

Für junge Menschen könnte übrigens noch ein weiteres Projekt in Linden interessant sein: JANUN. Es ist das „JugendAktionsNetzwerk Umwelt und Naturschutz“, ein Zusammenschluss von Jugendumweltschutzinitiativen von BUND und Naturschutzjugend. Die Kontaktadresse ist: Fröbelstr. 5. Mail: buero@janun-hannover. de.

Projektbüro Linden des BUND
Grotestraße 19
30451 Hannover
Telefon: 05 11 / 70 03 82 49
E-Mail: begruenteshannover@nds.bund.net
www.bund-region-hannover.de

Lindenspiegel 04-2021 – Jonny Peter

Bildnachweis: Lindenspiegel - Foto: Jonny Peter