In der heutigen Wasserstadt Limmer ist ein dunkles Kapitel der Geschichte fest verankert. Auf dem Gelände der früheren Continental-Werke befand sich während des Zweiten Weltkriegs ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Hier wurden Frauen, die überwiegend aus Osteuropa und Frankreich stammten, zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie gezwungen. Unter unmenschlichen Bedingungen mussten sie Gummierzeugnisse herstellen, die für die Kriegswirtschaft von entscheidender Bedeutung waren.
Die Geschichte des KZ-Außenlagers in Limmer bleibt nicht nur in Erinnerungstafeln an der Sackmannstraße lebendig, sondern wurde durch einen kürzlich gemachten Fund um ein greifbares Relikt erweitert: Bei den Bauarbeiten für die Tiefgarage eines neuen Wohnprojekts, dem JAWA-Projekt, wurden am vergangenen Dienstag Reste einer der ehemaligen Häftlingsbaracken entdeckt. Der Arbeitskreis „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“ setzt sich seit Jahren dafür ein, das Leid der Zwangsarbeiterinnen durch einen angemessenen Gedenkort zu ehren. Diese Entdeckung verstärkt nun die Bedeutung der Arbeit des Arbeitskreises und rückt das Geschehene in das Bewusstsein der neuen Bewohner und Besucher der Wasserstadt.
Bauhistorische Einblicke durch eindrucksvolle Funde
Im freigelegten Bereich zeigt sich der Mittelgang der Baracke, flankiert von Streifenfundamenten, die einst die tragenden Wände der Baracke stützten. Während der NS-Zeit war der Bodenbelag vermutlich nur ein provisorischer Untergrund. Der jetzt freigelegte Betonboden stammt wahrscheinlich aus der Zeit nach dem Krieg, als die Continental die Baracke noch bis Ende der 1950er-Jahre als Lagerraum nutzte. Erhalten blieben außerdem Holzreste, die möglicherweise von den Bodenplanken und Wandpfosten der Baracke stammen.
Beeindruckend ist auch die Größe der Baracke: Der freigelegte Bereich umfasst nur einen Teil des Bauwerks, das sich bis unter die Stanislawa-Kaminska-Straße und die angrenzenden Reihenhäuser erstreckt. Da diese nicht unterkellert sind, blieben die Reste bis heute unentdeckt und erhalten.
Überraschender Fund trotz intensiver Bautätigkeit
Die Entdeckung kam völlig unerwartet, da die Continental in den 1960er-Jahren an dieser Stelle eine massive Halle errichten ließ, die wiederum Anfang der 2000er Jahre abgerissen wurde. Doch wie sich herausstellte, wurde die Halle auf einem höher gelegenen Bodenniveau errichtet, wodurch die Reste der Baracke nicht angetastet wurden.
Mit Feingefühl und Sorgfalt arbeiteten sich Mitarbeiter*innen der archäologischen Firma ArchaeoFirm durch die Überreste. Am 29. und 30. Oktober wurde der Fund im Auftrag von JAWA freigelegt, vermessen und umfassend dokumentiert. Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege dokumentierte die Fundstelle zusätzlich aus der Luft mittels Drohnenfotografie.
Ein Denkmal der Erinnerung – sichtbar und unsichtbar
Der entdeckte Teil der Baracke wird im Zuge der Bauarbeiten überbaut, aber die vollständigen Reste, die sich weiter unter der Straße und den Reihenhäusern befinden, bleiben als Denkmäler im Boden erhalten.
Es soll nicht nur an die Zwangsarbeit und das Leid der Frauen erinnert werden, sondern auch an die Verantwortung, die Vergangenheit im Bewusstsein zu halten und neuen Generationen zugänglich zu machen. Ein Gedenkort am Rande der Wasserstadt ist in Planung und wird zukünftig dazu beitragen, dass dieses wichtige Kapitel der Geschichte von Hannover nicht vergessen wird.
Quelle: Arbeitskreis „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“
Und wieder ein Grund mehr warum sich die Stadt Hannover hier seiner Verantwortung bewusst sein muss diesen Teil der Geschichte auch in einem würdigen Gedenkort zu manifestieren.
Man macht es sich zu einfach alles in nur in Strassenschildern in Erinnerung zu halten. Es is m. E. nach kein respektvoller Umgang gegenüber den Opfern die hier gesichtslos bleiben.