Kanalbrücke Wunstorfer Landstraße bleibt Dauerbaustelle

Gefahrenstelle Brücke Wunstorfer Landstraße
Gefahrenstelle Kanalbrücke Wunstorfer Landstraße für Radfahrer
Kanalbrücke Sperre für Fußgänger
Sperre für Fußgänger

Die Kanalbrücke an der Wunstorfer Landstraße zwischen Limmer und Ahlem, die 1912 im Zuge des Baus des Lindener Hafens errichtet wurde, bleibt weiterhin eine Baustelle. Bereits im August 2021 wurde Punkt-Linden auf Schäden unterhalb der Brücke aufmerksam und fragte beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mittellandkanal / Elbe-Seitenkanal (WSA) nach. Die damalige Auskunft lautete, dass von der Brücke keine unmittelbare Gefahr ausgehe. Die Brücke wird regelmäßig nach der Brückennorm DIN 1076 geprüft: einfache Prüfungen alle drei Jahre, Hauptprüfungen alle sechs Jahre sowie jährliche Sichtprüfungen. Dennoch wurden bereits verkehrsregulierende Maßnahmen aufgrund der Mängel ergriffen.

Sperrungen und Gefahren für Verkehrsteilnehmer

Wenige Wochen nach dieser Antwort wurde der stadtauswärts, nördlich führende Fuß- und Radweg auf der Kanalbrücke gesperrt. Fußgänger werden angewiesen, die Straßenseite zu wechseln, während Radfahrer auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Diese Regelung besteht bis heute und stellt insbesondere für Kinder eine erhöhte Gefahrensituation dar.

Herausforderungen bei der Reparatur

Warum die Brücke nicht repariert wird, beantwortete Klaus Ripphahn, Fachbereichsleiter beim WSA Mittellandkanal / Elbe-Seitenkanal: Im Jahr 2023 wurde eine Ausschreibung für die Instandsetzung der Brücke mangels Beteiligung von Baufirmen aufgehoben. Gespräche mit qualifizierten Unternehmen ergaben, dass die große Auslastung der Betriebe und die unprofitablen Bedingungen der Maßnahme – viele unterschiedliche Gewerke und die Verarbeitung gefährlicher Abfallstoffe – die Hauptgründe für die fehlende Beteiligung waren. Da sich die Marktlage seither nicht geändert hat, wird von einer erneuten Ausschreibung abgesehen. Zudem müssen die immens gestiegenen Baupreise berücksichtigt werden, was die Wirtschaftlichkeit der Sanierung infrage stellt.

Zukunft der Brücke

Im Fachjargon gilt die Brücke als „abgängig“ und muss neu gebaut werden. Für den Neubau ist die Fachstelle Brücken Mitte beim Wasserstraßen-Neubauamt Helmstedt zuständig. An deren Leiter Michael Klindworth haben wir folgende Fragen gerichtet:

Punkt-Linden: Für wann ist nach derzeitigem Stand der Neubau geplant?
Michael Klindworth: Es besteht ein grober Zeitplan für die Erneuerung von insgesamt 6 Brücken über den Stichkanal, eine detaillierte Zeitplanung ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich.
P.L.: Gibt es dazu bereits Pläne, wird diese breiter bzgl. eigenem Fuß- und Radweg?
M.K.: Grundsätzlich wird unsererseits der bestehende Zustand in Bezug auf die Nutzbarkeit der Brücke erhalten. Es erfolgt lediglich eine Anpassung an die aktuellen Fahrzeuggewichte, sodass die Gewichtsbeschränkung entfallen wird. Weitergehende Anpassungen müssen von den entsprechenden Stellen an uns formuliert werden.
P.L.: Besteht für die alte Brücke Denkmalschutz, wäre das ein Hinderungsgrund für den Neubau?
M.K.: Ja, die Brücke steht unter Denkmalschutz. Wir beteiligen grundsätzlich das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur bei den Planungen. Nach aktuellem Stand ist der Denkmalschutz kein Hinderungsgrund für den Neubau.
P.L.: Welche Kosten sind für einen Neubau kalkuliert?
M.K.: Wir sind noch bei der Voruntersuchung, d.h. es sind noch keine planerischen Varianten durch uns betrachtet worden. Ohne die grundsätzliche Festlegung der Brückenbauweise ist eine Kostenschätzung nicht belastbar.
P.L.: Besteht die Möglichkeit den Neubau aufgrund Dringlichkeit (Schäden im Bestand an der jetzigen Brücke, daher Teilsperrung für Fußgänger und Radfahrer) vorzuziehen?
M.K.: Die Reihenfolge der Bearbeitung erfolgt in Abstimmung mit den Straßenbaulastträgern, also den Städten Hannover und Seelze. Für die Beseitigung von Schäden bei der vorhandenen Brücke ist das WSA MLK/ESK zuständig.

Fazit: Bisher konnte kein Unternehmen für die Reparatur des gesperrten Fuß- und Radwegs gefunden werden, und auch der Neubau liegt noch in weiter Ferne. Daher ist zu erwarten, dass die Sperrung noch für eine längere Zeit bestehen bleibt.

Bildnachweis: Stefan Ebers

1 Gedanke zu „Kanalbrücke Wunstorfer Landstraße bleibt Dauerbaustelle“

  1. Das etwas getan werden muß scheint klar zu sein. Aber die Maßnahme mit Sperrung des Fuß- und Radweges verstehe ich nicht. Welche Belastung auf das Bauwerks gehen von einzelnen Fußgängern und Radfahrern aus (~100 kg, kaum Vibrationen)? Inwiefern dient das der Stabilisierung der Konstruktion?

Kommentare sind geschlossen.

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  1. Das etwas getan werden muß scheint klar zu sein. Aber die Maßnahme mit Sperrung des Fuß- und Radweges verstehe ich nicht. Welche Belastung auf das Bauwerks gehen von einzelnen Fußgängern und Radfahrern aus (~100 kg, kaum Vibrationen)? Inwiefern dient das der Stabilisierung der Konstruktion?

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