Neubau für schicke Leute, die was im Portemonnaie haben

„Exklusive Immobilien – Immer am Zahn der Zeit“, so wirbt Projektentwickler Yakup Gencer im Internet für seine Neubauten. Der Geschäftsführer der in Ronnenberg ansässigen Firma Gencer-Immobilien will jetzt am Lindener Marktplatz investieren. Die Pläne für sein hochpreisiges Neubauvorhaben namens „Linden Forum“ auf den Grundstücken Davenstedter Straße 5 – 7 in Linden-Mitte wurden am 29. Januar im Stadtbezirksrat Linden-Limmer vorgestellt.

Gebaut werden sollen in zwei jeweils 5- 1/2-geschossigen Häusern insgesamt 26 Eigentumswohnungen. Die rotbraun verklinkerten Gebäude sind barrierefrei geplant und bekommen Aufzüge und eine Tiefgarage. „Wir haben das Grundstück so gut es geht ausgenutzt“, sagte dazu im Bezirksrat Mareike Melcher von Herrmann-Immobilien in Springe. Der kalkulierte Verkaufspreis der Wohnungen läge bei 6.000 € pro Quadratmeter. Ihr Kollege Jens Kosakowski sprach von einer „sehr nachgefragten Lage“ und beschrieb die Zielgruppe: „Schicke Leute, die was im Portemonnaie haben“.

Für diesen Bereich am Beginn der Davenstedter Straße hatte die Stadt 2023 eine sogenannte Städtebauliche Erhaltungssatzung erlassen, die aber den Abriss der vorhandenen Altgebäude – Kiosk, Wohnhaus und Werkstätten – offenbar nicht verhindern kann. Bereits im November 2024 hat die städtische Bauordnung Investor Gencer eine Baugenehmigung für sein „Linden Forum“ genanntes Projekt erteilt.

Bereichsplanerin Caren Winters erläuterte im Bezirksrat die Hintergründe des Genehmigungsverfahrens: Da es keinen Bebauungsplan gibt, seien die Neubaupläne gemäß § 34 Baugesetzbuch geprüft worden. Danach müssen sich Vorhaben nach mehreren Kriterien „in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen“. Dies sei bei dem jetzt vorliegenden Planentwurf der Fall. Vorangegangene Pläne von Gencer-Immobilien habe die Stadt allerdings abgelehnt, weil sie sich eben nicht „eingefügt“ hätten.

Besondere Kritik an der nun von der Stadt erteilten Baugenehmigung gab es von Nachbarn aus dem Bestandsgebäude Davenstedter Straße Nummer 3. Wegen der heranrückenden Grenzbebauung müssen hier vier Fenster zugemauert werden. „Die werden einfach zugebaut, ohne uns vorher zu informieren“, beklagten Anwohner auf der Sitzung. „Ich kann ihren Unmut verstehen“, beteuerte Vermarkterin Melcher von der Immobilien-Firma. Für die Stadt versprach Frau Winters, wegen der Fenster noch einmal bei den Kolleg*innen von der Bauordnung nachzufragen.

Mitglieder des Bezirksrates äußerten sich dem Neubau-Projekt „Linden-Forum“ gegenüber zumeist skeptisch. Dies sei „ein klassisches Gentrifizierungs-Muster“, war auch aus dem Publikum im Freizeitheim Linden zu hören. Der Sitzungsleiter, Bürgermeister Rainer-Jörg Grube, wies auf die begrenzten politischen Einflussmöglichkeiten hin: „Hier geht es heute um Information, nicht um Entscheidung“, sagte er. Ratsherr Dirk Machentanz brachte es auf den Punkt: „Dies ist ein erschreckendes Beispiel dafür, wie wenig Lokalpolitik bewirken kann.“

Bildnachweis: Herrmann-Immobilien

10 Gedanken zu „Neubau für schicke Leute, die was im Portemonnaie haben“

  1. „In der List/Oststadt tun die Leute so, als hätten sie Geld. Sie haben aber keins. – In Linden tun die Leute so, als hätten sie kein Geld. Sie haben es aber.“ Zitat eines Bankangestellten.

    Antworten
  2. Es wäre durchaus möglich gewesen, der Stadt oder dem Land das Grundstück zu verkaufen und dann von einer öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft Mietwohnungen bauen zu lassen. Auch Erbpacht wäre eine Möglichkeit gewesen.

    Aber viel interessanter ist ja, dass das Projekt noch lange nicht in trockenen Tüchern ist, da die Planungen ignoriert haben, dass dabei Fenster in einem anliegenden Haus zugemauert würden. Und für diese Fenster gibt es nach Angaben aus der Eigentümerschaft besagten Hauses Bestandsschutz. Wenn sich das bewahrheitet, rechnet sich das Gesamtprojekt nicht mehr und alles bleibt – erstmal – wie es ist.

