Update 10:30 Uhr: In der ersten Veröffentlichung stand im Titel „20 Jahre“, dieser Fehler wurde nun durch die Angabe „16 Jahre“ korrigiert. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Die Integrierte Gesamtschule Linden (IGS) in Hannover Linden-Mitte steht vor einer umfassenden Sanierung und möglichen Teilerweiterung, um den Anforderungen einer modernen Bildungsstätte gerecht zu werden. Jetzt hat der Fachbereich Flächen- und Programmmanagement der Landeshauptstadt Hannover im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens dazu einen 122-seitigen Ergebnisbericht der Remke Partner Innenarchitekten vorgelegt. Dieser kalkuliert für den Abschluss aller Maßnahmen einen Zeitraum von bis zu 16 Jahren (4 Jahre Planung + 6 Bauabschnitte zu je 2 Jahren).
Zusammenfassung des Plans
- Sanierung der Bestandsgebäude: Die Hauptgebäude am Lindener Berge 11 und 12 sollen grundlegend saniert werden, wobei der Fokus auf der Verbesserung der Barrierefreiheit, der energetischen Effizienz und der Anpassung an moderne pädagogische Konzepte liegt.
- Erweiterungsbauten: Ein neuer Erweiterungsbau auf dem Schulhof soll zusätzlichen Raum schaffen, der sowohl für Unterricht als auch für Freizeit genutzt werden kann. Ein Teil des Schulhofs könnte auf das Dach des neuen Gebäudes verlagert werden, um trotz der baulichen Veränderungen genügend Außenflächen zu bieten.
- Zusammenführung der Sekundarstufen: Die derzeit auf mehrere Standorte verteilten Sekundarstufen sollen möglichst an einem Standort vereint werden, um organisatorische Abläufe zu verbessern und das pädagogische Konzept der Schule besser umzusetzen.
- Modernisierung der Unterrichtsräume: Geplant sind Cluster- oder Lernhauskonzepte, bei denen mehrere Klassenräume um gemeinsame Lern- und Arbeitsbereiche gruppiert werden. Diese flexiblen Lernumgebungen sollen den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler gerecht werden und moderne Unterrichtsmethoden unterstützen.
Weitere spezifische Aspekte des Umbaus
- Barrierefreiheit: Die Gebäude der IGS Linden sind derzeit nicht vollständig barrierefrei. Durch den Umbau sollen alle Bereiche der Schule auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zugänglich gemacht werden, indem Aufzüge, barrierefreie Eingänge und sanitäre Anlagen installiert werden.
- Verbesserung der räumlichen Strukturen: Die aktuellen Raumaufteilungen der Unterrichtsräume entsprechen nicht mehr den modernen Anforderungen. So fehlen Differenzierungsräume und ausreichend große Flächen für Gruppenarbeiten. Um dem gerecht zu werden, wird die räumliche Struktur der Schule neu geordnet. Dazu gehören erweiterte Aufenthalts- und Differenzierungsflächen sowie optimierte Lehrerstationen.
- Ganztagsbetreuung und Freizeitbereiche: Die Räume für die Ganztagsbetreuung werden verbessert und neu strukturiert, da die bestehenden Flächen nicht ausreichend und teils schlecht belichtet sind. Auch die Freizeit- und Erholungsbereiche für die Schüler, darunter Mensa und Bibliothek, sollen erweitert und modernisiert werden.
- Energetische Sanierung: Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der energetischen Sanierung der Gebäude. Dies beinhaltet eine Verbesserung der Wärmedämmung, den Austausch veralteter Fenster und Türen sowie die Modernisierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen.
- Brandschutz und Sicherheit: Die Sicherheitsstandards, insbesondere der Brandschutz, sollen den aktuellen Anforderungen angepasst werden. Dazu gehören Fluchtwege, Feuerlöscheinrichtungen und bauliche Anpassungen.
Diese Maßnahmen sind laut dem Ergebnisbericht notwendig, um die Schule baulich auf den neuesten Stand zu bringen und den steigenden Anforderungen an eine moderne Lernumgebung gerecht zu werden. Zudem sollen sie das pädagogische Konzept der IGS Linden unterstützen, das auf Eigenverantwortung, soziale Integration und individuelles Lernen abzielt.
