
„Da es sich bei dem Ihme-Zentrum um ein Privatgrundstück handelt, bestehen grundsätzlich keine Handlungsoptionen für die Landeshauptstadt Hannover.“ So der Tenor einer Antwort von Stadtsprecherin Janine Herrmann auf eine Anfrage von Punkt-Linden. Die Stadt habe alle ihr rechtlich offenstehenden Wege genutzt und nicht nur seit der Insolvenz erheblich dazu beigetragen, das Ihme-Zentrum zu revitalisieren.
Bereitgestellte Fördergelder wurden nicht abberufen
Dafür seien auch schon in der Vergangenheit Fördergelder in erheblichem Umfang eingeworben worden, die leider aufgrund mangelnder Mitwirkungsbereitschaft seitens der Ihme-Zentrum-Eigentümer nicht abgerufen wurden und damit fast vollständig an die Fördergeber zurückgegeben werden mussten. Insbesondere zähle dazu die Weiterentwicklung der privat genutzten Flächen auf dem Grundstück des Ihme-Zentrums.
Bei der Transformation des Ihme-Zentrums liege ein wesentliches Interesse der Landeshauptstadt Hannover zudem in einer guten Einbindung und Vernetzung des Zentrums mit dem Umfeld, d.h. eine attraktive und sichere Herstellung und Gestaltung der Fuß-/Radwege entlang des Ihme-Zentrums an der Uferseite sowie auch durch das Ihme-Zentrum. Damit verbunden ist vor allem eine Neuorganisation und die Belebung der Sockelgeschosse des Zentrums. Auch hier sieht die Landeshauptstadt Hannover vor allem einen Schwerpunkt im Schaffen von Flächen für gemeinschaftliche Nutzungen in der Sockelzone, die dem gesamten Stadtteil zugutekommen können.
Verantwortung liegt bei den Eigentümer*innen
„Es handelt sich beim Ihme-Zentrum um ein wichtiges Gebäude, das sowohl für Hannover als auch ganz besonders für den Stadtteil eine hohe Relevanz hat. Trotzdem ist es eine private Immobilie“, so Stadtsprecherin Herrmann: „Dementsprechend liegt die Verantwortung zunächst bei den Eigentümer*innen. Die Stadt kann sich nicht für die Verfehlungen der sogenannten Investoren wie Lars Windhorst in Haftung nehmen lassen und muss stattdessen verhindern, dass so etwas erneut geschieht.“
Entscheidend für die unmittelbare Zukunft des Ihme-Zentrums sei der weitere Verlauf des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Projekt IZ Hannover GmbH.“Trotzdem sind wir auch weiterhin aktiv: zum Beispiel mit der Zusage für eine Verdreifachung der finanziellen Mittel für die städtischen Zuwendungen (ca. 3 Mio. EUR) zusätzlich zu den Bundesmitteln für die Durchwegung“, so Janine Herrmann.
Fahrradweg entlang der Ihme und Durchwegung
Zum Thema „Ihmeuferbegleitweg“ erteilt die Stadtsprecherin folgende Auskunft: „Es gab das Ziel, über Stege und Rampen den Lückenschluss des Fahrradweges entlang der Ihme zu schließen (und somit auch eine bessere Einbindung des Ihme-Zentrums). So sollte ein Steg unter der Benno-Ohnesorg-Brücke gebaut werden, der dann auf dem privaten Grundstück des Ihme-Zentrums geendet hätte. Die Planungen hierfür waren schon sehr konkret und die Konsolen unter der Brücke bereits gebaut. Die Zustimmung hierfür wurde damals von den Eigentümer*innen des Ihme-Zentrums nicht gegeben. Nicht ganz so weit gediehen waren Planungen für eine weitere Rampenanlage am nördlichen Ende des Ihme-Zentrums, um den Fuß- und Radweg wieder an die Ihme (0-Ebene) zu führen.“
„Wie ist der aktuelle Stand zur Durchwegung Ihme-Ufer zur Gartenallee?“, haben wir die Stadt gefragt. Hierzu Janine Herrmann: „Der Fördermittelgeber hat mit dem siebten Änderungsbescheid vom 20. Februar zum Zuwendungsbescheid vom 15.12.2017 den Bewilligungszeitraum für das Förderprojekt um weitere zwölf Monate bis zum 31.12.2025 verlängert. Daneben sucht der Insolvenzverwalter aktuell ein Büro, das die Planungsaufgaben für die verbleibenden Bearbeitungsschritte übernimmt. Dazu gehören dann auch die Vergabe der einzelnen Gewerke und die Bauüberwachung.“
Umwandlung Bürotürme in Wohnungen und Sanierungsgebiet
„Welche Hürden bestehen bei einer Nutzungsänderung von Flächen?“, wollten wir weiterwissen. Denkbar sei etwa eine Umwandlung der bisherigen Büroflächen im Enercity-Gebäude in Wohnraum. Antwort Herrmann: „Der B-Plan setzt Kerngebiet fest und Wohnungen sind oberhalb des 2. Vollgeschosses allgemein zulässig. Es gibt also keine planungsrechtlichen Hürden für die Umwandlung der Bürotürme in Wohnungen.“
Der Insolvenzverwalter strebt im Rahmen einer möglichen Zwangsversteigerung der „Windhorst-Insolvenzmasse“ eine Teilung der Flächen und eine Einzelvermarktung an. Würde die Stadt in Erwägung ziehen, Teilflächen – etwa in den früher bereits angemieteten Büroflächen – erneut zu mieten oder gar zu kaufen? „Aus jetziger Perspektive gibt es keinen entsprechenden Bedarf bei der Stadt und auch keine konzeptionelle Grundlage im Ihme-Zentrum für solche Überlegungen“, so Herrmann.
Schon vor längerer Zeit wurde von der Zukunftswerkstatt und von Planer*innen gefordert, für den Bereich des Ihme-Zentrums ein städtebauliches Sanierungsgebiet auszuweisen. Aus welchen Gründen ist dieser Vorschlag von der Stadt nicht aufgegriffen worden, fragte Punkt-Linden weiter. Dazu Stadtsprecherin Herrmann: „Die rechtlichen Voraussetzungen für ein Sanierungsgebiet sind nicht gegeben und lassen sich auch absehbar nicht herstellen.“