Die seit langem leerstehenden und zusehends verfallenden Conti-Altgebäude am Rande der zukünftigen Neubausiedlung „Wasserstadt Limmer“ sind wertvolle Zeugen von über 100 Jahren Industriegeschichte. Sie geben dem Gelände der Wasserstadt ein unverwechselbares Gesicht. Mit einer Mischung von Arbeiten und Wohnen sowie Kultur und Begegnung könnten die Altgebäude den Stadtteil und das neue Quartier verbinden und zu einem Zentrum für ganz Limmer werden, so die 2014 gegründete Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer in einer aktuellen Pressemitteilung.
„Investor Papenburg lässt Altgebäude weiter verfallen. Was macht die Stadt?“, wird darin gefragt. „Uns sind Fotos zugespielt worden, die belegen, was manche schon vermutet haben: Die Plane, die Papenburg nach Auflagen zur Sicherung der Altgebäude gegen Regen auf dem Dach anbringen musste, ist komplett zerrissen,“ sagt BI-Sprecher Thomas Berus.
Seit 20 Jahren sind die denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Conti-Fabrik auf dem Gelände der jetzigen Wasserstadt Limmer im Besitz von Günter Papenburg. Wer dort in all den Jahren vorbeikam, konnte nur schwer den Eindruck gewinnen, dass dieser irgendetwas zum Erhalt der Gebäude unternahm.
Nur unter Druck und nach Auflagen der Stadt wurde zuletzt das Gebäude von oben mit einer Plane gegen eindringenden Regen geschützt. Im Bezirksrat Linden-Limmer betonten Vertreter der Günter-Papenburg-AG und der Stadtverwaltung, damit seien die Gebäude ausreichend geschützt. Nun ist die Plane komplett zerrissen und bietet keinerlei Schutz mehr. Der Eindruck der BI: „Wie schon bei der illegalen Bebauung des Uferparks hält sich Günter Papenburg nicht an Absprachen und Auflagen. Und die Stadt schaut abwartend zu.“
„Das ist ein Fall für unsere Bauordnung“, sagt dazu Stadtbaurat Thomas Vielhaber auf Nachfrage. In der kommenden Woche werde es dazu entsprechende Gespräche innerhalb der Verwaltung geben. Gefragt zur Zukunft der ehemaligen Fabrikgebäude gibt sich Vielhaber vorsichtig optimistisch: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf!“
Die Bürgerinitiative fordert die Günter-Papenburg-AG derweil auf, sofort in Verkaufsverhandlungen mit Investoren einzutreten, die ein echtes Interesse an Erhalt und Umnutzung haben. „Wir wissen alle: sie sind vorhanden!“, heißt es in der Pressemitteilung.
Ein möglicher Investor könnte die Gruppe um den hannoverschen Architekten Gert Meinhof sein. Diese hat sich mit Umnutzungen von Gewerbeimmobilien zu bezahlbarem Wohnraum einen Namen gemacht, zuletzt in Linden mit der ehemaligen Hautklinik oder der Uhlhorn-Kirche. „Was soll ich sagen, wir haben die Lösung“, ist zum Thema Conti-Fabriken aus dem Umfeld der Architektengruppe zu hören. Diese hat jetzt im Auftrag des städtischen Baudezernats ein – bisher nicht öffentlich gemachtes – Gutachten vorgelegt. Darin werden technische und wirtschaftliche Lösungen zur Umnutzung der z. T. mit Umweltgiften belasteten Fabrikgebäude – hauptsächlich zu Wohnungen, aber auch für kulturelle Einrichtungen – zu vertretbaren Kosten dargestellt.