Limmerstraße: Graffiti zu Catcalling von Unbekannten beschmiert

Graffiti Catcalling Hannover Limmerstraße
Graffiti Catcalling an der Limmerstraße
In den vergangenen Tagen ist an der Hausfassade am Küchengarten zum Eingang zur Limmerstraße (Limmerstraße 2d) ein buntes Graffiti zum Thema „Catcalling“ entstanden. Geschaffen wurde es von der hannoverschen Künstlerin Etaja. Diese Kunst hat eine besondere Bedeutung: Sie soll ein deutliches Zeichen setzen gegen Catcalling. Dabei wurde zunächst jeder Pinselstrich wohlüberlegt und sorgsam gesetzt, dann wurde mit der Spraydose das Graffiti vollendet.

Was ist Catcalling?

Catcalling bezeichnet das laute Hinterherpfeifen oder Zurufen von oft sexistischen oder anzüglichen Bemerkungen an Passanten, meist Frauen, auf der Straße oder an anderen öffentlichen Orten. Es handelt sich um eine Form der Belästigung, die oft dazu dient, Macht auszuüben oder die betroffene Person zu objektivieren. Catcalling kann für die Betroffenen sehr unangenehm und bedrohlich sein und trägt zu einem unsicheren Umfeld bei.

Catcalling Initiative in Hannover

In Hannover gibt es die Initiative „Chalk Back“ (chalk = engl. Kreide). Das Team besteht aus mehreren Frauen, die mit ihrem Projekt „catcallsofhannover“ Aufklärungsarbeit über (sexuelle) Belästigung auf der Straße bzw. Belästigung im öffentlichen Raum leisten. Auf dem Instagram-Account „catcallsofhannover“ ruft die Initiative dazu auf, ihr sogenannte Catcalls (anzügliche Sprüche, Pfiffe oder auch übergriffiges Verhalten), die sich in Hannover zugetragen haben, zuzusenden. Diese kreiden die Initiatorinnen daraufhin im wahrsten Sinne des Wortes an dem Ort an, wo sie passiert sind und posten anschließend ein Bild davon auf Instagram. Es geht ihnen darum, den Ort für die Belästigte zurückzugewinnen und Menschen auf die alltägliche Belästigung in Hannover aufmerksam zu machen. Die Initiative ist ein Teil einer weltweiten Bewegung („Chalk Back“), die ihren Ursprung in New York hat und in vielen größeren Städten zu finden ist.

Graffiti an Limmerstraße

Die Idee zu dem Graffiti an der Limmerstraße war, an einer Stelle ein dauerhaftendes Ankreiden zu Catcalling zu ermöglichen, was nicht durch den Regen wieder abgewaschen wird. Aufklärung und Sensibilisierung ist dabei das Ziel. Udo Möller, Pressesprecher der Landeshauptstadt Hannover teilte auf Anfrage von Punkt-Linden mit, dass der Eigentümer des Gebäudes für diese Botschaft den unteren Teil der Hauswand kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Der obere Teil soll weiterhin für kommerzielle Werbung, wie bereits in der Vergangenheit, genutzt werden.

Catcalling Graffiti beschmiert

Nach der Fertigstellung wollte heute der erste Stadtrat und Ordnungsdezernent der Landeshauptstadt Hannover Dr. Axel von der Ohe im Rahmen eines Pressetermins das Catcalling Graffiti offiziell vorstellen. Vermutlich in der vergangenen Nacht wurde oberhalb davon eine politische Botschaft angesprüht, mit einem Hintergrund zu dem Krieg in Israel. Aufgrund dessen wurde dieser Termin kurzfristig abgesagt, zunächst soll dieser Schriftzug wieder entfernt werden.

Graffiti in Linden-Limmer

Graffiti im Stadtbezirk Hannover Linden-Limmer reflektiert den kreativen und alternativen Charakter der vier Stadtteile. Linden-Limmer, bekannt für seine multikulturelle Bevölkerung und seine lebendige Kunst- und Musikszene, hat viele Wandmalereien und Graffitis, die die Fassaden der Gebäude schmücken. Diese Kunstwerke reichen von politischen Botschaften über abstrakte Gemälde bis hin zu beeindruckenden Murals. Sie sind Zeugnisse der urbanen Kultur und des Wunsches nach Selbstdarstellung und Kommunikation im öffentlichen Raum. Während einige Graffitis offiziell beauftragt und gefördert werden, entstehen andere spontan und ohne Genehmigung, was zu Diskussionen über Vandalismus und Kunstfreiheit führt.

Bildnachweis: Ralf Borchardt, Stefan Ebers