Kiosktag und Ausstellung Kioskkult(ur)

Eine gemischte bunte Tüte Kioskkult(ur) – zugreifen erwünscht

Einen Tag lang die rund 230 Kioske Hannovers in ihrer ganzen Vielfalt feiern: Dazu lädt der gemeinsame Kiosktag von Hannoverscher Allgemeiner Zeitung und Landeshauptstadt Hannover mit dem Kulturbüro, dem Historischen Museum und dem Kulturhauptstadtbüro am 28. Juli (Sonnabend) ein. Zusammen mit der Privatbrauerei Herrenhausen als Partner und Sponsor werden die städtischen Kioske für einen Tag ein Ort, an dem sich auf kleinstem Raum das kulturelle Leben tummelt.

„Wer sich auf den Weg macht, hat am Kiosktag buchstäblich eine bunte Tüte Kultur zur Auswahl – das Angebot reicht von einer Ausstellung über Lesungen, Konzerte, Filme und Verkostungen“, kündigt Dr. Benedikt Poensgen, Leiter des Kulturbüros, an. HAZ-Redakteur Jan Sedelies ergänzt: „Das Programm, das bis jetzt feststeht, hat es schon in sich, aber bis zum Kiosktag sind Kioskbetreibende und Künstlerinnen und Künstler aufgerufen, sich mit ihren Ideen am Kiosktag zu beteiligen und Aktionen einzubringen – ob Brettspielabende, Chorauftritte, Single-Partys, Hannover-96-Fantreffen oder Miniflohmärkte – die Kioske werden als Bühnen für die Ideen ihres Publikums fungieren.“ Wer dem Aufruf folgen möchte, ist eingeladen, sich per Mail an jan.sedelies@haz.de zu wenden.

Ideenschmiede für den Kiosktag war das von Hannoverscher Allgemeinen und Historischem Museum organisierte HAZ-Forum zum „Kiosk im Wandel“. „Hier haben wir die Kioskszene unter die Lupe genommen und Kioskbetreibende zu Wort kommen lassen, die von den täglichen Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen vor und in ihren ‚Buden‘ erzählt haben“, berichtet Katharina Rünger, Historisches Museum Hannover. Beteiligte auf dem Podium war auch Anna Morawek, die ihre Bachelorarbeit zum Thema Kioske vorgestellt hat. „Aus diesem Abend heraus entstand die Idee, die Ergebnisse in einer Installation erlebbar zu machen und den ersten Kiosktag zu veranstalten“, so Rünger weiter.

Die Ausstellung Kioskkult(ur) von Anna Morawek, Muthesius Kunsthochschule Kiel, und Laura Kettler, Leibniz Universität Hannover, wird am 28. und 29. Juli zeitgleich auf zwei Plätzen im öffentlichen Raum zu sehen und für jeden kostenlos zugänglich sein. „Die Ausstellung Kioskkult(ur) veranschaulicht, dass Hannovers Kioskszene etwas Besonderes ist. Die beiden Standorte befinden sich in den ‚Kiosk-Hotspots‘ Hannovers: Linden und Nordstadt“, erläutert Morawek. „Am Küchengarten gibt eine großflächige Fotoinstallation, die alle Kioske aus Hannovers zentralen Stadtteilen zusammenbringt. An der Lutherkirche werden die Kioske symbolisch als ‚zweites Wohnzimmer‘ nach draußen geholt. Hier erzählen Kioskbetreibende aus Hannover in einer Video-Installation Geschichten aus ihrem Alltag – und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund.“

Mit mehr als nur dem Hauptsponsoring der Ausstellung „Kioskkult(ur)“ ist die Privatbrauerei Herrenhausen an Bord. Zum Auftakt ihrer Kioskkonzert-Serie lädt sie am Kiosktag im Rahmen ihres 150-jährigen Jubiläums zum ersten Kioskkonzert mit der Studenten-Kult-Band Liedfett ein – um 20 Uhr am Pfarrlandkiosk, Pfarrlandplatz 1. „Wir wollen unser Jubiläum gebührend mit den Fans feiern und veranstalten daher in diesem Jahre eine Reihe von Kioskkonzerten“, sagt Axel Schulz-Hausbrandt, geschäftsführender Gesellschafter der Privatbrauerei Herrenhausen. „Mit unserer Konzertreihe möchten wir einen kleinen Beitrag zur Bewahrung der Kioskkultur in Hannover leisten und freuen uns sehr, dass wir damit ein offizieller Teil der UNESCO City of Music sind“, ergänzt Christian Schulz-Hausbrandt, geschäftsführender Gesellschafter der Privatbrauerei Herrenhausen.

Die hannoverschen Kioske sind Kult und beleben durch ihren persönlichen Charakter die Nachbarschaften. Sie sind Treffpunkte für Jung und Alt und Menschen aus jeder Gesellschaftsschicht. Daran knüpft Melanie Botzki, Leiterin des Kulturhauptstadtbüros, an: „Zum Thema Nachbarschaft, unserem Arbeitsthema für die Kulturhauptstadtbewerbung 2025, gehören Kioske natürlich dazu. Sie sind ein zentrales Merkmal der Nachbarschaften in Hannover und in keiner anderen Stadt so zahlreich zu finden. Wir wollen Nachbarschaft deswegen nicht nur inhaltlich als Arbeitsthema begreifen, sondern auch strukturell. Der Beteiligungsprozess zur Kulturhauptstadt, den wir aktuell planen und der Anfang Herbst starten wird, wird die Kioskstruktur aufgreifen. Vorher präsentieren wir zum Kiosktag bereits einen eigenen, partizipativen Kulturhauptstadtkiosk.“

Die Aktionen am Kiosktag im Überblick:

Lesung und Konzert in der Pro Bier Bude, Limmerstraße 105
Beim Kiosktag am 28. Juli laden Jan Fischer und Martin Spieß zur Lesung und Konzert. Die Künstler präsentieren um 20 Uhr witzige, gewagte und mitunter andächtige Geschichten. Fischer liest aus der halbautobiographischen Erzählung „Audrey und Ariane. Eine Disneyland-Vampirgeschichte“, Spieß trägt aus seinem Short-Story-Band „Ich dreh mich lieber noch mal um und bin weit, weit weg“ und aus seinem Wendland-Roman „Und bis es soweit ist, gibt es Eiscreme.“ vor. Dazu stellt Spieß das Indierock-Soloprojekt Vorband vor. Künstler Fischer schreibt zum ungewöhnlichen Kioskkulturabend: „Kioske sind magische Orte, in denen es alles gibt und die uns mehr als einmal durch die Nacht geholfen haben.“

Konzert der Band Liedfett, Pfarrlandkiosk, Pfarrlandplatz 1
Auftakt der Kioskkonzert-Serie der Privatbrauerei Herrenhausen um 20 Uhr mit der Studenten-Kult-Band Liedfett. Mit ihrem vierten Album „Phoenix aus der Flasche“ stieg die Hamburger Akustik-Punkband auf Anhieb auf Platz 24 der Charts. Dieses Album stellt damit die höchste Platzierung der Bandgeschichte dar. Der Erfolg der Musiker fußt auf der einmaligen Mischung aus Punkt, Akustik-Pop und Sprechgesang.

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Slam City-Das Poetry Slam Festival, Zur Bettfedernfabrik 3
Beim Festival auf dem Kulturzentrum Faust gibt es eine Kulturkioskbühne – benannt nach der Reihe Kulturkiosk, die mehr als zehn Jahre bei Faust lief und stets Literatur und Musik verbunden hat. Auf der Bühne laufen am Sonnabend die Vorrunde der ersten Hannoverschen Stadtmeisterschaft (16.30 und 17.45 Uhr).

Anschließend spielen der Indie-Folk-Künstler Tom Klose aus Hamburg (19 Uhr), die Elektro-Punk-Band Prada Meinhoff aus Berlin (20 Uhr) und der Slam-Autor Sven Kamin aus Wedel (21).

Kioskliebe: Liane und Christian Korbach
Kioskliebe: Liane und Christian Korbach

Erzählcafé mit Liane Korbach bei köschk am Herrenhäuser Markt 9
Liane Korbach hat mehr als 40 Jahre im Kiosk direkt am Herrenhäuser Markt gearbeitet – und viele Geschichten über Kunden und Kioskkultur gesammelt – sie hat sogar ihren Mann Christian am Kiosk selbst kennengelernt. Zum Kiosktag lädt sie um 12.30 Uhr zu einem Erzählcafé ein und wird ein wenig mit den Zuhörern in Erinnerung schwelgen.

Apollo-Kino, Limmer Straße 50
Das Apollo-Kino an der Limmerstraße zeigt zum Kiosktag den Film „Neben den Gleisen“. Um 18 Uhr geht es um Boizenburg, eine kleine Elbestadt in Mecklenburg-Vorpommern. Mitten auf dem Bahnhofsvorplatz steht ein in die Jahre gekommener Kiosk, der von 5 Uhr bis 22 Uhr geöffnet hat. Er dient aber auch als Stammkneipe für Schichtarbeiter aus den Schlachthöfen, Arbeitslose, Taxifahrer und Rentner. Ende 2015 kommen am Bahnhof Tausende Flüchtlinge an, die ins nahe gelegene Erstaufnahmelager wollen. Die Stammgäste, die normalerweise hier Bier trinken und Fußball schauen, fangen an, über Politik zu diskutieren und ihre eigene Situation zu reflektieren. Wir treffen auf einen besonderen Moment, wo sie uns Einblicke in ihren Lebensalltag gewähren und über ihre Frustrationen und Hoffnungen reden.
R: Dieter Schumann, D 2017, 85 Min., FSK 12 J.

Lodderbast, Berliner Allee 56
Das Lodderbast versteht sich als Kulturkiosk und lädt zum Kiosktag von 13.30 bis 17 Uhr zum Open House ein. Dazu gibt es um 14 Uhr, 15 Uhr, und 16 Uhr Kurzfilme bei freiem Eintritt. Um 20 Uhr läuft dann Godards „Alphaville“ (1967). Der Musiker Malte Hollmann begleitet den Science-Fiction Film von Jean-Luc Godard mit elektronischen Klängen. Ein absolutes Muss!
FR/IT 1967 | R: J. – L. Godard| Mit deutschen Untertiteln | 89 Min. | FSK ab 16; Eintritt 15 Euro

Kunst und Kuchen im Kiosk, Sonnenweg 1-3
Der Kulturtreff Plantage hat seit April 2018 eine zeitlich begrenzte Außenstelle – die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nutzen einen ehemaligen Kiosk in Hannover-Ahlem, Sonnenweg 1-3, und bieten dort ein buntes Kulturprogramm. Der Titel lautet: „Atelier auf Zeit – Kulturtreff im Kiosk“. Künstlerinnen und Künstler aus dem Stadtbezirk sind eingeladen, ihre Werke zur Schau zu stellen und zum Verkauf anzubieten. Zu sehen und zu erwerben sind Bilder, Skulpturen, Kunsthandwerk. Dazu gibt es Kuchen.

Mehr Informationen zum Programm sind auf Hannover.de unter www.hannover.de/kioskkultur zu finden. Hier wird das Programm fortlaufend aktualisiert.