Viel positive Resonanz für das digitale Stadtteilarchiv Linden-Limmer

Logo Digitales Stadtteilarchiv DISTAZum Jahresbeginn 2020 wurde der Stadtbezirk Linden / Limmer um eine bedeutende Attraktion reicher: Das digitale Stadtteilarchiv Linden-Limmer wurde im Internet für jedermann freigeschaltet. In bisher über 800 Dokumenten und Bilder kann nun in der Zeitgeschichte von Linden und Limmer gestöbert werden. Und laufend werden weitere Dokumente hinzugefügt.

Das Archiv wurde von dem gemeinnützigen Verein Netzwerk Archive Linden-Limmer e.V. erstellt. Dieser wurde schon am 19. November 2011 gegründet, um die wertvollen Materialien und Erinnerungen der Mitglieder zur Geschichte und Entwicklung der Stadtteile auch langfristig für die Nachwelt zu erhalten.

Auch zu bestehenden Archiven sehen sich die Akteure vom Netzwerk nicht als Konkurrenz. Ihnen geht es vorrangig um die Darstellung aller Facetten des Alltagslebens. Dazu zählen Familienbilder, Klassenfotos oder Privatdokumente ebenso wie Vereinschroniken, Festschriften oder Anzeigen von Lindener Geschäften und Firmen. Das müssen nicht immer Original-Dokumente in vollständiger Länge sein. Auch Kopien oder kurze Textauszüge aus umfangreicheren Schriften können interessante historische Informationen übermitteln. Bei alten Karten und Stadtplänen, die sich aufgrund ihres sperrigen Formats sowieso nicht leicht scannen lassen, sind in der Regel nur die den Stadtteil betreffenden Ausschnitte wiedergegeben.

Interview mit dem Vorstand

Jetzt, einen Monat noch Öffnung des digitalen Stadtteilarchiv Linden-Limmer hat Punkt-Linden (P.L.) mit dem Vorstand Walther Engel (W.E.) ein Interview über die bisherige Resonanz geführt.

