Gestern Nachmittag wurde die Herrenhäuser Wasserkunst offiziell eingeweiht und damit ihre rund zehnjährige Sanierung abgeschlossen. Zu der Veranstaltung eingeladen hat die Direktorin der Herrenhäuser Gärten, Prof. Dr. Anke Seegert. Ihr Fachbereich ist neben den Herrenhäuser Gärten auch für die Wasserkunst zuständig.
Eingeladen waren neben Medienvertretern vor allem die Sponsoren, welche die Sanierung unterstützen, sowie zahlreiche am Projekt beteiligte Personen aus Stadtverwaltung, den beteiligten Unternehmen und den involvierten Behörden der Landes- und Bundesebene. Neben Anke Seegert sprachen bei der Begrüßung auch Hannovers Kulturdezernentin Konstanze Beckendorf. Der Leiter des städtischen Gebäudemanagements, Helmut Materne, nutze pragmatisch die Gelegenheit, um in seinem Redebeitrag auch für die zahlreichen unbesetzten Stellen in seinem Fachbereich zu werben.
Die Sanierung
2007 musste die Wasserkunst wegen ihres schlechten baulichen Zustands für die Öffentlichkeit gesperrt werden. 2011 wurde sie dann ganz außer Betrieb genommen. 2012 begann die Sanierung mit der Trockenlegung und Entschlammung. Es folgte eine Voruntersuchung zur Ermittelung der notwendigen Maßnahmen. 2016 wurde mit der Instandsetzung der Wehranlage neben der Wasserkunst begonnen. Hier befürchtete man zunächst, dass die aus Sandsteinblöcken gebauten Wehrmauern einstürzen könnten. Die Schäden erwiesen sich aber als nicht so gravierend, wie ursprünglich angenommen.
Fotostrecke: Sanierung
Die Bilder zeigen die Instandsetzung der Wehrmauern, die trockengelegte Wasserkunst sowie ein Arbeitsschiff auf der Leine während der Entfernung der Spundwand.
Fünf Hochwasser
Die Sanierungspläne wurden trotz der umfangreichen Schutzmaßnahmen mit Spundwänden auf der Leine-Seite und einem Damm im Ernst-August-Kanal fünfmal durch Hochwasser zurückgeworfen, in deren Folge die Baustelle erst wieder entschlammt werden musste. 2020 wurde die Sanierung des eigentlichen Gebäudes mit den darin untergebrachten beiden rund sechseinhalb Metern großen Wasserrädern und den von der Maschinenfabrik und Eisengießerei Georg Egestorff in Linden gebauten, Maschinenanlage mit ihren vier Pumpen abgeschlossen. Eben wegen der „Egestorffsche Maschinenanlage“ ist die Herrenhäuser Wasserkunst, die genaugenommen nicht mal in Herrenhausen, sondern im Stadtteil Nordstadt steht, auch ein Denkmal für die Industrialisierung in Linden. Parallel zum Bau der Rampe an der Leine-Brücke wurde nun auch der Außenbereich um das Gebäude herum gestaltet.
Keine Bedienungsanleitung
Als technisch besonders kniffelig erwies sich die Restaurierung der 20 Tonnen schweren Wasserräder, die abgesehen von den hölzernen Schaufeln, komplett aus Gusseisenteilen bestehen. Das ursprüngliche Vorhaben, diese an Ort und Stelle zu restaurieren, erwies sich als nicht durchführbar. Für das Zerlegen der Wasserräder für den Transport musste erst in die bestehende Decke eine spezielle Tragekonstruktion eingebaut werden, damit die Räder beim Demontieren nicht in sich zusammenstürzen. Die ursprünglichen Erbauer haben vermutlich nicht geahnt, dass die Wasserräder das Gebäude irgendwann noch mal verlassen sollen.
Später bot sich noch eine Herausforderung ganz anderer Art: Für die Maschinerie in der Wasserkunst gab es keinerlei überlieferte Bedienungsanleitung. Daher musste man erst durch Versuche herausfinden, wie die Technik und ihre Wartung funktionieren.
In einem Anbau, der ursprünglich als Schmiede diente, wurde eine kleine, aber schön gestaltete Ausstellung untergebracht, in der vor allem die Technik der Wasserkunst, die für ihre Zeit revolutionär war, mithilfe von Animationsfilmen begreifbar gemacht wird. Zahlreiche Informationstafeln erläutern die Geschichte sowie bauliche Details.
Insgesamt beliefen sich die Kosten für die Sanierung auf 6,4 Millionen Euro, Schätzungen vorab gingen von rund 5 Millionen aus. Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten in diesem Projekt erwies sich die Kostenplanung als außerordentlich komplex, immer wieder traten neue Bedarfe zutage. Vor diesem Hintergrund erscheint die tatsächliche Überschreitung der veranschlagten Kosten als bemerkenswert gering. Zuletzt grundlegend saniert wurde die Wasserkunst übrigens 1977.
Fotostrecke: Nach der Sanierung
Die Bilder zeigen die zum Ausstellungsraum umfunktionierte Schmiede, eines der beiden Wasserräder in Betrieb, zwei der vier Pumpen, einen Blick durch den Quergang sowie eine Außenansicht einen Tag vor der Eröffnung.
„Und kann man da jetzt rein?“
Aufgrund hoher Sicherheitsauflagen ist die Wasserkunst nicht für große Besucherströme geeignet. Da das Gebäude buchstäblich direkt am Wasser gebaut ist, dürfen sich nur wenige Personen gleichzeitig darin aufhalten, Kinder unter 12 Jahren sind nicht zugelassen. Auch Haustiere dürfen nicht in das Gebäude. Vorerst können Besucher die Wasserkunst während der warmen Monate zu bestimmten Terminen besichtigen. Dann werden auch die Maschinen und Wasserräder im laufenden Betrieb gezeigt. Folgende Besichtigungstermine sind vorgesehen:
- Sonntag, 25. Juni, um 11:00 Uhr und um 13:00 Uhr
- Sonntag, 9. Juli, um 11:00 Uhr und um 13:00 Uhr
- Sonntag, 13. August, um 11:00 Uhr und um 13:00 Uhr
- Sonntag, 10. September, Tag des offenen Denkmals, Eintritt frei
- Sonntag, 17. September, um 11:00 Uhr und um 13:00 Uhr
Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Weitere Informationen zu einem Besuch finden sich im entsprechenden Bereich bei hannover. de. Hier finden sich auch viele detaillierte Informationen zur Geschichte der Wasserkunst.