Der Von-Alten-Garten ist eine kleine grüne Oase in Linden. Ein in das historische Flair eingebetteter Spielplatz, der Spielpark Linden und viel Grün laden immer wieder zu einem Ausflug ein.
Von-Alten-Garten Geschichte
Die Gartenanlage hat sich aus dem seit dem 13. Jahrhundert bestehenden Gut Linden der Familie von Alten entwickelt, das rund 56 Hektar Land, Jagdrecht, Gerichtsbarkeit und verschiedene Zehnte umfasste. 1688 verpachtete die Familie aus wirtschaftlichen Gründen das Gut an Franz-Ernst von Platen, Hofmarschall bei Herzog Ernst August. Er benötigte ein Rittergut für einen Sitz im Landtag und schloss einen zeitlich beschränkten Nutzungsvertrag über das Gut ab. Als ihm das 1689 zum angestrebten Titel als Reichsgraf und Premierminister verhalf, baute er das Gut aus. Daraus entwickelte sich die Ansiedlung Neu-Linden mit verschiedenen Einrichtungen, wie Meierei, Ziegelei, Ölmühle. Von Platen ließ auf seinem Grundstück 1692 ein barockes Lustschloss errichten und einen französischen Barockgarten anlegen, den Graf-von-Platen-Barockgarten. Dazu gehörten Wasserbassins mit Fontänen, Obstwiesen, Heckenbosketts, Nutzgärten, Teiche mit Fischzucht sowie Schwänen, Orangerie und Tiergarten. Die Anlage machte sogar den Herrenhäuser-Gärten Konkurrenz.
Nach dem Tod von Franz-Ernst von Platen 1709 ließ die Pflege nach. Sein Sohn Ernst August ließ 1718 den Garten, der zu dem Zeitpunkt eine weit größere Ausdehnung, als heute hatte, mit einer 4 Meter hohen Parkmauer umgeben. 1728 war laut Vertrag die Rückgabe des Gartens an die Familie von Alten fällig. Das führte zu jahrzehntelangen Rechtsstreitigkeiten. Dadurch wurde die aufwendige Gartengestaltung aufgegeben, und die Anlage wurde ab 1800 zu einem englischen Landschaftsgarten umgewandelt; diese Form hat sie auch heute noch. Anfang des 19. Jahrhunderts ging der Garten wieder in den Besitz der Familie von Alten über. Ab 1830 drängte die Entstehung von Industriebetrieben in Linden die Grünanlage zurück. 1927 verhinderte eine Unterschutzstellung des Schlosses und des Gartens den weiteren Verkauf als Bauland.
1961 erwarb die Stadt Hannover mit sechs Hektar Fläche große Teile des Gartens, um ihn der Bevölkerung als Park zugänglich zu machen. Ein Teil des Gartens ging beim Bau des Westschnellwegs verloren, welcher seitdem hindurchführt. Parallel zur Schnellstraße ist ein längeres Stück der Umfassungsmauer von 1718 mit einer Toröffnung erhalten geblieben. 1997 verkaufte die Familie von Alten den ehemaligen und bis dahin unzugänglichen Parterregarten des Schlosses an die Stadt. Daraus entstand zur EXPO 2000 ein ruhiger Parkabschnitt von 1,5 Hektar Größe.
Das Schloss
Das Schloss im Barockstil entstand wahrscheinlich zwischen 1698 und 1702. Die kurze Bauzeit ist darauf zurückzuführen, dass nur das Kellergeschoss und das Portal aus Stein gebaut waren, darauf erhob sich ein zweistöckiger verputzter Fachwerkbau mit einem damals modernen Mansardendach. Gäste und Besucher betraten das Lustschloss über eine zweiarmige Steintreppe, die hinauf zum Hauptportal führte. Von dort gelangte man durch die große Eingangshalle direkt in den prächtigsten Raum, den Gartensaal. Dieser fast 100 Quadratmeter große Raum reichte über zwei Stockwerke und war mit farbigem Marmorfußboden ausgestattet. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das aus Holz errichtete Schloss im April 1945 bei einem Luftangriff von einer Brandbombe getroffen. Es brannte bis auf das steinerne Fundament ab.
Rundgang durch den Von-Alten-Garten
Der Haupteingang zum Von-Alten-Garten befindet sich in der Posthornstraße in Linden-Mitte. Hier kreuzen sich die quer vor dem Garten verlaufende Posthornstraße und die in den Garten führende Von-Alten-Allee und bilden einen Platz mit erhalten gebliebenem, historischem Pflaster. Von hier aus geht man zwischen vier alte Torpfeilern hindurch auf die 1911 errichtete Toranlage mit den drei Torbögen und den beiden Torhäusern zu. Besagte Pfeiler bildeten früher an anderer Stelle den Eingang zum Ehrenhof. Auf einem Platz zur Linken, zwischen Straße und dem eigentlichen Garten, plätschert seit 1982 der künstlerisch gestalteter Ernst-Brunnen, den Bernd Schlender gestaltete. Mit den beiden stilisierten Bäumen aus Stahl soll er Kraft, Ausdauer, Natur und Geduld verkörpern. Recht steht das bekannte, nach seinem Stifter benannte Ernst-Korte-Haus, ein Begegnungszentrum der AWO. Übrigens kann man den Garten unter anderem auch durch ein kleineres Tor in der Niemeyerstraße betreten.
