Im Programm von Marc Hansmann, dem OB-Kandidat der SPD heißt es, „Wir nutzen die neuen Baugebiete in Stöcken, Misburg und am Lindener Hafen als Reallabore für das Wohnen und Arbeiten der Zukunft. Wir nutzen den Misburger Hafen als Ersatz für den Lindener Hafen und identifizieren weitere Wohnbauflächen in Hannover.“ Daran gab es in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung Kritik, der hier widersprochen wird:
Im Bereich des Lindener Hafens zwischen Hafenbecken und der vorhandenen Wohnbebauung an der Straße Am Lindener Hafen gibt es seit vielen Jahren einen großen Anteil an Brachflächen. Veröffentlichte Behauptungen, dass es „keine freien Grundstücke und keinen Leerstand“ gäbe (HAZ, 26.06.19), stimmen nicht. Das zeigen die Bilder insbesondere für den besonders interessanten Bereich zwischen der Straße Am Lindener Hafen und dem Hafenbecken.
Der Vorschlag von Mac Hansmann geht in die richtige Richtung und er zieht die folgerichtigen Schlüsse aus der endgültigen Absage des Bundes zu einem Stickkanal- und Schleusenausbau für das „Großmotorgüterschiff“. Das ist der maßgebliche Schiffstyp für den Ausbau und die Instandhaltung der größeren deutschen Kanäle (z. B. der Mittellandkanal). Für Güterschiffe hat der Lindener Hafen darum keine Zukunft. Jahrzehntelang hat die Hafengesellschaft in Linden in Hafenbeckenausbau, Krananlagen, Uferstraße usw. investiert und Flächen vorgehalten, immer in der unrealistischen Hoffnung auf einen Schleusenausbau und daraus resultierende Firmenansiedlungen, die hafenbezogenen Umschlag bringen. Doch der ist immer weiter zurückgegangen. Mit der Umstellung des Lindener Heizkraftwerkes auf Gas im Jahre 1990 wurde der Kohleumschlag eingestellt. Auch der Getreideumschlag ging zurück. Der große Getreidespeicher an der Straße Am Lindener Hafen steht seit vielen Jahren leer. Allein der Umschlag zwischen Straße und Schiene floriert. Und die verbliebenen großflächigen Schrott- und Recyclinglagerflächen, die noch etwas Hafenumsatz bringen, können für eine so city- und wohngebietsnahe Lage wohl kaum eine angemessene Nutzung sein.
In der nahegelegenen Wasserstadt hat Papenburgs Preispolitik wichtige sozial orientierte Investoren vertrieben. Aber weil der Lindener Hafen weitgehend städtisches Eigentum ist, könnte man hier solche Probleme vermeiden. Wichtig ist im Interesse einer langfristigen sozialen Stabilisierung des Wohnungsmarktes die Stärkung der Gemeinwirtschaft. Die Stadt könnte in einem Bündnis hannoverscher Wohnungsgenossenschaften und der kommunalen Hanova ein soziales und in den Nutzungen gemischtes Bebauungskonzept entwickeln. Es muss sich schrittweise, dem Umstrukturierungsprozess vom Gewerbe- zum gemischten Wohngebiet folgend, umsetzen lassen. Attraktiv und belebend für das neue Quartier wäre es, Arbeiten und Wohnen unter einem Dach zu ermöglichen. Insgesamt hat das Gebiet viel Charme und bietet große Chancen. Ein Schritt in die neue Richtung ist die Ansiedlung des zukunftsweisenden Projektes „Hannover Docks“. Mitte 2018 haben drei lokale Unternehmer am Eichenbrink 5 rund 9 000 qm-Grundfläche erworben. Auf einer Teilfläche stehen rund 4500 qm leerstehende Geschossfläche. Mit Blick auf das Wasser sind Ateliers, Werkstätten, Büros, ein Restaurant, ein ökologischer Baustoffhandel („Umbau“), eine Bio-Handwerksbäckerei und Raum für Kultur und Theater geplant. Platz ist für mehr. Auch der Neubau der Wabco Akademie passt in die neue Entwicklungslinie. Einerseits Akademie und andererseits Wohnnutzung in der Nachbarschaft stören sich nicht.
Eine Ausweisung des Gebietes zwischen Hafenbecken und der Straße Am Lindener Hafen als Mischgebiet in einem Bebauungsplan wäre politisch jetzt die richtige Maßnahme zur rechtlichen Absicherung der neuen Chancen. Ein Mischgebiet könnte überdies Konflikte zwischen dem Gewerbegebiet auf der gegenüber liegenden westlichen Hafenbeckenseite und der vorhandenen Wohnbebauung der Wohnungsgenossenschaft Spar- und Bauverein eG an der Straße Am Lindener Hafen dauerhaft mindern.
Ernst Barkhoff