Leerstand und Umwandlungen gefährden Wohnungsmarkt

Seit Langem fast leerMancher Haus- und Grundbesitzer im Stadtbezirk Linden-Limmer kann der Spekulation mit seinem Eigentum offenbar nicht widerstehen. Leider werden viele Wohnungen dauerhaft zweckentfremdet, worüber Punkt-Linden mehrfach berichtete. Allein in Linden-Süd können Mitglieder des Stadtteilforums über zwei Dutzend Häuser benennen, die damit vom jeweiligen Eigentümer der Vermietung auf dem Wohnungsmarkt entzogen wurden. Aber auch in anderen Stadtteilen läuft Zweckentfremdung von Wohnraum – zumeist aus spekulativen Gründen.

Greift die städtische Zweckentfremdungssatzung?

Nach jahrelanger politischer Debatte will die Stadtverwaltung in Hannover nun gegen Zweckentfremdung von Wohnraum vorgehen. Eine entsprechende Satzung ist im Juli 2025 in Kraft getreten. Im Baudezernat sind inzwischen drei Mitarbeiter*innen zu diesem Thema tätig.

Mit der Satzung will die Stadt verhindern, dass Wohnungen dem Wohnungsmarkt entzogen und als Handwerker- oder Ferienwohnungen – wie etwa Airbnb – vermietet werden. Auch dauerhafter Leerstand kann nun von der Stadt geahndet werden. Bei Zweckentfremdung drohen beteiligten Hauseigentümern empfindliche Bußgelder.

Zentrum für Führung und Embodiment
Zentrum für Führung und Embodiment
Eleonorenstraße 18
30449 Hannover

Aktuelle Beispiele für Leerstand in Linden-Mitte

Davenstedter Straße 7 fast leer
Yakup Gencer’s Haus Davenstedter Straße 7 steht fast leer

Allein im Stadtteil Mitte fallen derzeit mindestens fünf Häuser durch andauernden Wohnraumleerstand auf. Ein bereits vieldiskutiertes Beispiel ist das dreigeschossige Backsteingebäude Davenstedter Straße 7. „Ich stehe (fast) leer“, verrät eine an die Fassade geklebte Wandzeitung.

Aktivist*innen haben hier gegen die fortschreitende Gentrifizierung mobil gemacht. Der Unternehmer Yakup Gencer mit Firmensitz in Ronnenberg will die Grundstücke Nr. 5 und 7 abräumen und mit hochpreisigen Eigentumswohnungen neu bebauen. Dafür hat die Stadt bereits eine Baugenehmigung erteilt.

Badenstedter Straße 6
Arash Ranjbar Moshtaghin’s Haus in der Badenstedter Straße 6 steht leer

„Ich stehe leer“ ist auch am Sockel des stattlichen Wohnhauses Badenstedter Straße 6 zu lesen. Offenbar steht in dem viereinhalbgeschossigen Gebäude eine durchgreifende Sanierung an. Davon zeugen ein Gerüst in Höhe des Erdgeschosses mit Werbebannern von Baufirmen und ein an die Haustür geklebtes „Baustellenschild“.

Daraus geht hervor, dass die Stadt dem Eigentümer Arash Ranjbar Moshtaghin und dessen ARC Estate 5 GmbH aus Laatzen unlängst u.a. die Genehmigung zur „Nutzungsänderung von Dachflächen in Wohnraum“ erteilt hat. Ehemalige Hausbewohner*innen berichten, dass die Firma bei der durchgeführten Entmietung nicht eben zimperlich vorgegangen sei.

Stadtverwaltung muss im Bezirksrat berichten

„Seit längerer Zeit steht in der Dieckbornstraße 12 und in der Konkordiastraße 1 und 2 erkennbar Wohnraum leer“, weiß Michael Klenke, CDU-Einzelvertreter im Stadtbezirksrat Linden-Limmer. Nach Hinweisen aus der Bürgerschaft hat Klenke eine Anfrage an die Stadt gerichtet: „Ich frage die Verwaltung: Was ist der Grund für den Leerstand? Ist etwas über die zukünftige Verwendung des bisherigen Wohnraumes bekannt? Ist der Leerstand konform zur Zweckentfremdungssatzung der Landeshauptstadt Hannover?“ Antworten vom städtischen Baudezernat sind auf der kommenden Bezirksratssitzung am 27. August 2025 zu erwarten – es könnte spannend werden.

