Ergebnisse des Wunschproduktionen Kongresses

Wunschproduktionen Container auf dem Küchengarten
Wunschproduktionen Container
auf dem Küchengarten

Vielen Dank an alle, die am 09.11.2014 mit uns Ideen, Wünsche und Visionen für das Zusammenleben im Stadtteil entwickelt haben. Und auch einen großen Dank an alle, die vom 19.05.-23.06.2014 direkt vor Ort am Wunschcontainer am Küchengarten (Linden) mit uns diskutiert, visioniert oder einfach Wünsche notiert haben. Zu den Themen Mobilität, Grün in der Stadt, Gentrifizierung und Gemeinschaft wurde viel diskutiert und erste Bausteine für konkrete Projektideen entwickelt.

Das Projekt ist zwar formal nun abgeschlossen, aber es ist geplant an vielen Themen weiter zu arbeiten! Vor allem die Zukunft des Ihmezentrums hat viel Interesse hervorgerufen und wir planen deshalb eine Folgeveranstaltung in 2015. Für eine nachhaltige und fahrradfreundliche Mobilität ist bereits eine Arbeitsgruppe entstanden, die sich das nächste Mal am 13.01.2015 um 18 Uhr im Umweltzentrum (Hausmannstraße 9, 30159 Hannover) trifft.

Franziska Lorenz
Projektkoordination
Wissenschaftsladen Hannover e.V.

Ergebnisse der Abschlussveranstaltung

Die Ergebnisse wurden bereits im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms „Hannover 2030“ an die Stadt weitergeleitet.

Grünfläche

…ist ein Ort, um sich treffen zu können
…ist ein Ort, er unkommerziell genutzt werden kann

Gerade in Linden ist durch die dichte Bebauung der Platz für kommunikative Orte im öffentlichen Raum begrenzt. Plätze und Grünanlagen werden daher stark genutzt, um miteinander in Kontakt zu treten. Dabei ist die Möglichkeit diese Orte kostenlos zu nutzen besonders wichtig. Sie ermöglicht egalitären Zugang, unabhängig der ökonomischen Situation. Die sozio-ökonomischen Grenzen der Kaufkraft sind hier zu einem großen Grad aufgehoben. Dadurch ist die Nutzung allen ökonomischen Schichten und sozialen Milieus möglich.

Verwilderte Areale ermöglichen Kindern und Jugendlichen „Abenteuer“ im Stadtteil zu erleben, die anders als die Spielplätze nicht durch Nutzungsregeln und –weisen vorgegeben sind. Auch bieten diese Grünflächen die Möglichkeit des Naturerlebens innerhalb der Großstadt.

Eine Forderung, dies sich daraus ableitet, ist, dass die Grünanlagen der Stadt unter sozialen Gesichtspunkten angelegt und gepflegt werden müssen. Eine Nutzung durch die BewohnerInnen der Stadtteile muss stets mitgedacht werden. Orte des Treffens durch Freiflächen oder Einrichtungen, wie gegenübergestellte Bänke und einfache Freizeiteinrichtungen müssen vermehrt Beachtung finden. Eine Einschränkung der unkommerziellen Nutzung des öffentlichen Raums muss stark begrenzt werden.

Wohnraum

BewohnerInnen sollen frühzeitig in Prozesse eingebunden werden – nicht einfach nur informiert werden.

Gerade im Bereich der Stadtplanung zeigt sich, dass BewohnerInnen ein starkes Interesse haben, sich an den konkreten Planungen bei Bebauungen zu beteiligen. Die Auseinandersetzungen um die Planung der Wasserstadt, die Diskussionen um Hochbahnsteige und D-Linie zeigen das hohe Konfliktpotential, welches Stadtplanung birgt. Dabei ist es wichtig, die BewohnerInnen tatsächlich in grundlegende Entscheidungen einzubinden, Planungen transparent zu machen und Entscheidungen nachvollziehbar zu kommunizieren. Dies gilt umso mehr auch für die Entscheidungen, die den Wohnraum betreffen.

„Nachbarschaft“

Ehrenamt braucht Hauptamt – finanzielle Förderung ermöglicht erst Strukturen und Orte nachhaltig zu etablieren

Ohne die unentgeltliche Arbeit von Ehrenamtlichen lassen sich viele Projekte niemals realisieren. Diese Arbeit benötigt, wie jede Arbeit, Ressourcen – sei es in Form von Geld für Räume und Materialien, sei es in Form von Zeit und Know-How der Ehrenamtlichen. Um diese Ressourcen effektiv zu nutzen, ist es notwendig, dass die ehrenamtliche Arbeit vonseiten der Stadt gefördert wird. Dies kann durch die Bereitstellung von Räumen geschehen.

Zunehmen ist aber auch eine Förderung von hauptamtlichen Personen notwendig, die durch Methoden des Freiwilligenmanagments die knappe Ressource Zeit der Ehrenamtlichen optimal nutzbar machen. Gerade, das Gefühl vonseiten der Ehrenamtlichen durch die immer größer werdende Hintergrundarbeit in Form von struktureller Arbeit (Verwaltung und Fundraising) nicht die eigentlich gewünschte Arbeit leisten zu können, führt zu starken Abnutzungserscheinungen. Auch die Abwälzung ehemals öffentlicher Aufgaben, gerade im sozialen Bereich, trägt dazu bei, die vorhandenen Strukturen zu überlasten.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Engagement in den letzten Jahren stark verändert hat. Die Bindung an einen Verein, an ein Projekt nimmt stark ab. Die projektorientierte Arbeit von Ehrenamtlichen nimmt stärker zu. Dadurch ist es zunehmend schwieriger Ehrenamtliche für die strukturelle und Verwaltungsarbeit zu finden, was die Kontinuität von ehrenamtlichen Strukturen vor neue Herausforderungen stellt.