    Antworten
  3. Die Wahl der Autos im Model (erstes Foto) beschreibt ganz gut welches klientel sich das Leisten kann.
    SUV’s(siehe Porsche Cayenne) und Sportwagen(siehe Aston Martin DB)

    Antworten
  4. Das was linden und auch limmer nicht braucht sind zugezogen Menschen die eine solche Meinung vertreten…. Im allgemeinen brauchen Menschen ob jung oder alt bezahlbaren Wohnraum, dazu gehören nicht nur Studenten oder Antifas Aktivitäten sondern alle anderen Menschen die es sich nicht leisten können….

    Antworten
    • Ist doch schön, wenn Linden mehr Vielfalt bekommt und nicht die klassischen zu unterstützenden Bevölkerungsgruppen. Ohne B-Schein bekommt man Linden sowieso nichts.

      Antworten
  5. Hallo
    Markus Rauch hat schon Recht !
    Es gibt Beispiele ,zB durch Wohnungsgenossenschaften,wie man bezahlbaren Wohnungsraum schaffen kann.
    Das sollte auch immer Priorität 1 haben.
    Wenn es sinnvoll ist kann auch mal das eine oder andere abgerissen werden.Da sollte man schon abwägen.

    Es gibt auch noch genug Baulücken wo Leute mit viel Geld investieren können.

    Bildung,Medizin,und Wohnen sollten nicht „Kapital- Getrieben “ sein.
    Man muss keinen Porsche fahren, und auf Sylt Urlaub machen.
    Aber jeder Mensch muss irgendwo WOHNEN
    Dadurch geht die “ Schere“ immer mehr auseinander.
    Ich weiss Lindener Butjer ist man nur ,wenn man in Linden beboren ist.
    Wohne aber seit 45 Jahren in Linden.

    Antworten
  6. Ich muss meiner Vorrednerin widersprechen. Ich bin auch „Zugezogener“. Aber bezahlbarer Wohnraum wird doch dadurch gar nicht geschaffen. Wer kann sich denn bitte 6tsd Euro pro qm leisten?

    Anstatt die z.T. wirklich schönen Fassadenhäuser in Linden zu modernisieren und damit auch ein Stadtbild zu erhalten wird immer gerne alles abgerissen und das aufgrund nur wirtschaftlicher Interessen reinen Kauf-Wohnraum zu entwickeln.

    Das es anders geht haben schon andere Projekte bewiesen.

    Allerdings kann man hier nicht soviel Geld rausholen. Anstatt Nachhaltigkeit, soziale Gemeinschaften zu fördern, lieber Schickimicki-Wohnraum schaffen, der natürlich eine Toplösung für jetzt schon zu wenig Wohnraum für „Normalverdienende“ ist.

    Hannover hat in meinen Augen viele Fehler in Entscheidungen der Stadtentwicklung getan. Beispiele? Umgang mit Ihmezentrum, Entwicklung der „Wasserstadt“, keine Lösung/Konzept für Kreuzung am Küchengarten, „Hochbahnsteige“ auf der Limmerstraße (es gibt Niederflurbahnen in anderen Großstädten) und noch andere…

    Antworten
  7. Ich bin dieses Thema „Gentrifizierung“ langsam leid. Sollten die Lindener nicht froh sein, dass in dieses Viertel überhaupt investiert wird? Man muss halt Geld in die Hand nehmen, wenn man neu baut oder gar Altbauten saniert (was oft viel aufwendiger ist). Stets nur preiswerten Wohnraum fordern aber im Gegenzug nichts investieren zu wollen führt dazu, dass Gebäude und Stadtviertel verfallen.
    Den alten Lindener Urbutjer gibt es eh schon seit Jahrzehnten nicht mehr, fast alle Bewohner Lindens sind Zugezogene. Ich fände es begrüssenswert, wenn Linden nicht ein Durchgangsviertel für Studenten/Antifa-Aktivisten bleibt, sondern auch hochwertigen Wohnraum für langjährige Lindener bietet, die in diesem Viertel bleiben und dort auch investieren möchten.

    Antworten
    • Sorry Sabine, aber es gibt uns, den alten Urbutjer noch! Ich wurde vor 61 Jahren in den Haus geboren, in dem ich noch heute wohne! Nun steht bald die Rente an und ich mache mir ernste Sorgen, wie ich die steigenden Mieten bezahlen soll! Wir brauchen keine Reiche-Leute-Wohnungen! Linden sollte bleiben, was es ist; ein Arbeiterviertel, vor dem die Reichen vor dreißig Jahren noch einen großen Bogen gemacht haben!

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10 Gedanken zu „Neubau für schicke Leute, die was im Portemonnaie haben“

  1. „In der List/Oststadt tun die Leute so, als hätten sie Geld. Sie haben aber keins. – In Linden tun die Leute so, als hätten sie kein Geld. Sie haben es aber.“ Zitat eines Bankangestellten.

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  2. Es wäre durchaus möglich gewesen, der Stadt oder dem Land das Grundstück zu verkaufen und dann von einer öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft Mietwohnungen bauen zu lassen. Auch Erbpacht wäre eine Möglichkeit gewesen.

