Die Egon-Kuhn-Geschichtswerkstatt im Freizeitheim Linden e. V. hat den zweiten Band ihrer Reihe „Beiträge zur Lindener Geschichte“ veröffentlicht. Unter dem Titel „Artur Sonnenberg – Ein Ehrengrab für einen ‚Berufsverbrecher‘“ begibt sich die Autorin Doris Höft auf die Spur eines ungewöhnlichen Schicksals:
Bei einem Rundgang auf dem Ricklinger Stadtfriedhof stößt sie auf das Ehrengrab eines ihr unbekannten „Verfolgten des Nationalsozialismus“. Ihre Nachforschungen führen zu Artur Sonnenberg, einem gelernten Schriftsetzer und Kleinkriminellen, der von den Nationalsozialisten als „Berufsverbrecher“ eingestuft, in Vorbeugehaft genommen und 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde.
Die Broschüre beleuchtet damit ein weitgehend verdrängtes Kapitel nationalsozialistischer Verfolgung – das der sogenannten „Asozialen“ und „Berufsverbrecher“. Zugleich regt sie dazu an, über unseren heutigen gesellschaftlichen Umgang mit Menschen nachzudenken, die „nicht richtig funktionieren“.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten es die als „Asoziale“ und als „Berufsverbrecher“ in Konzentrationslagern Eingesperrten, harmlos ausgedrückt, mehr als schwer, als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt zu werden. Zu tief saßen Vorurteile, auch bei anderen Häftlingsgruppen, dass diese Personen zu Recht eingesperrt worden waren. Dabei spielte auch keine Rolle, dass die Vorbeugehäftlinge ihre Haftstrafen verbüßt hatten, bevor sie ohne Gerichtsurteil ins Konzentrationslager kamen. Während die politischen Häftlinge schon kurz nach der NS-Zeit Hilfen und Anerkennung erhielten, besagte das Bundesentschädigungsgesetz aus den 1950er Jahren immer noch Folgendes: „Anspruch auf Entschädigung nach diesem Gesetz hat, wer … wegen seiner gegen den Nationalsozialismus gerichteten politischen Überzeugung, aus Gründen der Rasse, des Glaubens oder der Weltanschauung (Verfolgungsgründe) durch nationalsozialistische Gewaltmaßnahmen verfolgt worden ist … .“ Das schloss die „Asozialen“ und die „Berufsverbrecher“ aus, da sie ja aus anderen Gründen verfolgt worden waren.
Die Broschüre ist in der Lindener Buchhandlung auf der Limmerstraße für einen Selbstkostenpreis von 3,00 € erhältlich.
