In der laufenden Haushaltsdebatte sorgt der Vorschlag der Ratsfraktionen von SPD, CDU und FDP, drastische Kürzungen bei sozialen und kulturellen Einrichtungen vorzunehmen, für große Empörung. Besonders betroffen sind das Kulturzentrum Faust und der transkulturelle Verein kargah e.V., die sich schockiert über die abrupten und einschneidenden Maßnahmen zeigen, die ohne vorherige Absprache in den Haushaltsplan aufgenommen wurden. Beide Institutionen sind seit Jahren fester Bestandteil der hannoverschen Kulturlandschaft und engagieren sich intensiv für Integration, Gleichberechtigung und den sozialen Zusammenhalt.
Die Vorschläge sehen vor, die institutionelle Förderung des Kulturzentrums Faust um 30.000 Euro zu kürzen und die Zuschüsse für den Kulturbereich von kargah e.V. in Höhe von knapp 53.000 Euro vollständig zu streichen. Die plötzlichen Sparmaßnahmen treffen die Einrichtungen hart, die bereits die Herausforderungen durch Pandemie und Energiekrise sowie einen Generationenwechsel bewältigt haben. In einer Stadt, die stark von Diversität und interkultureller Arbeit geprägt ist, erscheinen die geplanten Kürzungen besonders drastisch.
Ferdos Mirabadi, Mitglied der Koordination von kargah e.V., sieht in diesen Kürzungsplänen eine ernste Bedrohung für die Integrationsarbeit in Hannover. „Die AfD wird sich freuen, dass die Parteien der Deutschland-Koalition umsetzen, was sie gern machen würden: Mittelstreichungen bei transkulturellen Vereinen und Kulturzentren, die ein diverseres Publikum erreichen als etablierte städtische Einrichtungen“, kritisiert Mirabadi. Kargah e.V. bringt täglich Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen und fördert das gegenseitige Verständnis durch kulturelle Angebote – ein Beitrag, der für den sozialen Zusammenhalt und die Demokratieförderung unverzichtbar ist.
Auch Luna Jurado, Geschäftsführerin des Kulturzentrums Faust, ist schockiert: „Die Kürzungsabsichten haben mich als Geschäftsführerin komplett unerwartet getroffen und extrem schockiert.“ Das Kulturzentrum Faust finanziert derzeit rund 90 Prozent seines Haushalts eigenständig und setzt die städtische Förderung gezielt dafür ein, um Kooperationen mit anderen Vereinen und Initiativen zu stärken und Partizipation durch niederschwellige Kulturangebote zu fördern. „Die auf dem Tisch liegenden Vorschläge gefährden den sozialen Zusammenhalt“, betont Jurado und verweist auf die Bedeutung von preiswerten Kulturangeboten für die Bürger*innen Hannovers.
Sowohl das Kulturzentrum Faust als auch kargah e.V. sprechen sich solidarisch mit allen anderen betroffenen Einrichtungen aus, auch jenen, die eine Erhöhung ihrer Fördermittel erhalten haben. In den vergangenen Jahren herrschte bei vielen sozialen und kulturellen Institutionen ohnehin große Unsicherheit bezüglich der langfristigen Finanzierung. Die geplanten Kürzungen verschärfen die Situation, und für viele wird es immer schwieriger, ihre Arbeit und ihren Beitrag zur Gesellschaft aufrechtzuerhalten.
Mit einem eindringlichen Appell wenden sich die betroffenen Einrichtungen an die Ratsfraktionen und fordern, die geplanten Kürzungen zurückzunehmen. „Bitte zerstört nicht die Grundlagen unserer demokratischen und solidarischen Zivilgesellschaft. Noch ist es nicht zu spät“, heißt es abschließend in der gemeinsamen Stellungnahme.
Die Debatte um die Haushaltspolitik zeigt, wie sensibel der Umgang mit sozialen und kulturellen Einrichtungen ist. Die geplanten Kürzungen werfen die Frage auf, wie Hannover auch zukünftig seine Vielfalt und seinen sozialen Zusammenhalt bewahren will.
Quelle: Kulturzentrum Faust und kargah e.V.