Nach fast 145 Jahren hat die Lindener Apotheke am Anfang der Limmerstraße/Küchengarten (Limmerstraße 2) am 21. Februar für immer geschlossen. Im Laufe ihres langen Lebens hat der Betrieb zwei Jahrhundertwechsel und zwei Weltkriege erlebt und überstanden. Ebenso gab es neben den Generations- auch einige Inhaberwechsel. Nun ist mit Apothekerin Karin Menges eine Ära für Linden zu Ende gegangen. Nach ihren Worten gab es für die Aufgabe des Geschäftes mehrere Gründe.
So ist es vor allem die ständig steigende und ausufernde Bürokratie im Gesundheitswesen, die kleine Betriebe immer stärker belastet; ebenso wie die immer stärkere Inanspruchnahme der Apothekennotdienste durch banale Anlässe vor allem nachts, die nicht honoriert werden. Auch die Änderungen im Status des Apothekerberufes belasten die Betriebsführung mit immer mehr ertragsminderndem Aufwand. Früher war der Apotheker ein Freiberufler, heute mus er als „Eingetragener Kaufmann“ vielmehr formale Nebenbedingungen beachten und erfüllen. Obwohl die Kinder von Frau Menges selbst Pharmakologie studiert haben, sind sie an der Übernahme der Apotheke nicht interessiert und bleiben lieber im staatlichen Gesundheitswesen, denn als Vollerwerbsbetrieb ist eine einzelne Apotheke kaum noch zu betreiben. Bei der Lindener Apotheke kommt noch als ein ganz besonders schwerwiegender Grund – die Planung des Hochbahnsteiges am Anfang der Limmerstraße – für die Schließung hinzu. So gibt es noch immer keine verlässlichen Daten und Zeitpläne sowohl für den Baubeginn als auch die Bauausführung und den exakten Standort. Allein in einer durchschnittlich mittellangen Bauzeit von 2 Jahren für ein derartiges Projekt wäre die Erreichbarkeit der Apotheke für die Stammkunden erheblich erschwert. Die für eine Apotheke notwendige Laufkundschaft wird nach Einschätzung von Frau Menges dann vollkommen ausbleiben.
Beispielhaft sei hier die Schließung des TUI-Reisebüros in der Falkenstraße zum Monatsende erwähnt. Auch hier blieb die Laufkundschaft nach dem Bau des Hochbahnsteiges auf der Benno-Ohnesorg-Brücke aus. So wird sich in den unteren Geschäftsräumen des 1907 erbauten Hauses am Eingang zur Limmerstraße wohl bald eine andere Geschäftsbranche etablieren. Vielleicht aus der Gastronomie; immerhin herrscht daran ja akuter Mangel auf der Limmerstraße. Der idyllische Ausblick auf ein städtebauliches Kleinod wie einen Hochbahnsteig wirkt da mit ziemlicher Sicherheit akzelerativ auf die Gästefrequenz.