Ökologische Aspekte
- Nachhaltigkeit und Umweltschutz: Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wird ein Fokus auf ressourcenschonendes Bauen gelegt. Die Sanierung der Bestandsgebäude wird als umweltfreundlichere Alternative zum Abriss und Neubau gesehen, da durch die Wiederverwendung von Gebäudeteilen und Materialien weniger CO₂ ausgestoßen und weniger Bauabfall produziert wird. Das Konzept der „Bauwende“ spielt dabei eine zentrale Rolle, indem der Bestand erhalten und intelligent weiterentwickelt wird.
- Nutzung von Freiflächen: Die bestehenden Schulhöfe, die teils durch Höhenunterschiede und bauliche Gegebenheiten eingeschränkt nutzbar sind, werden neu gestaltet. Ziel ist es, diese Flächen besser in den Schulalltag zu integrieren, indem barrierefreie Zugänge geschaffen und Bereiche für Sport und Freizeit aufgewertet werden. Zudem wird der wertvolle Baumbestand als prägender Teil des Schulgeländes geschützt und in die Planungen einbezogen.
- Modernisierung der technischen Infrastruktur: Neben den baulichen Veränderungen wird die technische Infrastruktur der Schule modernisiert. Dies umfasst den Ausbau der digitalen Ausstattung, um die Anforderungen an zeitgemäßen digitalen Unterricht zu erfüllen.
- Zusammenarbeit mit externen Nutzern: Die Pläne sehen vor, die Schule stärker in den Stadtteil zu integrieren, indem die Räumlichkeiten auch für externe Nutzer und Vereine zugänglich gemacht werden.
Kritik an der Planung
In einem Gastbeitrag im August 2018 vom Lindenspiegel (Herausgabe des Lindenspiegels wurde zwischenzeitlich eingestellt) hatte Ernst Barkhoff Überlegungen zur Zukunft der IGS Linden getroffen und eine Überbauung vom Westschnellweg vorgeschlagen, um zusätzliche Flächen für die IGS zu gewinnen. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung hatte er diesen Vorschlag eingebracht.
Ärgerlich sind aus meiner Sicht zunächst die teilweise falschen Ausführungen zur Variante Westschnellwegüberbauung. Falsch sind etwa die Aussagen, dass es sich bei diesem Konzept um einen „vollständigen Neubau der IGS Linden“ (S. 67, Ergebnisbericht) gehandelt habe: Nicht nachvollziehbar ist auch die Behauptung zu Mehrkosten. Bautechnische Fragen werden formuliert, aber ernsthafte Bemühungen zur Klärung gab es m.W. nicht. Nicht einmal das Gutachten des Architekten wurde einbezogen. Der Autor Bernd Müller durfte lediglich in den letzten Minuten der ersten Auftaktrunde kurz seine Grundidee vorstellen. Zu einer vertieften Diskussion oder zur Veröffentlichung seines Gutachtens kam es nicht, obwohl eine Einbeziehung vorliegender Machbarkeitsstudien politisch beschlossen war (Änderungsantrag N1 zu DS 2468/2022). Ein faires, transparentes und ergebnisoffenes Beteiligungsverfahren geht anders. Zu Entscheidungen im Prozess waren ausschließlich die 8 Mitglieder des Lenkungsausschusses berechtigt. Vier von ihnen waren aus der Stadtverwaltung, weitere zwei aus der Schulleitung und zwei aus dem Büro Remke (S.29). Damit waren wesentliche Weichenstellungen getroffen.
„Bei einer Bauzeit von geschätzten zwei Jahren pro Bauabschnitt und einer davor geschalteten Ausschreibungs- und Planungsphase von ca. vier Jahren ergäbe sich eine Gesamtprojektlaufzeit von ca. 16 Jahren. Diese ist jedoch in Abhängigkeit von während einer Bauzeit verfügbaren Interimsoptionen zu betrachten. Sollte in annehmbarer Entfernung ein Interim für Idealfall bis zu zwei Jahrgängen (also 12 Unterrichtsräume plus Nebenflächen) zur Verfügung stehen, könnte über eine Vergrößerung der Bauabschnitte und in der Folge über eine Verkürzung der Bauzeit nachgedacht werden. Dies wäre jedoch erst mit fortschreitender Planungstiefe präzisierbar.“ (s. 110)
Mein Fazit: Fast jeder Teil der Schule wird baulich tangiert bzw. wesentlich umstrukturiert. Und Baukostenentwicklung über die nächsten mindestens 16 Jahre (= 4 Jahre Planung + 6 Bauabschnitte zu je 2 Jahren) seriös zu kalkulieren, ist nahezu undenkbar.