    Aber viel interessanter ist ja, dass das Projekt noch lange nicht in trockenen Tüchern ist, da die Planungen ignoriert haben, dass dabei Fenster in einem anliegenden Haus zugemauert würden. Und für diese Fenster gibt es nach Angaben aus der Eigentümerschaft besagten Hauses Bestandsschutz. Wenn sich das bewahrheitet, rechnet sich das Gesamtprojekt nicht mehr und alles bleibt – erstmal – wie es ist.

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  3. Die Wahl der Autos im Model (erstes Foto) beschreibt ganz gut welches klientel sich das Leisten kann.
    SUV’s(siehe Porsche Cayenne) und Sportwagen(siehe Aston Martin DB)

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  4. Das was linden und auch limmer nicht braucht sind zugezogen Menschen die eine solche Meinung vertreten…. Im allgemeinen brauchen Menschen ob jung oder alt bezahlbaren Wohnraum, dazu gehören nicht nur Studenten oder Antifas Aktivitäten sondern alle anderen Menschen die es sich nicht leisten können….

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    • Ist doch schön, wenn Linden mehr Vielfalt bekommt und nicht die klassischen zu unterstützenden Bevölkerungsgruppen. Ohne B-Schein bekommt man Linden sowieso nichts.

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  5. Hallo
    Markus Rauch hat schon Recht !
    Es gibt Beispiele ,zB durch Wohnungsgenossenschaften,wie man bezahlbaren Wohnungsraum schaffen kann.
    Das sollte auch immer Priorität 1 haben.
    Wenn es sinnvoll ist kann auch mal das eine oder andere abgerissen werden.Da sollte man schon abwägen.

    Es gibt auch noch genug Baulücken wo Leute mit viel Geld investieren können.

    Bildung,Medizin,und Wohnen sollten nicht „Kapital- Getrieben “ sein.
    Man muss keinen Porsche fahren, und auf Sylt Urlaub machen.
    Aber jeder Mensch muss irgendwo WOHNEN
    Dadurch geht die “ Schere“ immer mehr auseinander.
    Ich weiss Lindener Butjer ist man nur ,wenn man in Linden beboren ist.
    Wohne aber seit 45 Jahren in Linden.

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  6. Ich muss meiner Vorrednerin widersprechen. Ich bin auch „Zugezogener“. Aber bezahlbarer Wohnraum wird doch dadurch gar nicht geschaffen. Wer kann sich denn bitte 6tsd Euro pro qm leisten?

    Anstatt die z.T. wirklich schönen Fassadenhäuser in Linden zu modernisieren und damit auch ein Stadtbild zu erhalten wird immer gerne alles abgerissen und das aufgrund nur wirtschaftlicher Interessen reinen Kauf-Wohnraum zu entwickeln.

    Das es anders geht haben schon andere Projekte bewiesen.

    Allerdings kann man hier nicht soviel Geld rausholen. Anstatt Nachhaltigkeit, soziale Gemeinschaften zu fördern, lieber Schickimicki-Wohnraum schaffen, der natürlich eine Toplösung für jetzt schon zu wenig Wohnraum für „Normalverdienende“ ist.

    Hannover hat in meinen Augen viele Fehler in Entscheidungen der Stadtentwicklung getan. Beispiele? Umgang mit Ihmezentrum, Entwicklung der „Wasserstadt“, keine Lösung/Konzept für Kreuzung am Küchengarten, „Hochbahnsteige“ auf der Limmerstraße (es gibt Niederflurbahnen in anderen Großstädten) und noch andere…

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  7. Ich bin dieses Thema „Gentrifizierung“ langsam leid. Sollten die Lindener nicht froh sein, dass in dieses Viertel überhaupt investiert wird? Man muss halt Geld in die Hand nehmen, wenn man neu baut oder gar Altbauten saniert (was oft viel aufwendiger ist). Stets nur preiswerten Wohnraum fordern aber im Gegenzug nichts investieren zu wollen führt dazu, dass Gebäude und Stadtviertel verfallen.
    Den alten Lindener Urbutjer gibt es eh schon seit Jahrzehnten nicht mehr, fast alle Bewohner Lindens sind Zugezogene. Ich fände es begrüssenswert, wenn Linden nicht ein Durchgangsviertel für Studenten/Antifa-Aktivisten bleibt, sondern auch hochwertigen Wohnraum für langjährige Lindener bietet, die in diesem Viertel bleiben und dort auch investieren möchten.

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    • Sorry Sabine, aber es gibt uns, den alten Urbutjer noch! Ich wurde vor 61 Jahren in den Haus geboren, in dem ich noch heute wohne! Nun steht bald die Rente an und ich mache mir ernste Sorgen, wie ich die steigenden Mieten bezahlen soll! Wir brauchen keine Reiche-Leute-Wohnungen! Linden sollte bleiben, was es ist; ein Arbeiterviertel, vor dem die Reichen vor dreißig Jahren noch einen großen Bogen gemacht haben!

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