Brüningstein
Vor dem rechten der beiden Torhäuser steht der „Vermeintliche Brüningstein“. Den Kreuzstein ließ der Graf von Alten-Linsingen 1890 an dieser Stelle aufstellen. Er nahm an, der Stein wäre ein Sühnestein, der an seinen Vorfahren Brüning von Alten erinnern solle. Der Sage nach soll sich Brüning mit einem anderen Edelmann im Jahr 1340 im Streit um einen Jagdfalken duelliert haben. Das Duell eskalierte und neben den beiden Edelmännern lieferten sich neun Knechte mit ihren Schwertern ein blutiges Scharmützel. Da die Sage nur unzureichend urkundlich belegt ist, ist heißt der Stein „Vermeintlicher Brüningstein“. Möglicherweise handelt es sich nämlich auch nur um einen Gerichtsstein, der irgendeine Gerichtsstätte markierte. Hier gibt es genauere Informationen zur Geschichte des Steins.
Auf der Platanenallee
Direkt hinter dem Torhaus beginnt die Platanenallee, die der einstigen Querachse zum ehemaligen Schloss folgt. Rechts befindet sich eine Dreiflügelige-Toranlage, die als Eingang zur alten Gärtnerei diente. Ein Stück weiter auf der anderen Seite ist einer der schönsten Spielplätze in Linden-Limmer zu finden. Der 2005 erneuerte Spielplatz verbindet perfekt die historischen Mauerelemente mit neuem Spielgerät.
Erweiterung zur EXPO
Im Rahmen des EXPO-Projektes „Stadt als Garten“ kaufte die Stadt Hannover mithilfe des Kommunalverbandes Großraum Hannover 1997 den bisher unzugänglichen 1,5 Hektar großen Gartenteil nördlich des ehemaligen Schlosses von der Familie von Alten. Vom Schloss ist leider nicht mehr viel übrig geblieben. Es brannte nach einem Bombenangriff kurz vor Kriegsende bis auf das steinerne Kellergeschoss ab. Im Rahmen der Umgestaltung wurde die historische Terrassenanlage saniert und der Garten behutsam neu gestaltet. Neu in Szene gesetzt wurde die alte Grotte, mit erhaltenen Originalskulpturen von Flussgottheiten. Dieser ruhige Teil des Gartens konnte im April 2000 den Besuchern und Anwohnern des Stadtteils übergeben werden.
Hundeloch – Lindener Gefängnis
Zurück im alten Teil des Gartens, geht man weiter, vorbei an der rechts gelegenen Kindertagesstätte der AWO. Geradeaus liegt der Spielpark Linden. Nun kommt man zum Hundeloch linkerseits des Weges. Den Gutsherren von Linden hatten seit dem Mittelalter auch die niedere Gerichtsbarkeit über den Ort inne. Daher gab es auch ein kleines Gefängnis, das im Volksmund Hundeloch genannt wurde. Es lag zu seiner Zeit gegenüber einem Verwaltungsgebäude und links eines Weges, der von dem Wirtschaftshof des von Altenschen Gutes zum Park führte. Die Lindener Gerichtsbarkeit endete erst mit Beginn des Königreichs Hannover. Der Gerichtsbarkeit verdankt Linden auch seine erste urkundliche Erwähnung: Graf Wittekind I. von Schwalenberg in den Jahren zwischen 1115 und 1119 Gerichtsherr in Linden. Heute übrig sind vom Gefängnis nur ein paar Mauerreste mit einem Gitterfenster. Seinen Namen soll das Gefängnis daher haben, dass es später als Hundezwinger genutzt wurde.
Kirche im Von-Alten-Garten
Am oberen Ende des Von-Alten-Gartens kommen wir zur IGS Linden und zur St. Martinskirche. Die erste Kirche entsteht hier bereits vor 1285. Sie bildet jahrhundertelang den Mittelpunkt des bäuerlichen Lebens. Ab 1728 ersetzt eine neue Kirche den ersten Bau. Von dem ehemaligen Dorffriedhof um die Kirche ist nur noch das Grab von Georg Egestorff erhalten. Der heutige Kirchenbau besteht seit 1957.
Wachsbleiche
Als Abstecher bietet sich noch ein Spaziergang auf die andere Seite des Westschnellwegs an. Dort sind noch Teile der Gartenmauer / Gutshofmauer aus dem 18. Jahrhundert mit einem ursprünglichen Eingangstor zur Wachsbleiche erhalten geblieben. In der Vergangenheit wurde hier das gelbliche Bienenwachs in Bändern ausgelegt und unter Einwirkung des Sonnenlichts gebleicht. Dorthin gelang man entweder über den Lindener Berg oder den Deisterkreisel.
Zur Förderung des Von-Alten-Gartens hat sich 2001 ein gleichnamiger Verein gegründet, der sich der Erhaltung und Entwicklung des historischen Gartens besonders annimmt, (siehe auch Vereine & Verbände).
Herkunft des Straßennamens
Die Gartenanlage hat sich aus dem seit dem 13. Jahrhundert bestehenden Gut Linden der Familie von Alten entwickelt.
Von-Alten-Garten, zusätzliche Informationen
- Postleitzahl (PLZ): 30449
- Polizeikommissariat Limmer
- GPS Koordinaten: (Lat:52.3644409 Long:9.713129)
Bildnachweis: Achim Brandau, Martin Illmann