„Die Zukunft der Stadtbahnlinien im dicht bewohnten Innenstadtbereich liegt nicht in der Hochflurtechnik“, ist Gerd Wach ,geschäftsführender Vorstand des BUND Region Hannover, überzeugt. „Hochbahnsteige in engen und belebten Fußgängerzonen wie der Limmerstraße in Hannover-Linden sind eine städtebauliche Katastrophe und mindern die Attraktivität des urbanen Raumes erheblich“, sagt der BUND – Vertreter. Die Aufenthaltsqualität der Einkaufstraßen leide durch die monströsen und unüberwindbaren Bahnsteige, Außengastronomie werde in den betroffenen Abschnitten unmöglich gemacht, Verkaufsstände, Bänke und sogar Bäume müssten verschwinden. „Mit den gewaltigen Betonriegeln ist der Flair einer lebendigen Limmerstraße, die von Jung und Alt zu Fuß als Einkaufsmeile genutzt wird, dahin“, glaubt der Lindener.
Die zu Recht erwünschte Barrierefreiheit – die auch mit anderen Systemen wie etwa mit Niederflurbahnen und Niederflurbussen geschaffen werden könne – werde bei Hochbahnsteigen überdies mit neuen Einschränkungen und Behinderungen für Fahrgäste und Passanten erkauft. „Die Wege beim Ein- und Ausstieg in die Bahn werden deutlich länger, denn es gibt nur zwei Zugänge beim bis zu 80 Meter langen Bahnsteigkomplex. Dort fänden sich die Fahrgäste nicht selten in einem Pulk wieder“, sagt Wach. Auch Radfahrer und Fußgänger würden durch die Verengung des Straßenraumes in ihrem Fortkommen behindert und nicht nur das: „Selbst die Rollstuhlfahrer brauchen manchmal Hilfe, um die Rampe hoch zu kommen“, sagt der Lindener.
Nicht akzeptabel sei aus Sicht des Umweltverbandes außerdem die Vergrößerung der Haltestellenabstände oder ihre Verlagerung an die Ränder der stark frequentierten Einkaufsstraßen, wie es etwa für die Limmerstraße im Zuge des Neubaus Linie 10 (Ahlem-Aegidientorplatz) angedacht sei. „Ein Hochbahnsteig vor dem Heizkraftwerk am Küchengarten, ein Hochbahnsteig vor dem Freizeitheim Linden – das geht gar nicht. Der öffentliche Nahverkehr muss zu den Menschen und nicht umgekehrt!“, erklärt Wach. Der BUND-Vertreter fordert ein Umdenken bei Planern, Politikern und den Verantwortlichen in den Nahverkehrsunternehmen. „Stadtbahnstrecken wie die Linie 10 sind eine Chance, zumindest in Teilen Hannovers von den teuren und verfehlten Hochbahnsteigen wieder weg zukommen.“ Längst gebe es Alternativen, die wirtschaftlich vertretbar und städtebaulich und verkehrspolitisch eine deutlich bessere Wahl seien als der Bau von weiteren Hochbahnsteigen. „Hochbahnsteige sind Elemente des S-und U-Bahnbaus und haben im urbanen Stadtbild nichts verloren.“Oberirdische Straßenbahnen dagegen stünden nicht grundsätzlich im Widerspruch zu einer lebendigen und lebenswerten Innenstadt. „Viele Metropolen Europas haben vorbildliche Tram-Systeme, die den modernen Mobilitätsansprüchen genügen und sich sehr gut ins Stadtbild integrieren.“