Bildnachweis: Wolfgang Becker

4 Gedanken zu „Leerstand und Umwandlungen gefährden Wohnungsmarkt“

    • Ich bin gespannt was mit dem rosafarbenen Mehrfamilienhaus an der Harenberger Straße passiert. Erst war es lange leer, mittlerweile tut sich etwas im Inneren. Da die Mieten in der Wasserstadt hoch sind, fühlt sich so mancher Vermieter „gedrängt“ seine Miete auf 10 €/qm anzuheben 😡 Wenn man Glück hat bekommt man dann dafür auch ein Bad mit „gehobener Ausstattung“, eine neue Elektrik, einen modernen Fliesenspiegel in der Küche und Laminat. Andere erhöhen einfach so, weil es keiner kontrolliert und die Miete wegen fehlender Alternative so hingenommen wird.
      Wann wird dem ein Riegel vorgeschoben?

  1. Wie viele Immobilien waren damals in städtischer Hand und wurden aus Kostengründen an Vonovia und andere verkauft? Später werden sie wieder von der Stadt (teurer !) zurück gekauft, instandgesetzt und dann – wieder aus Kostengründen- an Vonovia usw. verkauft??

    Das wird sich auch mit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft nicht ändern. Es darf einfach keine finanzielle Unterstützung mehr für unseriöse Großvermieter geben, sondern für kleine Vermieter, die faire Mieten verlangen, damit diese dann auch in die Modernisierung investieren können ohne die Mieter finanziell zu überfordern.

    Wohnen ist ein Grundrecht und die Miete muss einheitlich ( nach den Einkommensverhältnissen vor Ort) gedeckelt werden. Es muss auch viel mehr Wohnungen mit einfacher statt gehobener Ausstattung geben, damit auch Menschen mit normalem Einkommen nicht mehr als ein Drittel davon für die Miete zahlen müssen.

  2. Wir haben gerade das erste mal, nach einem Erbe (anders vollkommen unmöglich), über den Kauf einer Immobilie zur Eigennutzung und Vermietung nachgedacht. Was wir leider feststellen musste, ist das die Preise in Linden und die aktuellen Zinsen so hoch sind, dass sich ein Ankauf wirtschaftlich nur abbilden lässt, wenn die Miete in den Objekten signifikant gesteigert wird. Gottseidank (leider für einen möglichen Käufer) sind die meisten Privateigentümer sehr zurückhaltend mit Mietsteigerungen umgegangen in den letzten Jahren. Gleichzeitig haben viele überhaupt nicht in Ihre Immobilien investiert. Ein Zustand der sich von dieser Generation von der gesellschaftlichen Infrasturktur direkt in das private Eigentum übertragen lässt. Lächerliche geringe Energieeffizienz ist oft die Folge. Die einzige Möglichkeit schnell die Mieten auf ein Niveau anzuheben, dass eine Tilgung in einem vernünftigen Zeitraum aus den Mieten möglich macht, bleibt so häufig die Umlage von Modernisierungskosten oder die Vermietung über andere Wohnformen wir (neudeutsch) „Long-Stay-Appartments“. Mein Eindruck ist, dass viele dieser Modelle aktuell an den hohen Baukosten scheitern, so dass die Eigentümer lieber Preissteigerungen und einen möglichen Verkauf abwarten als tatsächlich zu investieren und zu vermieten. Ich denke wenn wir aus diesem seltsamen Zyklus rauskommen wollen müsste die jetzige Generation von Privateigentümern einmal darüber nachdenken Ihre Gebäude mit etwas weniger Gewinn an eine neue Generation von Privateigentümern und keine windigen Real Estate GmbHs zu verkaufen. Dann kann die nächste Generation graduell und langsam modernisieren und die aktuellen Mieter halten und wir erleben keine riesigen Einschläge bei den aktuellen Mietern. Solange wie die aktuellen Eigentümer mit an der Preisschraube drehen wird es leider immer mehr zu solchen Modellen kommen. Wir haben uns übrigens dagegen entschieden Eigentümer einer größeren Immobilie zu werden uns suchen jetzt lieber nach einer Eigentumswohnung. Das Spiel wollten wir nicht mitspielen.