  • P.L.: Jetzt ist das digitale Lindener Stadtteilarchiv seit rund einem Monat online. Wie ist die Resonanz der Lindener / Limmeraner auf die Veröffentlichung?
    W.E: Wir sind überrascht über die vielen positiven Rückmeldungen, auch aus anderen Stadtteilen und sogar über die Grenzen Hannovers hinaus.
  • P.L.: Wie kam es zu der Idee des Lindener Digitalarchiv?
    W.E: Ein wesentlicher Grund, der 2011 zur Gründung eines Netzwerkes Archive Linden-Limmer führte, war die Idee, Materialien zur Stadtteilgeschichte der interessierten Öffentlichkeit über das Internet zugänglich zu machen. Da wir uns mit der Entwicklung einer eigenen Internetplattform überfordert fühlten, glaubten wir mit dem Hamburger Bürgerarchiv „Stadtteilgeschichten.net“ einen geeigneten Kooperationspartner gefunden zu haben. Leider – wie sich im Nachhinein herausgestellt hat – ein Irrtum.
    2017 beschlossen wir dann, ein eigenes Projekt zu entwickeln. Einen Teil der bereits bei Stadtteilgeschichten.net hochgeladenen 500 Dokumente, vor allem von Horst Bohne und Horst Deuker, konnten wir für unser eigenes Projekt retten.
  • P.L.: Bereits 2011 hat sich das Lindener Stadtteilgeschichts-Netzwerk gegründet, bis zur jetzt erfolgten Veröffentlichung des digitalen Archivs im Internet ist viel Zeit vergangen. Was ist der Grund dafür?
    W.E: In den ersten Jahren nach der Vereinsgründung sind wir noch zweigleisig gefahren und haben neben der Digitalisierung mit den Vorstandsmitgliedern Michael Jürging und Dietmar Franke sehr viel Zeit und Energie in die Suche nach einem geeigneten Raum gesteckt, um die Materialien unserer Mitglieder auch „analog“ zugänglich zu machen. Andererseits haben die Diskussionen um Struktur und inhaltliche Maßstäbe eines eigenen Digitalen Stadtteilarchivs dann viel Zeit gekostet und waren mitunter dornenreich.
  • P.L.: Wie viele aktive Mitglieder hat der Verein Netzwerk Archive Linden-Limmer?
    Wir haben ca. 35 Mitglieder, an den Versammlungen nehmen im Schnitt 15 Mitglieder teil.
  • P.L.: Wie können sich Interessenten an der Arbeit beteiligen oder auch Mitglied im Verein werden?
    W.E: Da gibt es viele Möglichkeiten: Man kann Dokumente zur Verfügung stellen, man kann uns beim Digitalisieren unterstützen und – was am wichtigsten ist –, man kann zu unseren Treffen kommen, auch ohne in den Verein eintreten zu müssen. Wir sind an einem permanenten Austausch interessiert und freuen uns über alles, was uns wieder neue Erkenntnisse bringt. Wer mit uns Kontakt aufnehmen möchte, kann das per E-Mail oder telefonisch machen. Wir gehören zu einer Generation, die das Telefon auch noch zum Telefonieren benutzt.
  • P.L.: Wie viele Dokumente wurden bereits veröffentlicht, wie viele werden in den kommenden Wochen noch online freigeschaltet?
    W.E: Es sind nicht alles „klassische“ Dokumente, aber insgesamt befinden sich jetzt weit über 800 Materialien im Digitalen Stadtteilarchiv. Im letzten Monat sind ungefähr 100 neue Datensätze dazugekommen, unter anderem die ersten Dokumente aus der bedeutenden Sammlung von Jürgen Wessel. Das hätte alles auch mehr sein können, aber unsere Arbeitskapazitäten sind einfach begrenzt. Da liegt noch einiges auf Halde.
  • P.L.: Welche Bilder / Dokumente sind aus Deiner Sicht am interessantesten?
    W.E: Oh, das ist aber eine schwierige Frage. Da könnte ich vieles aufzählen. Spannend finde ich immer, wenn ich etwas über Menschen erfahre, zu denen es über mehrere Ecken auch eine persönliche Beziehung gibt. Von einem gewissen Paul Schubert hatte ich beispielsweise noch nie gehört, bis mir eine ehemalige Schülerin von ihrem Opa erzählte, von dem sie noch ein Fotoalbum besitze. So lernte ich den bedeutenden Lindener Boxer Paul Schubert kennen. Im Internet fand ich nichts über ihn. Heute ist Paul Schubert dank unseres Digitalen Stadtteilarchivs wieder präsent und vielleicht finden sich andere Menschen, die mehr über ihn berichten können. Das fände ich großartig.

Walther Engel vorgestellt

Walther EngelDer gebürtige Bremer Walther Engel kam 1968 zum Schulmusik-Studium an die Musikhochschule nach Hannover und durch einen Zufall nach Linden. Als sich 1971 für den Schulversuch IGS Linden keine Musiklehrer fanden, wurden Studenten aus den höheren Semestern als Aushilfskräfte eingestellt. Daraus wurden dann für Engel 41 Jahre Tätigkeit als Lehrer an der IGS Linden, die letzten 23 Jahre als Leiter der Sekundarstufe II in der Beethovenstraße. Engel hat sich durch zahlreiche Publikationen in dem Bereich Musik einen Namen gemacht, unter anderem als Schulbuchautor und Herausgeber des bei Schroedel/Westermann erschienenen vierbändigen Unterrichtswerks „Soundcheck“. Als überzeugtem Anhänger fächerübergreifender Unterrichtsprojekte lagen ihm die stadtteilbezogenen Themen besonders am Herzen.
Obwohl Engel seit 2012 in Worpswede lebt, ist er bis heute eng mit Linden verbunden und hat sich seitdem ehrenamtlich in mehreren Initiativen in Linden engagiert. Im Netzwerk Archive Linden-Limmer arbeitet er seit Gründung des Vereins 2011 im Vorstand.

Bildnachweis: Digitales Stadtteilarchiv