Die ehrenamtliche Arbeit muss daher nicht nur ideell, sondern auch finanziell gefördert werden.

PendlerInnen

Weniger Verkehr durch bessere Kombination – Park&Ride, Fahrradschnellwege, bessere ÖPNV-Anbindung

Eine Reduktion des Verkehrs durch PendlerInnen ist nur möglich, wenn eine gute Anbindung an den ÖPNV gegeben ist. Die verschiedenen Verkehrsmittel müssen dafür optimal getaktet werden, ausreichende Park & Ride-Parkplätze müssen bereitgestellt werden. Gerade angesichts der heute üblichen flexiblen Arbeitszeiten ist die Verdichtung von Angeboten auf Kernarbeitszeiten zu überdenken. Wartezeiten beim Umstieg zwischen Verkehrsmitteln und Linien müssen optimiert sein und dürfen nicht zu Verzögerungen führen.

Fahrradfreundlichkeit

Breitere Radwege (auch für Lastenfahrräder geeignet); Fahrradverleihe und mehr Stellplätze für Fahrräder

Um den Umstieg auf das Fahrrad zu erleichtern, sind weitere Schritte notwendig. Fahrräder müssen nicht als gleichberechtigte, sondern zusammen mit dem ÖPNV, als vorrangige Verkehrsteilnehmer in der Planung berücksichtigt werden. Fahrräder dürfen weder zur Verkehrsberuhigung auf der Straße angesehen, noch als Teil des nichtmotorisierten Verkehrs auf einen Teil des Bürgersteigs verwiesen werden.

An verkehrsreichen Straßen müssen die Radwege so gestaltet werden, dass sie problemlos in zwei Richtungen genutzt werden können und dass Überholen möglich ist, ohne auf den Fußweg ausweichen zu müssen. Normale Radwege müssen so gestaltet sein, dass es problemlos möglich ist, mit Lastenfahrrädern die Wege zu nutzen.

An allen öffentlichen Gebäuden und an wichtigen öffentlichen Plätzen ist die Anzahl der Fahrradstellplätze dem Bedarf anzupassen. Eine angemessene Aufnahme von Fahrradplätzen in die Bebauungsordnung (analog zu den vorgeschriebenen Autostellplätzen) muss erfolgen. Fahrradverleih muss einfach und kostengünstig gestaltet werden. Carsharing könnte hier als Vorbild dienen, insbesondere die Ausleihe von Lastenrädern und Anhängern muss einfach möglich sein. Ein Winterdienst ist auf allen Radwegen obligatorisch zu machen, sodass ein Ausweichen auf Fußweg oder Autostraße unnötig ist.

Autofreier Stadtteil

Einzelne Straßen zur Probe für Verkehr sperren; Seitenstraßen als Spielstraßen (Verkehrsberuhigte
Zonen) ausweisen

Straßen sind öffentlicher Raum, der bisher exklusiv Automobilen vorbehalten ist. Durch die Idee von autofreien Stadtteilen kann dieser Raum wieder für die Kommunikation von Nachbarschaften geöffnet werden. Damit die BewohnerInnen durch die Umstellung nicht überfordert werden, ist eine schrittweise Heranführung sinnvoll. Seitenstraßen können zunächst verkehrsberuhigt werden. Stellplätze an zentraleren Stellen (Stadtteilparkhäuser) können Raum für Grünanlagen schaffen, die baulich eine weitere Verkehrsberuhigung ermöglichen. Während verkehrsarmer Zeiten (Sommerferien) können verkehrsberuhigte Straßen ganz gesperrt werden, um so den AnwohnerInnen einen Eindruck von autofreien Stadtteilen zu vermitteln. Eine Einbindung der BewohnerInnen in alle Schritte ist dringend erforderlich, um eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen.

Ihmezentrum

Die Stadt muss sich in die Planung einmischen bzw. diese übernehmen
Ideen für die weitere Nutzung müssen vor einem Investor gefunden werden
Konzepte für die Nutzung müssen von BewohnerInnen und AnwohnerInnen entwickelt werden – das Ihmezentrum muss Teil von Linden werden.

Die Situation im Ihmezentrum ist seit Jahrzehnten unverändert. Problematisch ist, dass es vonseiten der Stadt keinen Willen gibt, hier im Rahmen von Bebauungsplänen gestalterisch tätig zu werden. Die ursprünglichen Planungen könnten so mit neuer Stadtplanung und den veränderten Anforderungen an Wohnen und Leben kombiniert werden.

Die BewohnerInnen müssen ebenso in Planung für die Nutzung eingebunden werden, wie die AnwohnerInnen. Eine Öffnung des Ihmezentrums nach Linden ist zwingend erforderlich. Diese Planungen müssen durchgeführt werden, bevor ein Investor mit eigenen Plänen entgegen den Willen der BewohnerInnen und der AnwohnerInnen handeln werden.

Eine Teilung der Immobilie ist sinnvoll, um so wenigstens Teile des Ihmezentrums eine Zukunft zu ermöglichen.