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4 Gedanken zu „Leerstand und Umwandlungen gefährden Wohnungsmarkt“

    • Ich bin gespannt was mit dem rosafarbenen Mehrfamilienhaus an der Harenberger Straße passiert. Erst war es lange leer, mittlerweile tut sich etwas im Inneren. Da die Mieten in der Wasserstadt hoch sind, fühlt sich so mancher Vermieter „gedrängt“ seine Miete auf 10 €/qm anzuheben 😡 Wenn man Glück hat bekommt man dann dafür auch ein Bad mit „gehobener Ausstattung“, eine neue Elektrik, einen modernen Fliesenspiegel in der Küche und Laminat. Andere erhöhen einfach so, weil es keiner kontrolliert und die Miete wegen fehlender Alternative so hingenommen wird.
      Wann wird dem ein Riegel vorgeschoben?

  1. Wie viele Immobilien waren damals in städtischer Hand und wurden aus Kostengründen an Vonovia und andere verkauft? Später werden sie wieder von der Stadt (teurer !) zurück gekauft, instandgesetzt und dann – wieder aus Kostengründen- an Vonovia usw. verkauft??

    Das wird sich auch mit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft nicht ändern. Es darf einfach keine finanzielle Unterstützung mehr für unseriöse Großvermieter geben, sondern für kleine Vermieter, die faire Mieten verlangen, damit diese dann auch in die Modernisierung investieren können ohne die Mieter finanziell zu überfordern.

    Wohnen ist ein Grundrecht und die Miete muss einheitlich ( nach den Einkommensverhältnissen vor Ort) gedeckelt werden. Es muss auch viel mehr Wohnungen mit einfacher statt gehobener Ausstattung geben, damit auch Menschen mit normalem Einkommen nicht mehr als ein Drittel davon für die Miete zahlen müssen.

  2. Wir haben gerade das erste mal, nach einem Erbe (anders vollkommen unmöglich), über den Kauf einer Immobilie zur Eigennutzung und Vermietung nachgedacht. Was wir leider feststellen musste, ist das die Preise in Linden und die aktuellen Zinsen so hoch sind, dass sich ein Ankauf wirtschaftlich nur abbilden lässt, wenn die Miete in den Objekten signifikant gesteigert wird. Gottseidank (leider für einen möglichen Käufer) sind die meisten Privateigentümer sehr zurückhaltend mit Mietsteigerungen umgegangen in den letzten Jahren. Gleichzeitig haben viele überhaupt nicht in Ihre Immobilien investiert. Ein Zustand der sich von dieser Generation von der gesellschaftlichen Infrasturktur direkt in das private Eigentum übertragen lässt. Lächerliche geringe Energieeffizienz ist oft die Folge. Die einzige Möglichkeit schnell die Mieten auf ein Niveau anzuheben, dass eine Tilgung in einem vernünftigen Zeitraum aus den Mieten möglich macht, bleibt so häufig die Umlage von Modernisierungskosten oder die Vermietung über andere Wohnformen wir (neudeutsch) „Long-Stay-Appartments“. Mein Eindruck ist, dass viele dieser Modelle aktuell an den hohen Baukosten scheitern, so dass die Eigentümer lieber Preissteigerungen und einen möglichen Verkauf abwarten als tatsächlich zu investieren und zu vermieten. Ich denke wenn wir aus diesem seltsamen Zyklus rauskommen wollen müsste die jetzige Generation von Privateigentümern einmal darüber nachdenken Ihre Gebäude mit etwas weniger Gewinn an eine neue Generation von Privateigentümern und keine windigen Real Estate GmbHs zu verkaufen. Dann kann die nächste Generation graduell und langsam modernisieren und die aktuellen Mieter halten und wir erleben keine riesigen Einschläge bei den aktuellen Mietern. Solange wie die aktuellen Eigentümer mit an der Preisschraube drehen wird es leider immer mehr zu solchen Modellen kommen. Wir haben uns übrigens dagegen entschieden Eigentümer einer größeren Immobilie zu werden uns suchen jetzt lieber nach einer Eigentumswohnung. Das Spiel wollten wir nicht mitspielen.

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